sehr weit nördlich
ab hier nur noch mit Guide und Gewehr
Wir haben uns schnell in die Spitzbergen verliebt, das heisst, eigentlich habe wir uns ins Svalbard verliebt, denn so heissen diese Insel eigentlich richtig. Spitzbergen heisst nur gerad die Hauptinsel mit der grössten Siedlung, aber hier ist alles mit Svalbard angegeben.
Svalbard ist der einzige Ort der Welt, wo jeder hierher kommen und leben darf, wenn er denn will. Es ist kein Arbeits- oder Aufenthaltsvisum nötig. Wer also Lust hat, auszuwandern… Es gibt aktuell ca. 20 ausgeschriebene Arbeitsstellen, z.B, werden ein Elektriker, zwei Baumaschinenführer, ein Bezirksschreiber, Auto und Baumaschinenmechaniker, Maler, Schreiner und drei Lehrer gesucht. Die Wohnungssuche dürfte etwas schwieriger werden, zu mieten ist nichts frei aber man könnte ein Einfamilienhaus an bester Lage für 550'000 CHF kaufen. Allerdings ist das Haus dann nicht ganz so exklusiv, ich glaube, alle Häuser hier sind vom einzigen Architekten auf der Insel, sie sehen nämlich alle gleich aus, unterscheiden sich nur in der Farbe und marginal in der Form.
gibt glaub nur ein Architekt auf Spitzbergen
Wenn man hier lebt, bekommt man aber sechs Jahreszeiten: Dunkelzeit, Blaue Stunde, Lichtwinter, Frühling, Sommer und Herbst. Aktuell sind wir in der blauen Stunde, die Sonne geht noch nicht auf, aber es ist tagsüber (10 – 14 Uhr) nicht mehr ganz dunkel. Einfach faszinierend!
Wir frühstücken an dem grossen Hotelbüffet noch in der Dunkelzeit und danach machen wir mit vollen Bäuchen einen grossen Spaziergang, zuerst direkt ans Meer, um die Lichtstimmung einzufangen. Danach laufen wir zur leicht ausserhalb liegenden Kirche und durch die Flaniermeile zurück. Viel mehr Möglichkeiten hat man nicht, denn ohne Gewehr darf man den Ort wegen den Eisbären nicht verlassen. In den letzten 50 Jahren sind auf Spitzbergen insgesamt sechs Touristen beim Zusammentreffen mit Eisbären ums Leben gekommen. Umgekehrt sind in diesem Zeitraum rund 50 Eisbären aus Notwehr getötet worden.
etwas ist auf diesem Bild manipuliert, aber nur etwas.
Nach einer kurzen Pause im Hotel ziehen wir wieder los, dieses Mal gehen wir ins Nordpol Expedition Museum. Und auch hier, zuerst die Schuhe ausziehen und dann das Museum betreten. Der Brauch kommt übrigens von den Kohlemineuren mit ihren dreckigen Schuhen. Longyearbyen wurde nämlich erst 1906 als Bergarbeiterstadt gegründet und ist seit da die nördlichste immer bewohnte Siedlung der Welt. Überhaupt ist hier alles das Nördlichste: nördlichste Bar, nördlichstes Pub, nördlichste Hochschule, nördlichstes Museum (heisst aber nicht, dass es auch das beste Museum ist). Wir geniessen es trotzdem und sind einfach glücklich, hier zu sein.
Wir sehen ganz viele Schneemobile, denn hier gibt es mehr Schneemobile als Autos. Das Strassennetz umfasst lediglich etwa 46 Kilometer, und keine Strasse führt in einen anderen Ort. Die Strassen haben hier übrigens auch keine Strassennamen. Die Schneemobile sind das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Es leben übrigens 2500 Menschen auf der Insel, es sind aber 3000 Schneemobile registriert.
Trotz den fehlenden Strassen haben wir abends eine Polarlicht-Safari mit einem Kleinbus gebucht. Etwas anderes ist jetzt kurzfristig nicht verfügbar. Die angebotenen Aktivitäten sind momentan sehr spärlich, da es fast keine Touristen hat, auch unser Flieger war nicht mal halbvoll.
Um 18 Uhr geht es vor dem Hotel los und wir sind begeistert. Der Bus fährt nicht nur in der Siedlung umher, es hat tatsächlich etwas mehr Strassen wie wir gedacht haben und so fahren wir mit dem normalen Bus einige Kilometer nach Süden, Westen, Osten in die Eisbärengebiete, wo man nur mit bewaffnetem Guide hinkommt. Wir stoppen an schönen Fotospots bei klarem Himmel und klirrender Kälte. Aber leider zeigen sich die Nordlichter nicht. Wir sind trotzdem zufrieden, denn dank des Vollmondes ist die Beleuchtung der Landschaft grandios.
Ganz am Schluss fahren wir sogar zum sichersten Tresor der Welt. Hier lagern momentan 1,2 Millionen verschiedene Samen von Pflanzen in einem Tunnel im Permafrost. Die Aufgabe besteht darin, eine Absicherung gegen den Verlust der Vielfalt in traditionellen Genbanken zu bieten. Diese Datenbank bietet Sicherheit, wenn andere Genbanken aufgrund von Missmanagement, Unfällen, Finanzierungskürzungen, Krieg und Naturkatastrophen Proben verlieren. Der Svalbard-Tresor ist eine Absicherung für 1'750 Saatgutbanken der Welt.
Danach werden wir durchfroren vor dem Hotel wieder abgeladen und verabschieden uns. Und genau zur Verabschiedung zeigen sich die Nordlichter! Wir machen alle Fotos von den Nordlichtern auf Spitzbergen von unserem Hotel aus!
11.2.2025 - Was für ein tolle Erlebnis. - Gruss aus Bern