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Appenzell Schweiz 2014
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Spektakel

am Boden und am Himmel

eines der wenigen guten Fotos

Wir machen uns startklar mit dem Wissen, dass wir heute 170km fahren wollen oder müssen. Als Ziel haben wir die Skistation Saariselkä ausgwählt, zum einen weil wir mit dem Wohnmobil bis zur Bergstation fahren können und zum Anderen weil man von dort oben einen 360Grad Rundumblick hat. Der Wetterbericht hat abends ziemlich wolkenlos gemeldet und wenn sich Nordlichter zeigen, sehen wir sie von dort oben ganz bestimmt.

für die Kultur, Kirchenbesuche

Aber zuerst geht es einige wenige Kilometer nach Sodankylä, dort gibt es eine alte, schöne Holzkirche und Sodenkylä ist das La Brévine von Finnland, der kälteste Ort im Land. Wenn man schon im Winter in Lappland unterwegs ist, muss man doch mindestens dort vorbei. Allerdings als wir dort ankommen hat es nur minus 4 Grad und die Einheimischen laufen heute in kurzen Hosen rum, denn die mittlere Tagestemperatur im Januar beträgt hier zwischen maximal -10.5 bis -20,6 Grad. Heute ist also ein richtiger Tropentag für die Einheimischen.

kältester Ort Finnlands

Wir besichtigen die alte und neue Kirche von aussen, bevor wir uns wieder auf den weiteren schneebedeckten Weg machen. Die Bäume sind weiss, eigentlich ist alles weiss, sogar die Strassenschilder sind so weiss, dass man sie nicht mehr lesen kann. Nur an der Form können wir erahnen, was darauf steht. Kennt ihr denn die Formen der Strassenschilder, die in ganz Europa gleich sind? Rund -> Verbote oder Gebote, dreieckig -> Warnzeichen, viereckig -> Hinweise oder Informationen. Wir interessieren uns heute nur für die dreieckigen und die viereckigen, letztere wegen des vermuteten P als Rastplatz oder Aussichtspunkte und Pausen. Die runden können wir sowiso nicht lesen und die Höchstgeschwindigkeiten können wir im Gegensatz zu den rasenden Lastwagen nicht einhalten. So cruisen wir meist mit 70 km/h auf den weissen Strassen, erspähen wir im Rückspiegel einen Lastwagen, halten wir nach viereckigen Tafeln Ausschau, die ein Parkplatz anzeigen könnten, so dass uns der Camion überholen kann. In der Schweiz darf übrigens ein Anhängerzug maximal 18.75m lang sein (sollte ich noch wissen von meiner Lastwagenprüfung, aber ehrlich, ich musste nachschauen), in Finnland wurde neulich die maximale Länge auf 34,5m angehoben und das sind schon unheimlich lange Dinger, quasi zwei Sattelschlepperzüge aneinandergehängt. Da geht man besser in Deckung, wenn so einer kommt.

Die Fahrt im leichten Nebel ist geprägt von sehr viel weiss, aber dennoch einfach ein Traum. Im Winter will man ja so etwas sehen.

Dann kommen wir endlich am Fusse des nördlichsten Skigebietes der Welt an und stellen den Blinker den Berg hoch. Wir schaffen es, ohne die Ketten zu montieren, ist ja auch nur etwa 2 Kilometer Strasse und nicht allzu steil. Also weit entfernt von Bergstationen in der Schweiz. Als Skifahrer kann man hier mit dem Sessellift hochfahren oder den Skibus nehmen. Wie uns Skifahrer mitgeteilt haben, ist der Skibus schneller…

Bergrestaurant

Oben empfängt uns dann der Nebel ganz und ein eisiger Wind bläst uns um die Ohren, -8 Grad fühlt sich an wie -16 nach Wetterapp. Also zuerst auf dem Parkplatz unser Womo gut verhüllen und dann ab in das kleine Bergrestaurant. Da es schon um 17 Uhr schliesst, müssen wir vorher gegessen haben. Wir bestellen Rentier-Jerky und Rinderkotelett mit geräucherte Rentier-Sahnesauce. Beide Menus sind absolut der Hit und zu empfehlen, falls ihr es mal hier hin schafft.

Danach machen wir einen kleinen Rundgang nach dem Eindunkeln, Sonnenuntergang ist hier schon um 14:52 Uhr. Unsere Tageslänge heute betrug nur etwas über 5 Stunden und das ist schon sehr kurz. Dafür sind jeweils tolle Lichtverhältnisse, denn der Sonnenaufgang geht direkt in den Sonnenuntergang über, goldene Stunde den ganzen Tag.

Nach dem Essen geht im Womo das Warten los, noch ist dicker Nebel, werden wir die Nordlichter sehen? Ich packe mich warm ein und gehe mit Fotoapparat auf den Aussichtsturm auf Nordlichtjagd. Und wie auf Kommando, die ersten Nebelschwaden verziehen sich, die ersten schwachen Nordlichter zeigen sich. Je stärker die Nordlichter werden, desto mehr verzieht sich der Nebel bis wir klare Sicht und ein super Spektakel am Himmel erleben.

die Aussichtsplattform

Aber nicht nur am Himmel, auch am Boden läuft etwas. Hier ist wirklich ein toller Ort, Nordlichter zu schauen, aber der reinste Horror, Nordlichter zu fotografieren. Im Rücken arbeiten Pistenfahrzeuge mit Scheinwerfern, die jede Dunkelheit zum Tag machen, und von vorne kommen bald Autos kolonnenweise mit Scheinwerfern, weil jeder Tourist in der weiteren Umgebung auf diesen Berg will, um das Spektakel zu sehen. Sie fahren mit Volllicht hoch, suchen einen Parkplatz, steigen kurz aus, während dem das Püppchen kalte Füsse bekommt und mit laufendem Motor und Heizung im Auto wartet, natürlich mit Licht an. Kommt grad mal kein Auto, browsen 10 Schneetöffs auf einer Nordlichtsafari die Wildnis hoch, natürlich mit Scheinwerfer, und die parkenden Autos mit laufenden Motoren merken nicht, dass sie mit ihren roten Rücklichtern die gesamte Szenerie in ein rotes Licht hüllen, damit die Nordlichter möglichst unkenntlich gemacht werden. Gute Fotos machen, ein Ding der Unmöglichkeit, denn wenn es halbwegs mal klappen könnte, zückt ein Tourist gewiss eine Taschenlampe hervor oder fliegt mit einer rot blinkenden Drohne über die Köpfe. Zum Davonseckeln…

So geniessen Anita und ich das Himmelspektakel ohne viele Fotos und freuen uns einfach, dass es mit den Nordlichtern auch noch geklappt hat.

Ich werde um Mitternacht dann nochmals einen Versuch wagen, wenn wir dann wieder alleine sind.

Sonnenaufgang 9:38 Uhr, Sonnenuntergang 14:52 Uhr, Tageslänge 5:14Std

neblig, dunstig, -4 bis -9 Grad

Übernachtung

Saariselkä - Kaunispään Bergstation***
frei Koordinaten: 68.43365,27.442258
N 68° 26' 1.2"  E 27° 26' 32.1"
letzter Besuch: 1.2025

27.1.2025 - Unbedingt warten und immer wieder den Himmel beobachten! Das ist heute Abend nun dein Job, lieber Rolf. Als ich das letzte Mal dort oben war, hatte eine Kanadierin ihr Mietauto neben meinem Camper nach Norden ausgerichtet. Durch mein Dachfenster hatte ich die aufkommenden Nordlichter - das Spektakel begann im Süden - rechtzeitig bemerkt und die Frau aus ihrem Wagen geholt. Nach kurzer Zeit war der Himmel erleuchtet, gefühlt 2 Stunden lang. Also Rolf, lass Anita am heutigen Spektakel teilhaben! Leider war Pirkko damals nicht dabei. Die Touristen und Pistenbullis werden vor Dir aufgeben. Viel Spass und gute Nacht. Andreas

Andreas

29.1.2025 - Liebe Anita Lieber Rolf da gibt's nur ein Wort "Grossartig" was ihr da sieht und macht. Es sieht aber klipper kalt aus, nur für Nicht-Gfröhrlinge!! Weiter gute Reise, viel Spass und Grüsse in den hohen Norden Ernst
Ernst Bösch


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