Ansichtssache
Aussicht von unserem Platz
Der Campingplatzbetreiber liess sich auch heute Morgen nicht blicken. Also wie zahlen? Bisher haben wir noch nirgends Bargeld gebraucht und so haben wir auch keines dabei (wir sind sooo arm). Also schreibe ich einen Zettel, er solle mir doch ein E-Mail mit der IBAN-Nr. schreiben, damit ich ihm das Geld überweisen kann und stecke diesen Zettel in die Bezahlbox. Diese sieht aber nicht aus, als ob sie täglich geleert wird, so bin ich dann mal gespannt, wann ich dieses E-Mail bekommen werde.
Gestern Abend/Nacht gab es bei klarstem Himmel noch die schönsten Nordlichter, allerdings bin ich nur kurz nach draussen, schnell 3 Fotos und wieder unter die warme Decke. Die Nachttemperaturen gingen nämlich bis gegen -15 Grad. Es ist schon krass, wie man verwöhnt wird, nicht mal für ein paar Nordlichter ist man mehr bereit, etwas zu frieren. Liegt auch vielleicht daran, dass wir schon sehr viele gesehen haben, nicht nur auf dieser Reise, vielleicht lag es aber auch am Fieber, das ich immer noch habe. Allerdings habe ich danach gut geschlafen und so erholt man sich am besten. Heute Morgen fühlte ich mich bereits etwas besser.
So fuhren wir relativ früh weiter, ca. 9 Uhr. Aber kaum auf der E6, sagt Anita: «nicht so schnell, es könnte eisig sein!» Ich bin ja schon der langsamste auf dieser Strasse, denke ich aber nur. Und so fahren ich ein paar Stundenkilometer langsamer. Auf den Geraden gebe ich wieder etwas Gas, nicht übertrieben, aber so, dass ich vor der nächsten Kurve wieder höre: «Achtung, es könnte eisig sein!» Ich versichere meinem Schatz 100x, dass ich unser Womo im Griff habe und dass wir sowiso die langsamsten sind auf dieser Strasse und alle anderen viel schneller fahren. Nützt alles nichts. Vor der nächsten Bergabpassage: «Achtung, nicht so schnell, es könnte eisig sein.» Ich weiss, ich weiss, ich fahren ja schon etwas langsamer. «Aber nur 1km und das bringt gar nichts.» So geht es den ganzen Tag und wer hat am Schluss recht gehabt? Sind wir in einem Strassengraben gelandet? Sind wir irgendwo geschleudert? Gab es kritische Situationen? Sind wir geblitzt worden? Eben!
unterwegs
Wir merken aber auch, dass wir diesen Teil der E6 noch gar nie gefahren sind, obwohl wir nun schon zum vierten Mal in Norwegen sind. Nach 40km verlassen wir diese gut ausgebaute Strasse (quasi die Autobahn hier im Norden) und biegen auf die E10 ab. Bei einer Baustelle auf einer Brücke müssen wir beim Rotlicht ziemlich lange stoppen und wundern uns über das komische Gefährt, das im Wasser unter der Brücke durchfährt. Wir können es nicht sofort identifizieren, aber als es näher kommt sehen wir tatsächlich ein U-Boot! So etwas habe ich nun wirklich noch nie gesehen. Wohin es echt will? Eventuell ein amerikanisches oder gar ein russisches? Norwegen selber hat 6 U-Boote, diese können aber via Schiffsradar nicht verfolgt werden, sind also inkognito unterwegs. Wir sind froh, auf der Strasse zu sein, so kann uns dieses Gefährt wenigstens nichts anhaben.
So kommen wir gut und sicher (aber etwas langsam) in Sigerfjord an, wo es am kleinen Häfelchen einen Stellplatz gibt. Auch hier, bezahlen via Couvert (200 Norwegische Kronen haben wir inzwischen auch als Bargeld) und wir sind wiedermal die einzigen. Sogar die Stromsäulen sind in Betrieb und auch eine Beschreibung, wo man sich hinstellen kann. Diese ist noch wichtig, denn nach dem heutigen Neuschnee von 10cm ist hier noch nichts geräumt und alles sieht gleich aus, ob befestigter Platz oder einfach nur Wiese.
wir stehen wiedermal am Strom
Wir geniessen die Umgebung und das Meer. Hier gäbe es tolle Nordlichtfotos vor einer gewaltig schönen Kulisse, es ist jedoch weiterhin Schnee angesagt. Aber vielleicht gibt es diese Nacht mal noch eine Wolkenlücke. Es scheint, als ob Petrus weiss, dass wir die Lofoten auch mal in Weiss sehen möchten und er es darum noch kräftig schneien lässt.
Wir möchten nämlich morgen auf die Insel Hadseløya, dort wo es viele Elche gibt und danach übermorgen weiter auf die Lofoten. Und die Lofoten in Weiss, das hat dann schon etwas!
16.2.2025 - Hauptsache für dich passt es. Manchmal bist du einfach ein richtiger egoistischer Mensch. Wenn deine Beifahrerin aus Angst sagt, nicht so schnell es kkönte glatt sein, dann bist du zu schnell! Egal ob es für dich zu schnell ist oder nicht. Ausserdem, wie oft hast du jetzt schon dein Knutschi im Graben versenkt und bist ohne fremde Hilfe nicht mehr weiter gekommen oder musstest es frei schaufeln? Und ich hoffe jetzt einmal, dass du jedes einzelne Mal davor gedacht hast, du hättest dein Fahrzeug zu 100% im Griff. Manchmal frage ich mich schon, wie Anita das mit dir aushält. Nichts für ungut, Aber das musste jetzt mal gesagt werden.
Peter
16.2.2025 - Lieber Peter, danke für deinen Kommentar. Ich kann gut verstehen, dass man beim Lesen des Blogs manchmal denkt, Rolf sei ein waghalsiger Fahrer – aber ich kann dich beruhigen: In Wirklichkeit ist er äusserst umsichtig und verantwortungsbewusst. Sein Schreibstil ist eben ironisch und mit einer Prise Humor gewürzt – genau das, was seinen Blog so lesenswert macht. Und keine Sorge, ich sitze nicht als verängstigte Beifahrerin daneben, sondern bin eine gleichberechtigte Reisepartnerin, die auch mal das Steuer übernimmt. Wir passen gut aufeinander auf – und genau deshalb geniesse ich jede Fahrt mit ihm. Liebe Grüsse Anita
Anita
16.2.2025 - Liebes Knutschi Team Lieber Peter Wenn man den Blog von Rolf über all die Jahre hinweg verfolgt und liest, könnte man vom Verfasser schon manchmal das Gefühl haben, er sei ein Egoist. Hat man aber Freude an seinem oft humorvollen und ironischen Schreibstil (genau das macht ja den Blog so lesenswert, wie Anita richtig feststellt), braucht man sich um Anita keine Sorgen zu machen. Rolf nimmt sich ja immer wieder „selbst auf den Arm“, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen gelingt. In meinen Reiseberichten (nicht öffentlich) über- oder untertreibe ich manchmal auch ein bisschen. Und das liest sich später einfach amüsanter, als die nackte Tatsache. Das musste jetzt einfach auch gesagt/geschrieben werden, lieber Peter. Einmal mehr liebe Grüsse und gute Fahrt in unserer ebenso bevorzugten Reiseregion Skandinavien.
Andreas&Pirkko
17.2.2025 - Genau diese Diskussionen zwischen Fahrer und Beifahrerin gibt es bei uns auch. Und ich vermute mal: in jedem Reiseteam in ähnlicher Form. Und das ist auch gut so, solange sich keiner über den anderen erhebt. Wir haben schon manche kritische Situation vermieden, weil Annette den richtigen Riecher hatte. Wir haben aber auch schon manches Ziel erreicht, weil ich mich getraut habe, eine schwierige Passage zu fahren (und Annette dabei die Augen geschlossen und gebetet hat…). Wie so oft im Leben: Es ist halt beides richtig. Peter, vielleicht liest Du hier noch nicht lange mit. Ansonsten hättest du bestimmt gemerkt, dass bei den beiden gilt „Was sich liebt, das neckt sich.“ Ich zumindest lese hier so gerne mit, weil es so oft etwas zu lachen gibt. Liebe Grüße Micha
17.2.2025 - Bravo Micha, das hast du sehr treffend geschrieben. Dem ist nichts mehr beizufügen.
Andreas&Pirkko
