Wir kommen am westlichsten Punkt Frankreichs an, ab jetzt geht es wieder Richtung Osten
westlicher gehts nimmer
Wir werden wieder mit leichten Nieselregen geweckt. Aber es ist immerhin schon 12 Grad warm, für Januar eigentlich ganz ok. Es nützt nichts, wenn wir noch hier bleiben, also fahren wir die fünf Kilometer bis zum westlichsten Punkt Frankreich und machen schon den ersten Stopp. Es sieht wiedermal fantastisch aus, aber daran haben wir uns in der Bretagne schon gewöhnt.
Auf schmalen Küstensträsschen geht es weiter Richtung Saint Mathieu, zum Leuchturm, der praktisch in einem Kloster gebaut wurde. Es schüttet zwischendurch immer wieder vom Himmel, aber zwischendurch auch immer wieder mal etwas trockener. Der Leuchtturm kann im Winter nicht besichtigt werden, einmal mehr, aber viel mehr von oben sehen würden wir ja trotzdem nicht. Noch immer ist es grau in grau, es wird auch den ganzen Tag nichts mehr daran ändern. Also fahren wir weiter…
Unser Ziel sind die Steinfelder von Carnac. Dort stehen seit 6000 Jahren über 2800 Steine in Reihen, die von der damaligen Bevölkerung aufgestellt worden sind. Und da dies einer der 100 Orte ist, die man als Womofahrer besucht haben muss, wollen wir diese inspizieren. Oder wenigstens kontrollieren, ob die Infos, die ich dazu erhalten habe, noch stimmen.
Zwischendurch gehen wir noch einkaufen, Diesel tanken und unser Knutschi abspritzen. Allerdings nützt das letztere nicht allzu viel, es steht weiterhin vor Dreck.
Unser Navi, oder besser gesagt wir, fahren ziemlich Kreuz und quer, verpassen da eine Abzweigung, fahren dort zur falschen Kreiselausfahrt raus, immer bemerken wir das erst zehn Kilometer später. Wir sind eben in Gespräche vertieft und haben es auch nicht eilig.
Gegen vier kommen wir bei diesen Steinfeldern an, im Winter ist der Besuch kostenlos und wir dürfen alles betreten und in die Felder hinein. Allerdings immer noch leichter Regen, dazu kommt jetzt auch noch Nebel. Wir versuchen das Beste daraus zu machen und schiessen dennoch ein paar gelungene Fotos. So weit wie das Auge reicht, sind Steine aufgestellt. Eindrücklich, wenn man bedenkt, wie das diese Menschen vor über 6000 Jahren wohl gemacht haben. Und wofür? Damit wir uns im Jahre 2017 noch an sie erinnern?
Auf dem Parkplatz sind wir ganz alleine und überlegen uns, ob wir hier übernachten sollen. Ab 17 Uhr ist das Besucherzentrum geschlossen, das Museum sind sie momentan sowieso grad am Renovieren. Plötzlich um 17 Uhr hört der Regen auf, das ist die Gelegenheit. Ich packe meine Drohne und marschiere wieder zu den Steinfeldern. Schliesslich habe ich meine Drohne extra nur wegen diesen Steinreihen mitgenommen, denn die Fotos hier sehen aus der Luft sicher wesentlich besser aus, wie von Stand.
Und da nun sowieso niemand mehr hier ist, stört die Drohne sicher auch niemanden. Allerdings habe ich nur gerade eine viertel Stunde Zeit, danach beginnt es nämlich wieder zu regnen. Also muss ich schnellsten landen und mein Fluggefährt wieder in seinen Rucksack verpacken.
Wir entschliessen uns, doch noch 10km ans Meer zu fahren und dort irgendwo einen Platz zum Übernachten zu suchen. Am Strand versperrt uns wie erwartet meistens eine Höhenbegrenzung von 2.10 m den Weg, plötzlich sehen wir aber eine Womotafel, dass uns zum geschlossenen Gemeindecampingplatz führt. Der Campingplatz ist um diese Jahreszeit natürlich geschlossen, aber es gibt dort einen extra Parkplatz am Sandstrand (!) den man benützen darf. Wir stehen nun schon wieder nur gerade 40m vom Meer entfernt und haben eben wieder unwahrscheinliches Anfängerbretagneglück. Allerdings nützt es uns momentan nicht allzuviel, denn 10 Minuten später ist es dunkel und wir hören nur noch das Rauschen. Aber ich freue mich jetzt schon auf das Erwachen morgen früh…
30.1.2017 - Seit Wochen lese ich jetzt hier schon mit, allerhöchste Zeit, mal einen Kommentar loszulassen: informative, unaufgeregte und gut nachvollziehbare Texte, schöne Fotos - kurz: Genau das, was man als eventueller "Nachahmer" braucht. Danke also und bitte: weitermachen! :-) Und stets gute Fahrt auf Euren Reisen!
Franz K. Schneider
31.1.2017 - Hallo Rolf und Anita, ich begleite ja Eure tolle Bretagnereise die ganze Zeit via Promobilforum und eurer GPS Daten. Seit ich 2014 von diesem Landstrich infiziert wurde lässt er mich nicht mehr los und somit bin ich auch immer an neuesten Infos interessiert. Die ersten beiden Besuche hatte ich noch Solo unternommen, da meine Anita noch zur arbeitenden Bevölkerung gehört. Aber letztes fuhren wir dann gemeinsam um auch ihr all das schöne der Bretagne zu zeigen, wovon ich ihr vorgeschwärmt hatte. Was hatte ich ihr von Lampaul-Pouarzel schönes erzählt und wie groß war die Enttäuschung am Ankunftstag als der ganze Küstenabschnitt in eine Nebelsuppe eingetaucht war - aber es wurde dann auch wieder schöner. So wie ich aus Euren Berichten herauslese werdet ihr sicherlich nicht das letzte mal in der Bretagne gewesen sein. Wir kannten vormals nur die gegend südlich von Lorient und östlich von Saint Malo - der Rest war halt immer sehr sehr weit weg. Aber seit ich dann 2014 die nördlichste Küste entdeckte war ich von diesem wunderschönen Land hin und weg. Ich wünsche Euch beiden, dass Ihr auch die restlichen Urlaubstage in der Bretagne mit erlebnissen und Eindrücken füllen könnt. Danke für den tollen Reisebericht und die eingebundenen super Fotos Grüße aus der Westpfalz Horst
31.1.2017 - Hab mir mal gerade die Live Webcam von Carnac angeschaut > https://www.viewsurf.com/univers/plage/vue/5495-216498608-france-bretagne-carnac-panoramique-video schade dass Ihr auf eurer Tour kein besseres Wetter erwischt habt. Gehe mal davon aus, dass Ihr heute morgen mit den Rädern Quiberon erkundet. Grüße Horst