Und ein Rundgang durch M’hamid
Wohnung zu verkaufen
Wir fragen Abdou, wo er hier im Ort seine Tücher für den Turban kauft. Ich, Rolf, suche schon länger ein schwarzes, denn viele Einheimischen tragen schwarze Turbans. Abdou ist grad etwas beleidigt und sagt, das sei nicht schwarz, sondern Indigo. Natürlich entschuldige ich mich sofort und muss dann im Internet nachschauen, was Indigo überhaupt ist. Aha, ganz eine dunkelblaue Farbe, so wie das Auge, das ich mir fast mit dieser Frage geholt habe…
Auf alle Fälle braucht man für einen richtigen Turban etwa 7m Stoff, besser 8m, denn man weiss nie, wann man ein Stück Stoff nötig habe und so könne man sich vom Turban ein Stück abschneiden. Aber hier im Dorf gibt es einen alten Händler, der von allen Leuten, egal ob Touristen oder Einheimische, das gleiche verlange, etwa 15Dhm pro Meter und das sei gute Qualität dort. Natürlich lassen wir uns den Laden zeigen, aber Abdou fährt mit dem Auto eines Freundes des Cousins mit uns weiter zum alten Teil von Mhamid, über die grosse Brücke des ausgetrockneten Flusses und dann rechts. Da gibt es eine etwa drei Kilometer lange asphaltierte, im Kreis geführte Strasse, die schlussendlich wieder bei der Brücke endet.
enge Gassen in der Altstadt von Mhamid
Abdou will uns sein Heimatdorf zeigen und parkiert dann etwa zwei Kilometer entfernt vom Campingplatz bei einer alten Kasbha, also einer Überbauung von Lehmhäusern, die alle zusammengebaut sind, zweistöckig und so im Innern einen kühlen Lebensraum auch im Sommer gewähren. Diesen Sommer hätten sie z.B. 52 Grad im Schatten gemessen und innen in den Häusern war es nur etwa 34 Grad.
Er zeigt uns die verwinkelten Gassen, zum Teil stockdunkel, und bei einer Tür bleibt er stehen und sagt, ich müsse da ein Foto machen. Der Besitzer dieser Wohnung sei ausgezogen und habe hier seine Mobile-Nummer angemalt und wer diese Wohnung jetzt kaufen will, kann sich bei dieser Nummer melden. Also, wer auf der Suche nach einer Wohnung in Marokko ist, hier gibt es eine zu verkaufen, allzu teuer kann sie aber nicht sein… Danach stehen wir vor einem kleinen Verkaufsladen. Dieser Laden wird von Frauen aus dem Ort geführt, die hier selbstgemachte Handwerkskunst verkaufen. Wahrscheinlich verirrt sich hier höchstens ein Tourist pro Woche hierher und da ist es klar, dass wir so einiges zusammenkaufen. Auch Dinge, die wir nicht unbedingt brauchen, die aber einfach schön aussehen und wir wissen, dass das Geld hier am richtigen Ort angelegt ist.
Anita, eingekleidet von einer Einheimischen
Abdou erklärt uns dann auch, dass die Frauen seit dem König Mohamed VI viele Rechte dazugewonnen hätten. Vorher hätten sie gleichviel Rechte wie ein Stück Plastik gehabt, jetzt sei es aber viel besser. Sie hätte z. B. auch das Recht, sich Scheiden zu lassen und bei einer Scheidung müsse der Mann Alimente bezahlen. Das sei vorher nicht so gewesen. Wer nicht bezahle, lande im Gefängnis. Auch halte der König das Land in dem vielvölker-Staat zusammen und habe auch die Sicherheit stark erhöht. In welchem afrikanischen Land sei das schon so, dass die Polizei nicht korrupt sei und sich auch die einfachen Leute ohne Angst an die Polizei wenden könnten? Klar, es gäbe im Land noch einiges zu tun, aber das komme schon mit der Zeit, Lamushkilah (kein Problem), erklärt uns Abdou nicht ohne stolz.
Danach fahren wir noch durch die Gärten und sind kurze Zeit später wieder bei der Brücke und dann beim Campingplatz. Da steht ein Wohnmobil aus Luzern neben uns und klar, da haben wir zu tratschen und etwas später fährt ein oranger Jeep aus Obwalden neben uns und das Tratschen und Kaffeetrinken geht weiter… Irgendwie findet man auch in der Wüste immer Landsleute.
Überhaupt fühlen wir uns heute ein wenig wie kleine Stars. Unser Foto letzte Woche auf dem fliegenden Teppich hat unter den Einheimischen die Runde und viel Eindruck gemacht. Abdou, Kahlifa und einige Freunde bitten schon einige Zeit, dass wir doch von ihnen auch so ein Foto schiessen könnten. Heute war es den endlich so weit. Ich richtete mein Fotostudio auf dem Campingplatz auf, d.h., der Fotoapparat wurde auf das Stativ geschraubt, ein Teppich vorne ausgerollt und alle anstehenden Leute setzten sich auf den Teppich in ihrer Pose, ich schiesse von jedem ein Foto und jetzt geht es dann an die Bearbeitung dieser Bilder, muss ich doch die Personen mit dem Teppich ausschneiden, auf einen anderen Hintergrund setzen und dann das Foto ausdrucken.
Ich glaube, ich könnte hier ein Fotogeschäft eröffnen. Aber ob ich genug verdienen würde?