und eine traumhafte E44
es ist gar nicht so streng, wenn jemand tretet
Um 8 Uhr stehe ich vor dem Wohnmobil, ausgerüstet mit Fotoapparat und Wanderausrüstung. Anita bereitet im Womo ihren Sauerteig für das morgige Brot vor und ich mache mich auf eine Expedition in den Süden. Es ist warm, aber bedeckt. Ich klettere über Felsen, durchquere Sümpfe und kämpfe mich Schritt um Schritt Richtung Meer. Die Tour ist anstrengend und nicht minder gefährlich. Todesmutig klettere ich Felsen hinauf und hinten wieder hinab, bis ich dann endlich nach Stunden zum südlichsten norwegischen von Menschenhand erschaffenen Monument komme. Es ist nur ein Holzpfahl mit verrosteten Eisen.
Aber ich kämpfe mich weiter, daran vorbei. Dann endlich, nach grossen Entbehrungen bin ich am Südkapp von Norwegen. Um mich herum nur Meer und ein paar Felsen. War hier schon je ein Mensch? Ich finde keine Spuren davon und nehme dieses Kapp in Beschlag und Taufe es auf den Namen «Rolf’s Kapp», das Gegenstück zum Nordkapp. Noch etwas weniger berühmt, da es extrem unzugänglich ist. Nach einer Pause mache ich mich wieder auf den beschwerlichen Rückweg, wo ich dann viele Stunden später ganz entkräftet beim Wohnmobil ankomme. Glücklich, ein Entdecker zu sein.
Um 9 Uhr haben wir dann das Womo wieder abfahrbereit und trinken zuerst noch einen Kaffee.
Wir fahren auf direktem Weg nach Flekkefjord und da zum stillgelegten Bahnhof. Dort kann man auf den Schienen der ehemaligen Flekkefjordbanen 17km mit einem Draisinen-Velo nach Sira fahren, um 12 Uhr hin und ab 14 Uhr wieder zurück. Ist ja klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen wollen und so eine Draisine gestern schon mal reserviert haben. Warnweste und Velohelm bekommen wir bei der Vermietung, eine Stirnlampe haben wir dabei (unbedingt nötig, in den Tunnels ist es stockdunkel). Es sind heute etwa 7 Draisinen startbereit und wir nehmen die letzte, denn dann können wir auch mal stoppen und Fotos machen.
Wir nehmen Platz auf dem eisigen Gefährt, stellen zuerst mal die richtige Sattelhöhe ein (mit dem Fersen auf die Pedale stehen und das Bein fast durchstrecken können und gleichzeitig auf dem Sattel sitzen. Getreten wird dann mit dem Fussballen und so stimmt die Sattelhöhe exakt.)
Ich sitze vorne, Anita hinten und gleich nach dem Bahnhof geht es ins erste der 17 Tunnels. Es rattert und macht einen ziemlichen Lärmen, aber es ist echt lustig. Allerdings nur am Anfang, denn je länger es geht, desto strenger wird es. Wo bleibt nur meine Kondition? Zum Glück ist Anita top zwäg und kann meistens treten, während dem ich mich auf das Steuern konzentrieren muss. (Warum hat ein Draisinenvelo einen Lenker, wo man doch gar nicht steuern muss?)
Es macht echt Spass, zuerst geht es eher den Berg hinauf, etwas später dann wieder an den Fjord hinunter. Überholen kann man nicht, aber das stört nicht, denn wir stoppen zwischendurch wieder, um Fotos zu machen. Nach 17km kommt dann plötzlich eine Schranke, Strecke fertig. Und sonst nichts, keinen Kiosk, und eine Drehscheibe, um die schweren Velos zu drehen natürlich auch nicht. Man muss sie aus den Schienen heben, umdrehen und wieder auf die Geleise heben. Echt schwer die Dinger, ein Mann mit Rückenbeschwerden sollte diese Dinger also nicht drehen müssen.
Der Heimweg wird dann für uns gemütlicher, die vor uns haben glaub einen Hungerast eingefangen, die kommen nicht mehr vom Fleck! Also tuckern wir gemächlich zurück nach Flekkefjord. Immerhin haben wir nun 33km auf dem Tacho und entsprechend Hunger und Durst. Gleich neben dem Bahnhof hat es eine Pizzabakeri, wo wir sofort eine Pizza bestellen, die grösste mit 40cm Durchmesser. Nach 20 Minuten können wir sie abholen und im Womo geniessen. Die italienische Spezialität ist dann eine deutsch-türkische Kebab-Pizza norwegisch zubereitet und geschmacklich eher mexikanisch. Aber gut ist sie trotzdem, einfach keine wirkliche Pizza.
Um halb fünf machen wir uns dann endlich auf den Weg Richtung Tagesziel. Wir fahren die Landschaftsroute 44 von Flekkefjord über Hauge nach Egersund. Total schön, manchmal etwas eng, aber fantastische Landschaft, fantastische Seen und fantastische Berge. Auch wenn es zwischendurch etwas regnet, es ist eine super schöne Fahrt wo wir dann um 18 Uhr auf unserem anvisierten Stellplatz ankommen. Auch dieser ist der Hammer, direkt am Meer mit tollem Ausblick. Und auch Annamaria und Herbert, die wir gestern Abend kennen gelernt haben, treffen wir überraschendweise wieder hier.
Sonnenaufgang 4:46 (etwas später wie gestern, weil wir jetzt westlicher sind)
Sonnuntergang 22:20 Uhr
137km Tageskilometer ohne Draisine
9.4 Liter Durchschnittsverbrauch
48 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
2:49 Fahrzeit
PS: die Fotos heute sind etwas körnig, falsche Einstellung im Fotoapparat. Ist jetzt für morgen aber korrigiert.
27.5.2024 - „Rolf, der ehemalige Radrennprofi auf einem Stahlross mit Stützrädchen, so etwas von toll“. Sorry Rolf, aber diesen Gedanken wollte ich mit dir und Anderen teilen, einfach weil er bei dem grauen Wetter hier in der CH ein bisschen aufhellt. Vielen Dank euch Zwei und weiter viel Spass!
Andreas
28.5.2024 - Liebe Anita, Lieber Rolf, danke für die Bilder aus Norwegen. Rolf reisst die Arme hoch.. er hat sicher den Bergpreis gewonnen :-)
liebe Grüsse aus Rovana
Ernst
Ernst