und verschiedene Geschmäcker
In unserem Knutschi duftet es fein nach frischer Wäsche. Sind wir darum so früh wach? Uns zieht es weiter und darum sind wir dann um 9 Uhr auch die ersten, die vom Campingplatz wegfahren. Wie üblich in dieser Gegend geht es einem Fjord entlang und dort wo er endet, fahren wir nicht einfach der Hauptstrasse weiter entlang, sondern biegen ab Richtung Wrack der Garðar BA 64, dem ersten isländischen Stahlschiff, dass 1912 gebaut wurde und 1981 in den Westfjorden gestrandet ist. Man liess es einfach liegen und nun ist um das still vor sich hin rostende Schiff herum ein Picknickplatz entstanden. Das Gute ist, man kann mit dem Womo direkt vor das Schiff fahren und ein paar Fotos schiessen. Aber vom Hocker haut es uns nicht wirklich.
So fahren wir weiter und biegen links weg. Die Schotterstrasse wird steiler, führt über ein Pässchen und dann 10% steil hinunter. Es sieht ziemlich spektakulär aus, ist aber gut zu fahren. Dann führt es noch kurz über eine Ebene und wir landen auf dem Campingplatz Melanes. Eine grosse grüne Wiese und dahinter ein riesiger, wirklich riesiger gelber Sandstrand und weit draussen das Meer. Wow, sieht das toll aus und wir glauben sofort, dass dies der schönste Strand von ganz Island sein soll.
Wir stellen unser Knutschi hin, buchen und bezahlen online und sind kurze Zeit später alleine hier auf der grossen Wiese. Alle anderen haben zusammengepackt und sind weitergezogen.
So habe ich bei leicht bewölktem Himmel Zeit und Platz, mit der Drohne zu fliegen und etwas Routine zu gewinnen. Natürlich gibt es auch tolle Fotos, vor allem, weil die Sonne immer mehr zwischen den Wolken durchscheint und schlussendlich alle Wolken verschwunden sind. Nach der Schulung meiner Flugkünste machen Anita und ich einen ausgedehnten, sehr ausgedehnten Strandspaziergang. Wir sind zwei Stunden unterwegs und in der Mitte, wo die Lagune beim Strand abfliesst, sonnen sich auf der gegenüberliegenden Seite dutzende von Robben. Einige sind auf der Jagd nach Fischen und tauchen immer wieder auf, andere sonnen sich und beobachten uns.
Wir sitzen da, Anita mit Feldstecher, ich mit Fotoapparat und geniessen dieses Schauspiel. Es sind faszinierende Tiere. Wir sind weit und breit alleine und es würde mich unendlich reizen, mit der Drohne ein paar Aufnahmen der Robben zu machen und über sie hinweg zu fliegen. Aber ich mache es nicht, die, die an der Sonne liegen hätten sicher keine Freude und fühlten sich sehr wahrscheinlich gestört. Und wenn dann jeder Tourist mit einer Drohne daherkommt, weiss ich nicht, wie lange es an dieser Stelle noch Robben zu besichtigen gibt. Also lasse ich es bleiben und verzichte auf tolle Fotos.
Auf dem Rückweg finden wir dafür noch einen verendeten und gestrandeten Wal, etwa 7m lang. Er stinkt grässlich, ist aber noch fast komplett ausser den Augen und einen aufgeschlitzten Bauch. Zum Teil sieht er von den Vögeln etwas angeknabbert aus, für ein Fischfilet ist nun also nicht der richtige Zeitpunkt.
Wir wandern bei schönstem Sonnenschein weiter Richtung Campingplatz, geniessen die gelbe Farbe des Strandes und die schön beleuchteten Berge im Hintergrund. Wieder beim Womo, beginnt Anita einen Teig zu kneten, denn heute Abend wird es in unserem Knutschi nach frischen Salzstangen riechen. Ich freue mich jetzt schon auf den Znacht.
Während Anita das Brot backt, breite ich die Strassenkarte aus, nehme ein Blatt Papier zur Hand und beginne, unseren zweiten Teil der Reise zu planen. Wir sind jetzt ziemlich genau in der Mitte, haben Island von Osten über den Norden bis nach Westen durchfahren und nun geht es im Süden zurück.
Wir sind aktuell auf dem 24 Längengrad West, also 32 Grad westlicher, wie zu Hause in Sevelen. Die Sonne hat für 360 Längengrade 24 Stunden, so sind wir jetzt 2 Stunden und 8 Minuten westlicher. Bei uns geht die Sonne also 128 Minuten später unter den Horizont wie zu Hause. Stimmt also ziemlich genau, mit den 2 Stunden Zeitdifferenz.
Wir könnten nun noch eine Stunde Schotterpiste fahren, bis wir zum Látrabjarg an den westlichsten Punkt von Island kommen. Es ist ein berühmter Felsen, wo man die Puffins sehen könnte, wenn sie noch hier wären. Aber da diese tolpatschigen Vögel schon auf dem offenen Meer sind und wir nicht einfach so eine Stunde hin und zurück eine Schotterpiste fahren wollen, lassen wir den westlichsten Punkt aus.
Wir werden also in den nächsten Tagen die Westfjorde verlassen, Westisland durchfahren, die Halbinsel Reykjanes mit der Hauptstadt und Südisland bis wieder ganz in den Osten durchkreuzen.
Wir freuen uns schon, was es dort überall zu sehen gibt. Aufgeschrieben haben wir noch so einiges…
14.9.2022 - Danke, Euer Blog hat es zum Dessert meiner Morgenroutine geschafft. Ich freue mich jeden Tag auf Eure neuen Berichte. Wunderschöne Bilder und die Geschichten sind kurzweilig und ich fühle mich versetzt wie wenn ich selbst teilnehmen würde. War schon zweimal in Island und da kommen Erinnerungen auf und es gibt viele Orte die es noch zu entdecken gibt. Werde bestimmt wieder hinfahren und ja am Liebsten mit einem 4x4 WOMO! Gute Weiterreise, Martin
Martin