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Appenzell Schweiz 2014
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Reinebringen

1974 Steinstufen, die sich lohnen

gwaltige Aussicht vom Reinebringen

Als wir morgens die Verdunkelungen öffnen, scheint uns die Sonne direkt ins Gesicht. Was für einen Anblick aus dem Hafen von Reine quasi mitten ins Herz der Lofoten. Strahlend blauer Himmel, aber so wirklich warm ist es dann doch nicht. In windgeschützten Ecken und an der Sonne ist es schön warm, an der Sonne und nicht windgeschützt sind es 14 Grad. Wir werweissen, ob wir den geplanten Aufstieg auf den Reinebringen mit kurzen oder langen Hosen in Angriff nehmen. Ich entscheide mich für kurze, Anita für lange. Aber im Rucksack kommen auch noch Ersatzwäsche und warme Jacken mit, man weiss ja nie.

Der Reinebringen Aussichtspunkt ist ein erster kleiner Gipfel mit einer Höhe von 448m und bietet einen gewaltigen Ausblick auf das Dörfchen, die umliegenden Berge und das Meer. Der eigentliche Gipfel ist dann noch etwa 200m höher, was dann nicht mehr viele ersteigen, auch wir nicht. Viele typische Fotos von den Lofoten wurden von diesem Aussichtspunkt aus geschossen. Und so ein Foto wollen wir auch.

steil, sehr steil

So starten wir gut gelaunt und gut ausgerüstet mit Rucksack beim Stellplatz am Hafen. Zuerst sind es 2.8km flach der Strasse entlang zum Aufstiegsstart des Wanderweges. Es sind schon ziemlich viele Wanderer unterwegs, und nicht nur Touristen. Auch viele Norweger besteigen den Berg heute Samstag bei diesem tollen Wetter. Man erkennt sie jeweils sofort, die Männer meistens oben ohne (bei dieser Hitze) und die Frauen zu zweit laut redend, während dem alle anderen nur schnaufen und hächeln.

Wir sind dann doch etwas erstaunt, der gesamte Aufstieg besteht nur aus steinernen Treppenstufen, ziemlich hohe dazu und ganz unregelmässig. Nach Webseite des Tourist-Infos sind es 1974. Es ist steil, sehr steil und anstrengend. Aber das sieht man schon von unten.

So steige ich in einem langsamen Tempo die Treppenstufen vor Anita hoch. Im ersten Viertel werden wir dauernd überholt aber dann plötzlich ab der Mitte überholen wir alle wieder. Die meisten Wanderer steigen viel zu schnell hoch und müssen dann alle paar hundert Stufen eine Pause machen. Auch wir machen zwischendurch Pause, aber dank des langsamen Tempos nur drei Stück und so sind wir dann nach 55 Minuten (nur der Aufstieg) vor allen andern oben, die uns überholt haben. (NorwegerInnen zählen nicht, denn die rennen nach oben.) Auf der Infotafel unten steht, dass die Wanderung bis nach oben zwischen 1 und 2 Stunden dauert. Wir sind also ein bisschen stolz und ich muss Anita ein Kompliment machen, top-Leistung!

geschafft

Bevor oben ein Foto geschossen wird, ziehen wir ein trockenes T-Shirt an und unsere warmen Jacken. Es zieht gewaltig und hat wahrscheinlich keine 10 Grad. Und in verschwitzen Kleidern da oben haben wir keine Lust, uns zu erkälten. Erst als wir schön warm eingepackt sind, bewundern wir die Aussicht. Es ist gewaltig, jede einzelne Stufe hat sich gelohnt. Sogar das Fotostativ habe ich hinaufgeschleppt, damit ich eine Langzeitbelichtung von der Landschaft machen kann. Hat sich aber nicht wirklich gelohnt, denn bei diesem Wetter kann man auf den Fotoapparat drücken, wo man will, die Fotos werden immer gut.

Wir bleiben fast eine Stunde oben und geniessen nur. Es kommen immer mehr Wanderer oben an und es ist bald eine kleine Völkerwanderung auf dieser Steintreppe. Unten hat es mehr Verkehr wie oben, denn ich glaube, dass viele wieder umdrehen. Wir haben da Gestalten gesehen, die nach 100 Stufen schon total am Limit waren. Dabei, wenn man schön langsam aber stetig eine Stufe an der anderen nimmt, ist es kein Hexenwerk. Technisch anspruchsvoll wäre anders.

Hinunter geht es dann einfacher und ist gar nicht so schlimm, wie ich es mir im Aufstieg vorgestellt habe. In 35 Minuten sind wir unten (wir haben die Zeiten nicht gestoppt, aber Anhand der Fotos waren diese leicht auszurechnen).

Nur die letzten fast zwei Kilometer bis zum Stellplatz wollen nicht enden und die Oberschenkel brennen schon etwas.

Im Knutschi müssen wir uns von der Wanderung und den Eindrücken zuerst etwas erholen und machen ein kleines Schläfchen, während ein selbstgemachtes Brot im Backofen gute Düfte verbreitet. Schliesslich sind wir auch erst heute weit nach Mitternacht ins Bett gekommen.

Danach fühlen wir uns wieder besser, räumen auf und machen unser Womo reisefertig. Bei der Entsorgungsstation füllen wir Wasser, Entleeren und beseitigen unseren Abfall.

Danach fahren wir mit dem Womo nach Å an den äussersten Spitz der Lofoten zurück. Auf den Stell- und Campingplätzen sind 100er Womos abgestellt und an jedem freien Parkplatz steht mindestens eines. Man könnte meinen, die gesamte Womowelt ist aktuell in den Lofoten unterwegs. Aber das haben wir gewusst, und darum sind wir weder überrascht noch enttäuscht.

Å

Vom Parkplatz in Å bis ins Zentrum des kleinen Fischerdörfchen sind es dann etwa 400m und dort läuft absolut nix. Wo sind denn alle die Touristen hin? Und das an einem Samstag Nachmittag, 16 Uhr? Wir haben die roten Häuschen für uns alleine, machen Fotos und wollen dort im einzigen Restaurant etwas Essen, Fisch wäre angebracht hier. Aber nicht mal im Restaurant bekommen wir etwas zwischen die Zähne, sie schliessen das Mittagsmenu um 15 Uhr und beginnen mit dem Abendmenu erst um 18 Uhr. Also machen sie mit uns jetzt kein Geschäft, aber zwei Stunden warten, ist dann für uns doch zu viel.

Also zurück zum Knutschi und dann fahren wir gemütlich in die andere Richtung los. Überall stehen Womos, aber auf der Strasse und in den Dörfern ist irgendwie wenig los. Wir geniessen die Fahrt durch die Inselgruppen und stoppen für viele Fotohalte. Nach 60km stellen wir den Blinker und folgen einem Wegweiser zu einem Campingplatz, der 10km entfernt sein soll und auf der Nordseite der Insel liegt. Wir wollen auf der Nordseite übernachten, damit wir die Mitternachtssonne geniessen können, die Südseite liegt dann meistens im Schatten der Berge.

Nach 5km kommt auf der schmalen Strasse ein Womo entgegen und macht uns Zeichen, dass der Campingplatz voll ist. Wenigstens interpretieren wir sein Handzeichen so. Also drehen wir um, denn wir haben einen Kilometer vorher einen tollen Freistehplatz gesehen, der direkt am Meer liegt. Und er ist wirklich super toll! Schnell entschliessen wir, hier unser Nachtlager aufzubauen. Wir stehen etwas im Wind, aber mit draussen Sitzen ist es für uns sowiso nichts. Die Sonne scheint vom Himmel aber unser Aussenthermometer gibt nur 11 Grad an. So sitzen wir im warmen Knutschi, schauen auf das tiefblaue Meer hinaus und sind glücklich.

Sonnenunter und Aufgang: -

90km
9.0 l/100km
2:06 h Fahrzeit
43km/h

Übernachtung

Bøstad - Motorsport Senter****
frei Koordinaten: 68.26694,13.762831
N 68° 16' 1"  E 13° 45' 46.2"
letzter Besuch: 6.2024

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