Die Sternennacht und der Sonnenaufgang waren gewaltig.
Morgenspaziergang in der Sahara
Es war kalt nachts, wir schätzen so um die 7 bis 8 Grad. Im Nomadenzelt sind wir nur gerade durch halbdurchsichtige Tücher gegen das Wüstenklima geschützt. Allerdings haben wir ein richtiges Bett mit Matratzen, dazu ein grosses Leintuch und zwei (wahrscheinlich) Kamelhaardecken.
Die Berber-Nomaden beim Zeitvertreib am Abend - Musizieren
Es sieht schon ziemlich warm aus. Zur Vorsicht schlafen wir aber mit Socken, langen Trainerhosen und Jacke. Wir ziehen also fast alles an, was wir in der Wüste dabei haben und kuscheln uns dann eng aneinander. So haben wir erstaunlich warm und keine Probleme. Nur das WC-Zelt ist etwa 100m weit weg und der Weg dorthin und zurück ist affenkalt. Dafür sieht man den unglaublichen Sternenhimmel im Dunkeln der Wüste funkeln. So stark, dass ich mich um 4 Uhr Nachts anziehe und eine Stunde Fotos rund um das Camp mache. Um fünf kuschele ich mich wieder unter die Bettdecke bis sechs Uhr und stehe dann auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Es war also eine ziemlich kurze Campingnacht.
Ich marschiere durch den feinen, weichen Sand auf die höchste Düne, die ich finde. Dort warte ich mit Skijacke geschützt und ganz alleine in der Wüste, bis die Sonne auf geht. Es ist wahrlich ein fantastisches Schauspiel und ich geniesse die Einsamkeit.
Die Fotos werden super und bis ich wieder im Camp bin, ist es schon sieben Uhr, wo gerade das Frühstück draussen serviert wird. Von Eierspeisen in der Tajine, über frisches Brot gebacken in einem Sandloch, frischen Kaffee und frisch gepressten Orangensaft, wir werden verwöhnt wie es nur geht.
Gegen acht Uhr brechen wir dann mit Abdou mit dem 4x4 auf und müssen nun die 60km durch die Wüste zu unserem Campingplatz zurückfahren. Es rumpelt und schüttelt, und wir haben viel Zeit, um Abdou Fragen zu stellen und wie dass dann genau so läuft hier in der Wüste mit den modernen Nomaden.
Zuerst will er nicht so recht rausrücken, aber mit der Zeit wird er immer gesprächiger. Mhamid, das Städtchen am nächsten an der Wüste, lebt momentan nur von den Touristen. Das Problem sei aber, dass immer mehr grössere Reiseanbieter kommen und die Gäste mit Prospekten und Websiten locken. Für die einheimischen Führer und echten Nomaden bleibt immer weniger. Darum besuche er mit seinen Gästen auch nur bestimmte Camps, die von den Einheimischen geführt werden und vieles hier sei auch gespielt. Alles was Thuareg angeschrieben sei, sei Betrug, denn hier in Marokko habe es noch nie Thuareg gegeben und die sähen ganz anders aus, haben schmalere Gesichter und längere Finger. Sie hätten zwar auch blaue Gewänder, aber das sei das einzig gemeinsame.
Er führt mit seinem Bruder den allerletzten Campingplatz vor der Wüste und bis die Touristen auf dem Platz ankommen, sei ihnen jweiles im Dorf schon Kameltouren verkauft worden, obwohl es nur Dromedare sind. Auch die Wüstenführungen in die Camps seien da schon gebucht. Die Verkäufer seien im Dorf ziemlich aufdringlich. Ihnen bleibe nur die Brotsamen des Campingplatzes übrig, dabei wären die Führungen viel lukrativer und für sie auch eine Möglichkeit, ihr Wissen zu teilen. Wir seien die Ausnahme, dass wir so eine Tour bei ihm gebucht hätten. Aber wenn er sich dann mal ein eigenes Auto leisten könne, könne er sparen für den Ausbau des Campingplatzes. Die Miete des Autos, auch wenn es einem Freund gehöre, verschlinge viel Geld. Er habe übrigens seit neustem eine Facebookseite und wenn alles gut gehe, habe er in einem Jahr das Geld zusammen, um eine eigene Website machen zu lassen.
Nach einer weiteren Stunde Autofahrt verspreche ich ihm für seinen Campingplatz, den allerletzten vor der Wüste, eine Website zu machen. Fotos habe ich ja jetzt genug und eine einfache Website stürzt mich auch nicht in den Ruin. Er bedankt sich mit 100 Inschallah‘s und ich sei in seinem Haus zu Lebzeiten immer willkommen, inklusive meine Familie und Freunden…
nach Mhamid hier rechts zum Campingplatz
Und er hat mich schon eingeladen, im März zum Internationalen Nomadenfestival zu kommen. Das müsse ich unbedingt sehen, da gäbe es drei Tage Musik, Essen, Dromedar-Rennen mit Nomaden aus der ganzen Welt. Und wir seien mit dem Wohnmobil ja auch irgendwie Nomaden… So, und jetzt habe ich den ersten Kunden aus Afrika!
Also, wenn ihr mal nach Mhamid kommt, unbedingt durch das ganze Dorf fahren, bei niemanden anhalten und nur freundlich lächeln, dort wo die asphaltierte Strasse und die Zivilisation aufhört insgesamt 300m weiter, sich zuerst links und dann rechts halten und dann kommt man beim allerletzten Gebäude vor der Wüste zu dem schönen Campingplatz "La Boussoule" mit umwerfender Aussicht. Bis dorthin kommt man mit jedem Wohnmobil problemlos, aber ja nicht auf eigene Faust weiter fahren, denn danach kommt der Sand und man bleibt stecken. Und die Einheimischen haben das als neue Geschäftsquelle entdeckt. Denn die, die stecken bleiben, bezahlen alles, um wieder heraus zu kommen (haben wir von einem Einheimischen als Ratschlag bekommen, ratet mal von wem?)…
Der Rest des Tages ist schnell erzählt, wir machen einen kleinen Spaziergang durch Mhamid und Anita kauft ihr Tuch Nr. 9 in Marokko….
14.11.2017 - HAMMER. Vielen vielen Dank für die wunderbaren Fotos und die tollen Kommentare. Es macht mir einen Riesenspass Euch auf den Reisen zu begleiten. Wünsche Euch weiterhin alles Gute . LG Ulli.
Ulli
15.11.2017 - Von einem AHA Erlebnis zum Nächsten, wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Richard "Zirbl"
15.11.2017 - Anita & Rolf - nicht duo infernale sondern duo sensationelle Super Berichte - geile Bilder - einfach jeden Abend eine Pflichtlektüre. Bin gerade am Planen einer Peloponnesreise - natürlich auf den Spuren von Anita & Rolf. Danke für die tollen Berichte
10.7.2018 - Hallo, danke für die Eindrücke hier. Ich fahre diesen Freitag wieder los. Im letzten Jahr fuhr ich bis Mauretanien rein. Das muss ich nicht nochmal. Ich habe mir den Campingplatz markiert, auf Google-Maps gespeichert-danke!!!!! Ich/wir sind mit dem T5 unterwegs :) und unserer Hündin. Habe einige Orte hier wiedererleben dürfen. Ich will gar nicht woanders hin-es muss wieder die Wüste sein. LG aus Lübeck Mandy
Mandy Köhler