Vogelfelsen auf Runde
An unserem schönen Freistehplatz werden wir morgens durch den Regen geweckt. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, denn das Meer sieht auch so gut aus. Einen Blick auf unser Wetterapp bestätigt, dass heute Vormittag Regen angesagt ist und ab frühen Abend eine grosse Wetterbesserung. Das schreit ja danach, direkt nach Runde zum Vogelfelsen zu fahren und dort abends auf die Puffins zu warten. Wir waren bisher 2x in Norwegen, in Schottland und Island, aber diese Papageientaucher haben wir nur auf Fotos gesehen. Und diese plumpen Tierchen wollen wir unbedingt live gesehen haben.
So fahren wir weiter Richtung Norden, müssen zweimal eine Fähre nehmen um über einen Fjord überzusetzen und nehmen auch nicht direkt den schnellsten Weg über die Hauptstrassen. Die Strecke ist wiederum sehr schön, auch wenn es grau in grau etwas blasser aussieht, wie wenn die Sonne scheinen würde. Aber wir stellen sie uns einfach vor.
Kurz nach dem Mittag kommen wir auf der Insel Runde beim Campingplatz an und richten uns ein. Und da wir nun noch Zeit haben, bäckt Anita ein weiteres Brot und ich übe, Vögel fotografieren. Vor zwei Monaten habe ich mir extra für diesen Moment (oder ähnliche) ein Teleobjektiv von 200 – 600mm Brennweite gekauft, ein riesen Ding! Aber gebraucht habe ich es noch nie, darum ist jetzt der richtige Moment, damit zu üben und Möwen zu fotografieren. Mann, ist das schwer, nicht nur das Objektiv, auch die Möwen im Flug zu treffen. Zum Glück läuft es heute Digital und nicht mit den alten 36er Filmen. Auf dem ersten Film hätte ich gar keine Möwo drauf! Als das Brot im Ofen ist, übt dann auch Anita mit dem Tele und sie hat es weit besser im Griff wie ich.
die momentanen Hobbies von Anita
Wir haben quasi einen freien Nachmittag ohne Reisen oder Besichtigungen, aber irgendwie bin ich schon wieder im Stress. Alles herrichten, damit dann abends alles klappt, alle Batterien müssen geladen sein, Stativ einpacken, Speicherkarten richten und auch die Kleider… Anita lächelt nur und schweigt, sie kennt mich, was ich für ein Spektakel veranstalten kann, bis alles vorbereitet ist. Aber immerhin klappt dann auch alles.
Neben uns spreche ich noch mit einem deutschen Womo-Fahrer, der gestern die Puffins schon besucht hat. Er meint nur, ich brauche so ein Objektiv gar nicht, sie kämen so nahe, da reiche ein Handy. Also müssen die anderen Objektive auch noch mit. Der Rucksack ist jetzt nun so schwer, dass ich ihn kaum heben kann und die Verpflegung ist noch nicht eingepackt. Es soll ein Fussmarsch den Berg hoch von 40 Minuten bis eine Stunde sein, und die Puffins sollten so ca. gegen 20 Uhr vom Meer zurückkommen. Ob das alles so dann auch stimmt? Könnte sein oder eben auch nicht, darum müssen wir auf alles vorbereitet sein. Der Zufall darf da nichts kaputt machen. Darum gibt das eben so viel Vorbereitung!
Während ich umherstresse strickt Anita an ihren neuen Socken, das heisst, sie übersetzt die Strickanleitung von Norwegisch nach Deutsch und wickelt Wolle, gestrickt hat sie noch gar nix (etwas später, während ich den Bericht schreibe, muss ich das Foto noch austauschen, denn da hat sie schon ein paar Nadeln fertig).
Ach ja, weil wir schon nach dem Mittag hier waren, haben wir einen Platz in der ersten Reihe mit Sicht auf das Meer. Alle die nach uns kommen, stehen hinter uns auf der Wiese. Das hat eben auch mit Vorbereitung zu tun, ich habe das gewusst, die hinter uns eben nicht…
Wir wandern dann endlich um halb sechs los, damit wir garantiert um sieben beim Vogelfelsen sind und die Ankunft der Papageientaucher nicht verpassen. Ich kann es kurz machen, um 18 Uhr waren wir schon in Stellung und um 20 Uhr sind sie dann tatsächlich gekommen aber es hätte auch gereicht, wenn wir erst um 20:30 Uhr oben waren, die Ankunft ist nämlich nichts besonderes, wenn sie dann aber da sind, dann ist es wirklich ein Erlebnis.
Aber wir hätten die Spannung nicht gehabt. Kommen sie oder kommen sie nicht? Um Viertel nach Sieben war dann schon mal eine kleine Welle von diesen Puffins da und zwei landeten 10m von uns auf einem Felsen. Sie setzen sich richtig in Szene und wir hatten alle Welt Zeit, sie zu fotografieren. 15 Minuten später waren dann aber alle wie von Zauberhand wieder weg und weit und breit keine Puffins mehr. Kurz nach Acht kamen dann aber wirklich viele und landeten allmählich auf allen Felsen rundherum und auch im Gras. Ab halb neun hatte man alle Zeit der Welt, diese tolpatschigen Vögel zu fotografieren und zu beobachten. Wir haben hunderte Fotos geschossen, nur im Anflug und die Landung da erwischte ich kein einziges Tier so richtig scharf.
Um neun haben wir es dann gesehen, so richtige Tierfotografen sind wir dann doch nicht. Unendlich Geduld ist nicht unsere Stärke oder war es, weil wir so richtig durchfroren waren? Wir machten uns auf den 20 minütigen Rückweg und heizten dann zuerst unser Knutschi so richtig warm auf…
Aus dem warmen Knutschi haben wir dann noch zwei Seelöwen im Meer beobachtet. Wieder ein für uns super Tag!
Ach ja, die Papageientaucher leben normalerweise draussen im Meer, zur Brutzeit und Aufzucht der Jungen kommen sie an Land und verschwinden danach wieder für den Rest des Jahres aufs Meer. Momentan ist die Brutzeit, die Eltern haben also noch keine Jungen und die Vögel müssen darum auch keine Nahrung anschleppen. Fotos mit fünf Fischen im Schnabel eines Puffins gibt es momentan nicht.
Und mein Objektiv mit 600mm Brennweite war optimal, mindestens 200mm sollten es auf alle Fälle sein, ein Handy reicht definitiv nicht.
Sonnenaufgang: 4:11 Uhr
Sonnenuntergang: 23:11 Uhr
167km
3:00 Std Fahrzeit
55km/h Durchschnitt
9.2l / 100km
1.6.2024 - Liebe Vogelfotografen Die Fotos sind doch sehr gut und das Brot! ,habe fast in den iPad gebissen. Pirkko „gefällt“, dass Anita Strickanleitungen übersetzen „muss“. Musste sie auch mal. Nun ist ja Ålesund gleich um die Ecke. Uns hatte das sehr gefallen, weil gut überschaubar, besonders vom Hausberg aus und Stellplatz fussläufig direkt am Meer...und einen Wollladen gibt es auch hier schon wieder (:-)). Gruss
Andreas