mit Edelsteinmine
Wir beginnen den heutigen Tag ohne allzu grossen Erwartungen. Draussen wurde es erstaunlich warm, 0 Grad und wir sind auf dem Polarkreis im Januar! Aber das schadet unserem Knutschi sicher nichts, so können wir all das festgefrorene Eis-Schnee-Gemisch etwas entfernen. Unser eigentlich nächstes Ziel ist übermorgen ein Aussichtspunkt, denn da soll es auch klares Wetter geben, wir sind gespannt, ob das dann auch stimmt (Nordlichter).
Bis dahin sind es noch 240km und so unterteilen wir diese Strecke auf zwei Tage. Ungefähr in der Mitte soll es eine Amethyst-Mine geben, die man besichtigen kann. Amethyst ist eine Quarzart, die ganz geringe Eisenmengen beinhaltet und darum violett schimmert. Das wäre doch etwas, vor allem, weil es sogar leicht Regen vom Himmel fiserlet, dann bleiben wir im Stollen ja schön trocken.
Also fahren wir los und die Fahrt auf den schneebedeckten Strassen bei warmen Temperaturen stellt sich ziemlich anspruchsvoll heraus. Das meiste geht geradeaus mit immer noch sehr wenig Verkehr hier im Norden oben. So kommen wir doch einigermassen gut vorwärts.
Die Stimmung an Bord ist sehr gut, wenn man nämlich bedenkt, dass das im Sommer ein bedeckter regnerischer Tag wäre und jetzt mit Schnee eben doch viel schöner aussieht. Die Stimmung wird immer noch besser, als wir dann vor Vuostimo die Hauptstrasse nach links verlassen und Richtung Pyhä-Luosto-Nationalpark fahren. Die Strasse ist leicht ansteigend, der Nieselregen geht in Nieselschnee über. Die Strasse wird schneebedeckter und die Bäume haben mit jedem Kilometer mehr Schnee auf den Zweigen. Es sieht immer schöner aus, wir sind jede Minute mehr begeistert.
Dann fahren wir auf den grossen Parkplatz des Skigebietes von Luosto und sind erstaunt: heute ist Sonntag, Pulverschnee und fast keine Leute hier. Wo sind denn die alle? Kein Bock auf Skifahren oder Langlauf? Na, uns juckt es nicht, wir platzieren unser Knutschi und schreiten zur Infotafel. Die Edelsteinmine ist 2.5km weit weg, man kann jetzt mit Schneeschuhen, Langlaufskis, Wandern oder mit dem Schneebus fahren. Der Schneebus ist eine Art Pistenfahrzeug mit Anhänger für den Personentransport. Die 70€ für den Schneebus und Eintritt zur Mine ist uns dann doch etwas viel und wir entscheiden uns für unsere Schneeschuhe. Es ist 13 Uhr und wenn wir die 2.5km in 35 Minuten laufen können wir direkt die Minenführung um 14 Uhr besuchen. Perfekt.
Bis wir dann allerding nur schon unsere Schneeschuhe angezogen haben, vergehen 15 Minuten, danach merken wir, dass wir das Geld im Womo vergessen haben und müssen nochmals alles ausziehen und ins Womo. Wir laufen also schon mit ziemlicher Verspätung weg.
Und dann auf dem Schneeschuhweg ein absolutes Wintermärchen! Alle 10 Meter müssen wir stoppen, Fotos machen und uns an der Winterlandschaft satt sehen. Wir kommen nicht vom Fleck, so schön ist es. Und als wir die ersten 500m hinter uns haben, ist es schon 14 Uhr. Macht nix, es ist so schön, dass wir auch ohne Minenführung einen tollen Tag haben. Um 14:45 Uhr kommen wir dann endlich beim Lampivaaran Ametistikaivos an, eine Art Caffè und Bergwerksinfo in einem. Es ist ein tolles, einfaches Blockhaus in den finnischen Wäldern und wir bestellen zuerst mal grad eine heisse Schokolade. Es ist zwar nur ein Schockopulver, dass in heissem Wasser eingerührt wird, schmeckt aber trotzdem lecker. Wir haben hier in Finnland noch nie eine Kuh gesehen, gibt es die da überhaupt und was machen die mit den Ställen, wenn es 30 Grad Minus hat? (Es reicht aus, wenn die Temperatur im Stall ein paar Grad plus beträgt. Die Ställe sind geräumig und hoch, sie verfügen über eine gute Schwerkraftbelüftung. Die Ställe werden nicht beheizt, die Wärme der Kühe hält die Temperatur positiv. Bei strengstem Frost kann die Luft etwas unter den Gefrierpunkt gehen, aber das schadet nicht.)
Anita beim Suchen der Edelsteine
Beim Kaffee fragen wir für eine Besichtigung der Mine, kein Problem, um 15 Uhr findet die nächste statt, kostet aber 40 € pro Person. Ups, auf der Webseite stand etwas von 20€ aber man will ja nicht kleinlich sein… Also buche ich, wenn wir schon mal hier sind und Gelegenheit haben. Pünklich um 15 Uhr werden wir mit einem Schneebus abgeholt. Die Fahrt beträgt nur wenige 100m und dann sind wir dort und werden zuerst in eine Blockhütte gelotst. Dort hält ein Arbeiter der Mine einen Vortrag in englisch über die Mine: es ist die letzte Amethyst-Mine Europas, die sich gegen die Konkurrenz aus Südamerika halten kann. Allerdings arbeiten nur 13 Leute hier, inklusive Kaffeebedienung und Touristenführer. Dafür wird alles hier gemacht, Abbau, Zuschliff. Handel und Verkauf. Die Ausführungen sind sehr interessant und wir erfahren so einiges. Es ist auch keine Mine im eigentlichen Sinn, sondern die Steine findet man an der Oberfläche, darum gibt es hier weder Tunnels noch Schächte. Früher war dieser Hügelzug ein grosses Gebirge, dieses wurde aber in 2 Milliarden Jahre abgeschliffen und wir sind jetzt sozusagen im alten Gestein tief unter den Bergen, nur das die Berge nicht mehr da sind. Diese Hügel hier gehören zu den ältesten Bergen weltweit. (alles Infos von einem stolzen Finnen auf Englisch, wo ich nicht alles verstehe, also ohne Gewähr).
Danach geht es für uns eine überdachte Holztreppe hinunter in ein mit Holz überdachtes Abbaugebiet für Touristen. Die eigentliche Mine steht im Winter still, zu viel Schnee und gefrorener Boden, abgebaut wird nämlich ohne Maschinen, nur von Hand. Im Winter lässt man also die Touristen Edelsteine abbauen, behalten darf man nur drei Stücke, wenn man sie in einer geschlossenen Faust halten kann. Findet man ein grösseres Ding, gehört es der Miene.
Wir wühlen im Boden und halten Ausschau nach Edelsteinen, die aussehen wie Glasstücke. Hin und wieder finden wir einen kleinen und dann einen etwas grösseren (keine 5cm, aber immerhin 1cm), wenn es ein Diamant wäre, hätte er 20 Karat! Wow, wir sind stolz, schlussendlich habe wir etwa 9 Steinchen und dieser Brocken. Nach ca. 20 Minuten ist die Suche beendet und jeder kann seine Funde begutachten lassen. Als wir unsere Steine für den Begutachter sortieren, fällt mir der Brocken aus der Hand auf den Boden und verschwindet zwischen den Steinen. Bin ich ein Däpp! Aber ich gebe nicht auf und trage einen Stein nach dem anderen vom Boden ab, bis ich unsere nach 5 Minuten wieder finde. Uff, Glück gehabt.
Nach der Begutachtung haben wir diesen einen Amethyst, einen kleinen Rauchquarz (soll auch etwas besonderes sein) und der Rest sind ganz normale Schneequarze. Jetzt müssen wir die Steine nur noch polieren und wir sind reich.
wir treten im Dunkeln aus der Mine
Als wir dann um halb fünf wieder ans Tageslicht treten, ist es dunkel. Und wir müssen noch die 3km mit den Schneeschuhen zurück.
Es ist aber eine fantastische Tour durch den verschneiten Wald, ohne Licht. Aber der Schnee verschluckt wenig Licht und wir sehen genug. Um halb Sechs sind wir endlich beim Knutschi, ziemlich kaputt, aber unendlich zufrieden mit dem heutigen Tag. Er war viel genialer, wie wir uns den am Morgen nur vorstellen konnten.
Und da wir nun auf dem grossen Parkplatz ganz alleine stehen, entschieden wir, dass wir hier übernachten.
Sonnenaufgang 9:39 Uhr, Untergang 15:08 Uhr, Tageslänge 5:29 Std
leichter Regen/Schneefall, 0 bis -2 Grad
26.1.2025 - Hallo Anita und Rolf, schön immer wiedereure Reiseberichte zu lesen. Wir sind jetzt gute 5 km von euch entfernt in Luosto. Wir hoffen das Ihr noch ein paar "Edelsteine" für uns zurück gelassen habt. Wir besuchen die Miene am Mittwoch. Wir wünschen euch viel Glück und tolle Nordlichter auf der weiterreise. Einen Kaffee würde immer für Euch bereitstehen, solltet ihr in Luosto einen stop einlege. Gruss und gute weiterreise Diego
Diego