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Marokko 2017
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Wir fahren nach Hause

einstimmiger Entschluss

Gestern haben Anita und ich viel geredet und diskutiert. Wir haben dann gemeinsam den Entschluss gefasst, Richtung nach Hause zu fahren und unsere Reise nicht noch künstlich zu verlängern. Wir hätten ja noch mehr wie zwei Wochen Zeit, aber ganz ehrlich: unsere Luft ist draussen! Wir haben so viele tolle Momenten erlebt, haben alles gesehen, was wir wollten und nun fehlen uns die Ziele auf dieser Reise. Wir fühlen uns als Entdecker, wollen uns auf Sehenswürdigkeiten und Landschaften freuen können. Aber momentan fühlen wir uns etwas leer. Wir sind noch nicht soweit, dass wir reisen um des Reisens Willen. Wir können nicht einfach Zeit absitzen, weil es so schön ist, unterwegs zu sein, wir müssen Ziele haben. Keine Ziele wie, wir bleiben bis im März, unsere Ziele sind Sehenswürdigkeiten, Landschaftsbilder und unbekannte Orte. Unsere Landschaftsbilder haben wir auf dieser Reise gesehen, tief verschneite Bäume bei viel Schnee und 20 Grad minus, das ist für die nächste zwei Wochen nicht mehr angesagt. Für ein bisschen Schnee und ein bisschen Minustemperaturen sind wir momentan gesättigt.

Wir hatten auf den Lofoten tolles Wetter, blauer Himmel und weisse Landschaft, dafür sind wir sehr dankbar und es ist nicht selbstverständlich. Aber danach trat eine Leere ein, die wir uns nicht von Anfang an eingestehen wollten. Und nicht falsch verstehen, wir hatten eine wirklich absolut tolle Reise, diese nun aber einfach noch zwei Wochen künstlich zu verlängern, würde mehr kaputt machen. Unsere Reisen waren bisher im Maximum 6 Wochen lang, und das ist für uns genau richtig. Monatelang unterwegs zu sein, dafür sind wir momentan noch nicht bereit. Bisher dachten wir immer, das könnten wir locker, aber ehrlicherweise können wir das noch nicht. Zwei Monate sind für uns jetzt zu lange, das mussten wir in den letzten Tagen lernen.

Wir sind nun in der komfortablen Lage, genug Zeit für die Heimreise zu haben. Wir können nach Lust und Laune entweder nur 150km fahren oder aber 600 pro Tag (es sind mit dem heutigen Abend noch knapp 2000km nach Hause). Aber die Richtung ist nun definitiv vorgegeben und seit wir das beide so entschieden haben, geht es uns sehr gut und wir freuen uns auf die kommenden Tage. Und eines ist ganz sicher: wir werden im Winter nach Skandinavien zurückkehren!

Heutiger Tag

Wir haben heute zwei Ziele: endlich unser Knutschi waschen, damit man wieder sieht, dass es ein Wohnmobil ist und zum Zweiten in Mora ins Wasalaufmuseum. Diesen Sonntag ist der Vasaloppet, das grösste und älteste Langlaufrennen der Welt. 16'000 Langläufer machen sich in der klassischen Technik auf die 90km Strecke von Sälen nach Mora. Wenn also nicht heute ins Museum, wann dann? Wir müssen ja nicht so tun, als ob wir den Wasalauf auch mitmachen, so fair sind wir dann, aber uns unter die Teilnehmer mischen, warum nicht?

Also starten wir um 9 Uhr schon relativ früh, fahren die 80km nach Östersund und waschen dort in einer Self-Waschbox unser Knutschi. Es ist schwarz und der Dreck fast Zentimeter dick. Nach 20 Minuten glänzt es wieder wie neu, allerdings nicht allzulange. Ab Östersund ist die Schneedecke nicht mehr durchgehend und auch die Temperaturen sind wieder über null Grad, die Strassen also dreckig und feucht und unser Knutschi bald wieder etwas weniger weiss.

Nach Mora sind es nun 300km, wo wir gut vorwärts kommen. Es hat mal mehr oder weniger Schnee, aber je näher wir Mora kommen, desto weniger gibt es. Die Wiesen sind grün, die Temperatur 5 Grad. Wie wollen die hier den Vasalauf über die Bühne bringen?

Als wir dann in Mora ankommen, ist das Verkehrschaos perfekt. Lastwagen beladen mit Schnee liefern ihn irgendwo in den Zielbereich, Strassen sind wegen der grössten schwedischen Sportveranstaltung gesperrt, hunderte Langläufer irren umher, Busse überall, Pw’s auch und wir zwischendrin. Wir merken schnell, dass ein Besuch des Museums zwei Tage vor dem Vasalauf mit einem Wohnmobil wahrscheinlich nicht die cleverste Idee des Jahres war. Also rechts umkehrt und in den Biltema. Anita braucht unbedingt noch mehr Camping-Gläser, die ihr so gut gefallen. Nachdem wir diese haben und noch einige Dinge mehr starten wir Versuch Nr. 2. Resultat: gleich wie bei Versuch Nr. 1. Wir enden im Chaos zwischen Leuten, Fahrzeugen, Bagger, Camions und Bussen. Kein Platz, unser Knutschi abzustellen und darum keine Möglichkeit, uns noch für den Vasalauf anzumelden. Schade, wir hätten so gerne teilgenommen…

Wir entscheiden uns, Mora ohne Besuch des Museums zu verlassen, wahrscheinlich hat hier auch niemand auf ein Wohnmobil aus der Schweiz gewartet. So fahren wir noch einige Kilometer weiter bis zum Wald- und Flößereimuseum Siljansfors, das zwar geschlossen hat, aber der Parkplatz frei für die Übernachtung mit Wohnmobilen ist.

Wir bleiben die Nacht hier und freuen uns auf morgen.

Ach ja, der Vasalauf musste bisher bei seinen 101 Austragungen nur einmal, 1990, wegen Schneemangel abgesagt werden. Bei der diesjährigen Austragung wird von guten Schneeverhältnissen geschrieben. Uns nimmt es wunder, wo die den Schnee hernehmen…

Übernachtung

Mora - Siljansfors Forest Museum***
Stellplatz Koordinaten: 60.88919,14.373722
N 60° 53' 21.1"  E 14° 22' 25.4"

27.2.2025 - Gute und vorallem unfallfreie Rückfahrt/Heimreise wie immer ihr es auch nennt. Und Danke für die tollen Fotos und Tagesberichte. Ernst&Andrea

Andrea Bellè


27.2.2025 - Danke für die schönen Fotos, aber uns zeigt es, dass die Entscheidung für uns mit Skandinavien nur fahren, fahren, fahren und Landschaften und Landschaften nicht unsere Zielregion ist. Schön, dass es euch dort so super gefällt und Ihr wieder dorthin zurückkehrt. Vielen Dank für Eure schönen Berichte. Wir grüßen aus Paris. LG Trudchen

Trudchen


28.2.2025 - Ich kenne diesen Moment nur zu gut. Das ging uns auf der langen Lapplandreise und der Irland-Schottland-Tour ganz genau so. Das war alles so schön und so toll, aber irgendwann macht das Gehirn nicht mehr mit. Eure Entscheidung kann ich daher absolut nachvollziehen. Gute Heimfahrt! Liebe Grüße Micha

- Micha


28.2.2025 - Die Luft ist draussen, wir sind bedient.....! Ja so und ähnlich tönt es, wenn man wirklich keine Bock mehr hat. Mein Erstaunen ist gross, dass dieser Moment relativ spät bei euch gekommen ist. Wenn ich eure Reise so "Revue" passieren lasse, muss ich sagen, dass es ja fast ein Ende mit Ansage gewesen ist. Ich hatte beim Lesen eurer Berichte eigentlich nie den Eindruck, dass es für euch sehr gemütlich oder entspannt gewesen wäre. Es tönte mehr nach ständigem Kampf um nötige Wärme, keinen Frostschaden, kein Festfahren im Schnee, kein Weiterkommen auf Eis etc. Oder dann auch der permanente Stress um die besten Nordlichter fotografieren zu können war jetzt für mich auch nicht gerade eine spezielle Motivation um eine solche Reise im Camper zu unternehmen. Also richtig zu entschleunigen sieht für mich anders aus, um es mal ehrlich zu sagen. Die Tage sind so kurz im Norden und man verbringt dadurch (zu-)viel Zeit im Camper. Das geht mit der Zeit auf den Kecks, keine Frage. Zumal noch beide mal krank waren.... Wintercamping bedingt ein straffes Out-of-the-Womo Programm, ansonsten läuft man Gefahr, dass es enorm langweilig wird in der Kiste auf 1,5 m2 Fläche und bei -22°. Ich für meinen Teil habe durch eure Schilderungen der Reise meine Bestärkung gefunden, dass meine Winterreisen in den Norden weiterhin ohne Camper erfolgen. Aber trotzdem war's interessant, eure Reiseeindrücke zu lesen. Herzlichen Dank dafür.

Hans-Peter Lanz

28.2.2025 - Danke für deine ehrlichen Worte und deine Einschätzung! Ja, unsere Reise war definitiv kein entspannter „Füsse hochlegen“-Trip – aber genau das war uns vorher klar. Wir wollten das Abenteuer, die Herausforderung und vor allem die Natur in ihrer winterlichen Intensität erleben. Dass es oft kalt, anstrengend und manchmal ungemütlich war, gehört dazu – und genau das macht es für uns auch so besonders. Natürlich ist Wintercamping nicht jedermanns Sache, und wir verstehen absolut, wenn du für dich sagst, dass das nichts wäre. Aber trotz aller Herausforderungen hatten wir auch unglaublich viele unvergessliche Momente: magische Nordlichter, einsame Winterlandschaften, das Gefühl von absoluter Freiheit und auch viele gemütliche Abende im warmen Womo. Wir kannten aber weder Langweile noch Stress. Am Ende zählt, dass jeder seine eigene Art zu reisen findet – für uns war es genau die Reise, die wir wollten. Und wir nehmen aus all dem auch viel für zukünftige Touren mit. Danke, dass du uns begleitet hast und unsere Eindrücke spannend fandest
Rolf und Anita


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