ein Ruhetag
Ruhetag
Wir sitzen im Womo auf dem Campingplatz in Tromsø, es ist der 9. Februar weit über dem Polarkreis und es regnet in Strömen. Also was machen? Irgendwie sind wir kaputt von der gestrigen Wanderung und von den vielen Eindrücken der letzten Wochen. Auch die Umplanungen brauchen jeweils Zeit und Energie, bei mir jedenfalls.
Der heutige Tag schreit gerade so nach einem Ruhetag. Und wenn Ruhetag, dann richtig Ruhetag. Also gehen wir zur Reception und verlängere unseren Aufenthalt bis morgen. Und während wir so in unserem Knutschi sitzen, nach draussen schauen, so schön nix machen, bin ich am rumsurfen und da kommt die Idee wieder auf, Spitzbergen zu besuchen.
Eine Stunde später haben wir einen Flug gebucht, morgen Montag von Tromsø auf die Spitzbergen und am Mittwoch von Longyearbyen zurück. Dazu zwei Nächte im Hotel Radisson Blu Polar. Wenn wir jetzt die Spitzbergen nicht besuchen, wann dann? Und wir können unsere erste Polarnacht erleben, ein Tag, an dem die Sonne nicht aufgeht. Es wird von 9:14 Uhr bis 15:11 Uhr blaue Stunde herrschen, also die Sonne wird dann knapp unterhalb des Horizonts sein.
Wir freuen uns sehr und sind gespannt, wie das sein wird.
Die Reise bis hierhin war aber schon toll, darum mache ich nun ein kleines Zwischenfazit.
Übernachtungsplätze sind noch einfacher zu finden wie im Sommer. Es hat sehr wenige Wohnmobilisten unterwegs, überall ist es frei und man kann auf jedem Rastplatz problemlos übernachten, es hat viel weniger Strassenverkehr, und der Lärm ist wegen den schneebedeckten Strassen sehr gedämpft.
Wenn wir frei stehen, brauchen wir mit allem rund 50Ah Strom, inkl. Dieselheizung, aufladen der verschiedensten Geräten und Beleuchtung. Wenn wir sparen, können wir den Verbrauch auf 35Ah senken.
Grauwasserablässe gibt es praktisch keine, nicht mal auf den Campingplätzen. Die meisten sind total eingefroren oder einfach geschlossen. Das Grauwasser wird man nur mittels Becken los, das man in eine WC-Entsorgungsstation oder normales WC leeren kann. Beim WC sind wir echt froh, haben wir eine Trenntoilette und müssen nur den Urin entsorgen. Das ist relativ entspannt, WC-Kassetten-Entleerungsstationen hat es nur auf den Campingplätzen, die öffentlichen Stationen auf den Rastplätzen sind zu 99% geschlossen, ebenso die öffentlichen WC’s.
Die meisten Frischwasserstellen sind ebenfalls geschlossen, Frischwasser auf den Camping- und Stellplätze ist aber meist kein Problem.
Unsere Innenisolierung ist toll und macht das Leben im Womo bei Kälte draussen kuschelig warm. Bis zu einer Temperatur von -20 Grad haben wir fast keine Probleme, wird es Kälter, gefriert dann vieles ein, und da ist man fast machtlos. Ob das der Küchen- oder Duschablauf ist, oder das offene Abwasserrohr, mit der Zeit friert es dann schon zu. Auch der Motor startet bis -20 ohne Probleme, wird es kälter, hat er dann etwas mehr Mühe.
Wir waren erstaunt, dass z.B. die Wohnraumbatterie unter dem Fahrersitz im Innenraum nach einer kalten Nacht unter Null Grad hat, nur weil sie vorne am Boden unten sitzt. Bei dieser Kälte liefert sie weniger Spannung und das Aufladen funktioniert bei einer Lithiumbatterie nur bei über 0 Grad. Während dem fahren wird es dann vorne immer etwas wärmer von der Heizung des Fiats und dadurch wird auch die Aufbaubatterie wieder wärmer.
Sie macht gute Dienste und muss auch viel arbeiten. Sie hat aber Mühe mit schwacher Stromspannung von der Batterie, wenn diese kalt ist. Bei Batterietemperatur von 2 Grad stellt z.B. die Heizung ab und geht in den Störmodus, wenn wir gleichzeitig die Kaffeemaschine laufen lassen. Nach dem Rücksetzen der Fehlermeldung springt die Heizung wieder an.
Wenn wir auf dieser Reise mit LPG-Tank und Gasheizung unterwegs gewesen wären, hätten wir echt Probleme gehabt, weil wir keine LPG auffüllen hätten können. Der Grund: Strassensperrungen und Wetter.
Ist fast alles bestimmend, vielleicht aber auch, weil wir aktuell nicht in einer stabilen Wettersituation umherreisen. Wir haben Temperaturunterschiede von 30 Grad, von -23 bis +7 Grad und können nicht viele Tage voraus planen. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass an der Küste näher beim Meer, das Wetter unbeständig und stürmisch ist, während dem im Inland eher kalt aber stabil ist. Eventuell werden wir dann auch nach dem Abstecher auf die Spitzbergen aus diesem Grund Richtung Schweden fahren. Die Temperaturen sind diesen Winter auch eher unbeständig, sagen alle hier oben. Es ist viel zu warm und hat viel zu wenig Schnee.
Dort wo die Strassen Schneebedeckt sind, ist das Fahren absolut kein Problem. Das Problem ist nur dann, wenn es tagsüber über Null und nachts unter null ist, dann bildet sich pures Eis und gesalzen wird nicht. Das Eis wird täglich dicker, auch wenn es aufgeraut und gesplittet wird. Der Verkehr ist viel weniger wie im Sommer, von daher sehr angenehm zu fahren. Allerdings rasen die Lastwagen gefühlsmässig schneller wie im Sommer, man ist im Winter mit dem Wohnmobil als Tourist eher bei den langsamen Verkehrsteilnehmern. Im Sommer gibt es so viele, die Wohnmobile mieten und noch viel langsamer fahren, dass man dann schon zu den zügigeren Verkehrsteilnehmern gehört. Das ist im Winter total anders.
Die Tage sind schon kurz, wenn es nur 5 Stunden hell ist. Fahren und besichtigen sollte man im hellen, den Rest kann man auch bei Dunkelheit machen.
Schneeschaufel haben wir schon viel gebraucht, den Besen und Eiskratzer auch. Auch Schneeketten sind absolute Pflicht. Hier fahren viele mit Spikes-Reifen, das ist schon hilfreich, aber nicht absolut nötig. Aktuell bei total vereisten Strassen wären sie besser. Wir kommen mit unseren Winterpneus eigentlich gut zurecht und würden bei einer weiteren Winterreise wahrscheinlich wieder keine Spikes montieren.
Vielen Sehenswürdigkeiten haben geschlossen oder haben nur beschränkt geöffnet, im allgemeinen vielleicht Öffnungszeiten von 10 bis 15 Uhr. Viele sind auch nicht erreichbar, weil der Weg dorthin nicht geräumt ist. Touristencenter auf dem Land sind vielfach geschlossen.
Wir finden es super, was man hier für Möglichkeiten hat, Winterkleider zu kaufen. Egal, ob Marke oder nicht, die Auswahl ist grandios. Zum Beispiel lange Unterhosen: in der Schweiz gibt es vielleicht zwei Modelle in verschiedenen Grössen, hier gibt es überall günstige Modelle, die auch top sitzen. Oder Winterjacken, die den Namen auch verdienen. So haben wir zum Beispiel Winterhosen gekauft, die im Supermarkt 45€ gekostet haben und besser sind, wie jede teure Markenhose in der Schweiz. Unser Tipp: alle Winterkleider hier kaufen und nicht schon in der Schweiz vorher besorgen.
Die Einkaufsläden und Tankstellen haben die gleichen Öffnungszeiten wie im Sommer, ca. von 8 – 20 Uhr oder noch länger.