Wir bekommen die Quittung für das Grinsen gestern
Anita im Seilpark
Punkt 9 Uhr stehen wir im Seilpark bereit. Ritschi gibt uns die obligatorischen Sicherheitsinstruktionen. Eigentlich ganz easy, die Karabinerhacken müssen immer bei den rot markierten Drahtseilen eingehängt sein, die gelbe Rolle bei den gelb markierten Seilen, falls vorhanden. Klettergurt, Handschuhe und Helm sind angezogen und schon stehen wir etwas Vorlaut an der Infotafel, wo alle möglichen Parcours aufgestellt sind. Wir sollen am Besten mit dem grünen beginnen, der sei nur zwischen 5 – 7m hoch und auch für 10 jährige geeignet, meint Ritschi. Hä!? Wir sind nicht 10 jährig, wir sind Erwachsen! Aber eventuell ist es doch nicht so schlecht, auf jemand zu hören, der Erfahrung hat.
Also klettern wir gesichert die Mini-Holzleiter hoch und balancieren die erste Seilbrücke zum nächsten Baum hinüber. Easy, wir sind total unterfordert! Aber dann werden die Brücken schaukliger und irgendwie hat man nirgends mehr Halt. Bei den hängenden Holzpfählen wird dann der Einstieg schon ziemlich knifflig, Ritschi sieht meine Unsicherheit und gibt mir Tipps, wie ich es schaffen könnte. Und wie gesagt, wir sind bei den 10 jährigen… Danach kommt das auf Seil fahrenden Skateboard, wo balancieren, fahren und sich festhalten alles miteinander klappen muss. Wir kommen aber gut durch diesen Parcour und Anita und ich schauen uns etwas beschämt an: ist für 10 jährige…
Die nächste Strecke ist dann schon zwischen 7 -15m hoch und wenigstens für Alter 12. Es ist schon verdammt hoch über den Boden, wenn man nur so in den Seilen hängt und sich irgendwie festhalten muss. Und dann stehen wir vor unserem schwierigsten Teil: wir sind 10m über dem Boden auf einer Holzplattform und sollen uns mithilfe eines Seils wie Tarzan in ein 10m entferntes Seilnetz schwingen. Wenn man sich im ersten Schwung nicht am Netz festhalten kann, habe hat man eine zweite Möglichkeit, aber keine dritte mehr. Dann hängt man am Seil über dem Boden und muss einer Sicherheitsperson rufen, die einem dann ins Netz schwingt. Das wäre ja schön peinlich, aber mir schlottern echt die Knie. Ich brauche drei lange Minuten, bis ich den Sprung wage! Wow, das Herz ist mir in die Hosen gerutscht und danach kommt nochmals so ein ekliger Lianenschwung auf eine andere Plattform. Man das braucht echt Mut! Wie haben das die Kinder gestern nur geschafft? Heute grinsen wir garantiert nicht mehr…
Aber auch diesen Parcour schaffen wir einigermassen und den nächsten lassen wir aus. Mit den Armen an einer Leiter hängend und sich zum nächsten Baum hangeln, nein danke! Da habe ich als Radfahrer viel zu wenig Kraft in den Armen, das weiss ich schon nur vom hinschauen…
Aber der letzte Parcour machen wir dann wieder, da kann man von 15m Höhe jeweils an einer Rolle zum nächsten Baum runtergleiten, umhängen und wieder weiter gleiten, so lange, bis wir am Boden sind.
Dieser Seilpark ist echt genial, für Familien mit Kindern jeden Alters der perfekte Ausflug mit garantiertem Nervenkitzel. Die einfachsten Parcours sind schon mit Kindern von drei Jahren möglich und für 53jährige Kinder wie wir eine veritable Mutprobe. Dieser Seilpark ist mit viel Herzblut erstellt und die Verantwortlichen probieren immer wieder neue Tricks und Bahnen aus, was den Leuten noch gefallen könnte. Man kann im Seilpark auch grillen und den ganzen Tag verbringen.
Wir haben aber leider nicht den ganzen Tag Zeit, auch können wir die Schluchtenwanderung durch die Uina Schlucht, die uns empfohlen wurde, nicht mehr machen. Ist schon krass, wie viele Attraktionen das Engadin zu bieten hat!
Nach dem Mittagessen im Campingrestaurant verquatschen wir uns wie fast immer mit den andern Gästen und fahren Nachmittags los wieder Richtung Oberengadin, Ziel noch unbekannt.
Nach dem Einkaufen landen wir schlussendlich auf dem Campingplatz in Madulain. Ein kleiner, familiärer Platz, den wir schon vom Winter her kennen. Wir wollen dort den Besitzer einen kleinen Besuch abstatten und falls es noch Platz für uns hat, auch dort übernachten. Es gibt Platz und so richten wir uns dort in der Sonne ein. Hier im Engadin ist es 31 Grad heiss, aber wenn man bedenkt, dass es im Unterland viel heisser ist, geht es uns hier richtig gut.
Renato, der den Campingplatz in der 2. Generation leitet, gibt uns dann einen Tipp mit der natürlichen Klimaanlage: Dachfenster und Türen öffnen, aus dem nahen Brunnen viel Wasser holen und die Wiese vor der Türe befeuchten. Die heisse Luft zieht aus den Dachfenstern und zur Türe kommt die kühle Luft der Verdunstung hinein. Das habe man früher immer so gemacht und funktioniere auch heute noch prima. Klar probieren wir das aus und tatsächlich haben wir nun innen nur noch 33,4 Grad statt 36,3 Grad wie vorher.
Unser Campingnachbar nimmt mich dann mit zum kleinen Hofladen der Engadiner River Ranch, wo wir uns unter anderem ein feines Engadiner Glace kaufen. Das tut so richtig gut!
Heute Abend wäre in Prontresina noch der schöne Laret-Markt, mit Musik, einheimischen Produkten und kleinen Strassenbeizchen. Dieser Markt benutzen vor allem die Einheimischen als Treffpunkt und zum gemütlich zusammen sitzen. Hier vom Camping Madulain könnte man grad vom kleinen Bahnhof mit der Bahn innerhalb 15 Minuten nach Prontresina fahren. Allerdings geniessen wir heute den Abend in Ruhe hier auf dem Platz, denn der super Grill wir angefeuert. Und was gibt es besseres, wie ein selbstgegrilltes Angus-Steak aus dem einheimischen Hofladen?
Im Engadin gibt es idealere Campingplätze für Kinder wie hier in Madulain, aber für Personen die Ruhe in einer sehr gepflegten Umgebung haben wollen, einfach perfekt. Auch muss man vor der Lärmbelästigung der Eisenbahn keine Angst haben, es fahren pro Stunde zwei knallrote Züge hier vorbei, die jeweils ein top Fotomotiv abgeben...
Inzwischen sind wir Fans vom Engadin und wir werden noch etwas länger bleiben, wie ursprünglich geplant, uns gefällt es so gut. Wir haben eigenmächtig bis Sonntag verlängert…
Hinweis: für diese Reise wurden wir von den Engadiner Campingplätzen, SCCV und ACS eingeladen.