Wir fliehen vor dem Nebel
Am Fusse des Schlossturms schläft es sich gut. Auch kommen wir problemlos aus der feuchten Wiese weg und die Stimmung an Board ist echt gut.
Kurz vor der Autostrasse entleeren wir nochmals und dann fahren wir Richtung Westen. Unser Ziel heute: den Lac des Brenets. Das Wetter ist nicht prickelnd, sondern wird noch schlimmer. Nach einer halben Stunde stecken wir im Nebel, stockdichter Nebel, Sichtweite ca. 30m. Zum ersten Mal schalte ich am Womo unsere Nebellampen ein.
Dabei habe ich heute extra nicht die schnellste, sondern eine besonders schöne Route ausgesucht. Aber es bringt so gar nix. In Saignelégier sind wir noch immer so dicht in der Suppe, dass es nicht mal etwas nützt, wenn wir vom dortigen Stellplatz ein Foto machen. Wir beraten, was wir machen sollen. Hier bleiben in der Suppe hat keinen Sinn, unsere geplante Route zu fahren, ebenso wenig. Eine Schiffahrt auf dem Lac des Brenets ist sowieso sinnlos. Was machen wir?
Nach kurzer Beratung entschliessen wir uns, direkt ins Val de Travers zu fahren und dort die Asphaltminen zu besichtigen. Dort stört der Nebel wenigstens nicht. Wir kämpfen uns dann weiter mit null Sicht, erst in der Gegend von La-Chaux-de-Fonds wird es etwas besser. Ab hier läuft es wieder zügig und so kommen wir wenig später in La Presta an. Es stehen noch drei andere Womos da (die hatten bei diesem Wetter wohl die gleiche Idee) und lösen im Restaurant die Eintrittsticket. Es ist 13:30 Uhr und wir haben Glück, die einzige Führung heute startet um 14 Uhr.
Wir haben keine Ahnung, was auf uns zukommt und darum lauschen wir dann der zweisprachigen Führung sehr gespannt. Wir lernen schon zu beginn, dass Teer und Asphalt nicht dasselbe ist, Teer in der Schweiz verboten ist und nur noch asphaltiert wird. Wir fassen Helm und Taschenlampe und werden in einer Gruppe von ca. 16 Leuten zum Eingang der Minen geführt.
Der gesamte Rundgang dauert ca. 80 Minuten, kostet pro Person 16.- CHF und ist zu empfehlen. Uns hat es sehr gut gefallen, man bekommt viele Informationen über eine seltene Art von Minen. Die Steine voll Asphalt werden aus der Mine gebrochen, dann zerkleinert und auf 180 Grad erwärmt. Dadurch wird das Gestein flüssig und in Blöcke von 25 kg gegossen. Diese Blöcke werden dann später mit Kies und anderen Mittel gemischt und unsere Strassen asphaltiert. Wobei, dies früher so gemacht wurde, heute ist der Asphalt synthetisch hergestellt, dreimal billiger, aber dafür minderer Qualität. Der Preis war dann auch der Grund, warum die Mine 1986 nach über 200 Jahren Abbau geschlossen werden musste.
Der Rundgang in der 8 Grad kalten Mine ist wirklich eindrücklich, auch, weil es keine fix installierte Beleuchtung hat. Mit Taschenlampe geht es in den Berg und Belüftung, Minenfahrzeug etc. funktioniert noch alles. Es war bis zum Ende der Mine noch Vorschrift, mit einer Karbitlampe in die 100km langen Gänge einzusteigen. Elektrische Taschenlampen zeigen nämlich nicht an, wann einen Sauerstoffmangel auftritt. Genau darum gab es während all den Jahren nur zwei Tote: Jünglinge sind nur mit Taschenlampe eingestiegen und dann erstickt.
Nach dieser Besichtigung beraten wir wieder, wohin es nun gehen soll. Der Creux du Vans ist nur 20 Fahrminuten weg. Sollen wir dort ins Restaurant ein Fondue Bourguignonne essen gehen? Aber zuerst will ich noch den Stellplatz in Môtier besichtigen, denn dieser ist nur 5km von unserem Standort weg und ich habe keine Infos und keine Fotos von diesem Platz.
Als wir dort im Wald ankommen, beschliessen wir aber gleich, hier auf dem Parking du Chateau zu bleiben. Sehr ruhig, alles Grün rundherum und wir sind die Einzigen hier. Was will man noch mehr?
Sollen wir jetzt noch zum Cascade de Môtier wandern?