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Schwaegalp Schweiz 2014
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Schneefall

und ein schmerzlicher Verlust

In der Nacht beginnt es wie vorhergesagt zu schneien, aber nicht das beunruhigt uns, denn wir sind beide um 4 Uhr in der Früh wach und können nicht mehr schlafen. Es ist unsere Schräglage, die uns wach hält, ein entspanntes Liegen unmöglich. Wir tauschen die Blicke aus und wissen: wir stehen auf und fahren weiter. Es hat ja wirklich keinen Sinn, Däumchen zu drehen. So sind wir um halb fünf im Schneetreiben Richtung Norden unterwegs. Auf der Autobahn hat es noch wenig Verkehr, die Strasse sieht aalglatt aus, aber es geht ganz gut. Dann werden die Strassen allmählich schmaler und als dann auch die letzte Strassenlaterne verschwunden ist, wird es mühsam: stockdunkel, immer noch Schneefall, Strasse weiss bedeckt, genau gleich wie die Strassenränder. Die Landschaft sieht man im Dunkeln auch nicht. So fahren wir um 6 Uhr auf einen Parkplatz direkt am Strassenrand. Wir kuscheln nochmal ins Bett und 10 Minuten später kommen wir nichts mehr mit. Es ist so schön gerade, dass wir den Schlaf der Gerechten nachholen. Hin und wieder donnert ein LKW vorbei, uns stört es nicht.

4 Uhr morgens beim Start

Dann, um halb zehn ist es hell und wir endlich erholt, also geht die Reise jetzt weiter. Es ist eine schöne Fahrt, die Strassen sind meist schneebedeckt aber geradeaus, es schneit noch immer und nur hin und wieder kreuzen wir ein anderes Auto. Wir fahren durch Finnland, wie man es sich so vorstellt: endlose Wälder, gerade Strassen, Schnee und kalt. Uns gefällt das, wie auch die Finnen. Obwohl wir eigentlich noch nicht wirklich einen kennengelernt haben, müssen sie eine sehr pragmatische Einstellung haben. Warum soll ich eine Heckscheibe vom Schnee befreien, wenn ich nie nach hinten schauen muss? Warum soll ich die gesamte Frontscheibe vom Schnee befreien, wenn mir ein 20x20cm Loch genügt? Warum soll ich das Autodach vom Schnee befreien, wenn der Fahrtwind ihn irgendwann sowiso runterbläst?

Wir sind rundum zufrieden und nach 250km ist es Zeit, eine Pause zu machen. Wir fahren auf eine Raststätte und sehen per Zufall, dass es dort eine Station für Frischwasser- und Entsorgung hat. Der Deckel der Entsorgung ist zwar eingefroren, aber Frischwasser funktioniert, also füllen wir den Wassertank. Weiter hinten sehen wir später sogar noch 8 Womostellplätze mit einem Ent-/ und Versorgungshäuschen. Perfekt. Es kostet zwar 5€ und wir müssen den Schlüssel an der Tanke holen, aber wir sind danach wieder perfekt aufgefüllt und entleert für die nächsten Tage.

geheiztes Frischwasser

Im Restaurant essen wir noch eine Kleinigkeit und dann kämpfen wir uns über die zu spiegelglatte Oberfläche des Parkplatzes. Der Länge nach knalle ich auf den Boden, aber nix passiert. Bei uns würde man nach Anwälten rufen und hier laufen auch die ältesten Frauen über die Fläche, wie wenn es nie etwas anderes gegeben hat. Nur der dumme Ausländer beherrscht das Gehen auf Eis nicht.

Wir fahren noch 25km bis wir zu einem kleinen Meereshafen abzweigen und dort direkt mit Meersicht (oder besser gesagt, mit Eissicht) unser Knutschi platzieren und uns für die Nacht einrichten.

Aber weil wir direkt am Meer stehen, packe ich noch die Angelrute und Eisbohrer ein und mache mich mit Anita auf das dicke Eis (44cm). Etwas weiter draussen wird zuerst mal wieder ein Eisloch gebohrt, dieses Mal etwas Rohschinken als Köder an den Haken (rässer Appenzellerkäse hat letztes Mal nichts gebracht) und dann wird auf dem mitgebrachten Campingstuhl gefischt, man lernt ja dazu. Und damit alles fotografisch fürs Archiv festgehalten wird, gebe ich Anita meinen Fotoapparat und bitte sie, die Szene festzuhalten. Das geht heutzutage ja ziemlich schnell und man muss nicht so lange ruhig sitzen, wie früher bei den Gemälden. Und weil es so schnell geht, will Anita danach auch noch auf den Campingstuhl und fischen. Und weil sie auch grad noch telefonieren muss und auf Instagramm eine Antwort schreiben, gleichzeitig kalte Füsse bekommt und sich bewegen will, erhebt sie sich wieder vom Campingstuhl und mein alles geliebter, sehnlichst gehegter und gepflegter Objektivdeckel, der eigentlich auf das Objektiv gehört, bei Anita aber auf den Oberschenkeln gelagert wird, kullert auf das Eis und direkt gerade los, ohne nur einen Umweg von paar Millimetern, in das 16cm grosse Eisloch, obwohl das Meer hier über 11'380'000cm breit ist! So ein Objektivdeckel schwimmt übrigens nicht, das ist eine Erkenntnis von heute 16 Uhr. Er verschwindet im dunklen Loch des Eises in die unendlichen Tiefen des tiefschwarzen Meeres. Ein gewagter Hechtsprung meinerseits inklusive eines Eisbades einer Hand und eines Unterarmes hat nichts mehr gebracht. Der Deckel ist Weg. Und meine Laune auch. Aber das lasse ich mir nicht anmerken (meine ich zumindest). Ob ich je wieder einmal so eine Liebe zu einem Objektivdeckel entwickeln kann?

noch weniger wie ein Fisch

Egal, wir laufen auf dem Eis ohne Fische und ohne Objektivdeckel zurück, sitzen nun vor den leeren Tellern und stellen uns ein Abendessen einfach vor.

Sonnenaufgang 9:07 Std, Untergang 15:21 Uhr, Tageslänge 6:04 Std.

Schnefall, -9 bis -7 Grad

Übernachtung

Ii - Praavantie****
frei Koordinaten: 65.28662,25.288859
N 65° 17' 11.8"  E 25° 17' 19.9"
letzter Besuch: 1.2025

22.1.2025 - Hallo Rolf und Anita. Das mit dem Deckel nennt man auch "Hole in One".... Kleiner Tipp von einem ehemaligen Hochzeitsfotografen....wenn ihr im Geschäft einen Ersatzdeckel kauft, gibt es möglicherweise auch ein Gummiband mit Schnur und Doppelklebepad welcher um das Tele mit den Deckel befestigt wird. So kann man den Deckel schnell lösen und ist parat zum fotografieren. Weiterhin viel Spass...

Thoberman


22.1.2025 - Liebe BlogleserInnen Falls ihr den heutigen Übernachtungsplatz von Knutschis sucht, der Ort heisst Ii und nicht Li. Er liegt zwischen Oulu und Kemi und ja, der Ort ist mir auch mit einer kleinen Panne bekannt. Im Oktober stieg mir bei der Heimreise in die CH die Heizung aus und es wurde, obwohl noch kaum Schnee war, saukalt. Gute Weiterreise nordwärts und Gruss Andreas&Pirkko

Andreas

22.1.2025 - Hallo Andreas, ist nun schon korrigiert. welcher Ort heisst schon Ii ??? Da muss man zuerst mal draufkommen.
Rolf

22.1.2025 - Ja, lieber Rolf, jedesmal bei unserer Hin- und Rückreise obendurch, sagte ich zu Pirkko; typisch finnisch, die 2 i. Gute Weiterreise ganz obendurch!!!
Andreas


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