Speziell oder normal?
Foto: bohnemoni.ch
Vor ca. vier Jahren bekam ich einen Auftrag, eine Webseite für einen Overlander zu erstellen (www.bohnemoni.ch, sie sind aktuell in Spanien unterwegs). Ich wusste nicht mal, was ein Overlander ist. Also musste ich in diese Welt eintauchen, auch wenn es nur virtuell war. Eine gefundene Definition: «Overlanding ist das autarke Reisen mit einem Fahrzeug, bei dem die Fahrt selbst das Ziel ist. Einfach ausgedrückt geht es um die Erkundung. Ob Sie mit dem LKW, 4×4 oder Motorrad reisen, es geht darum, die weniger befahrenen Straßen zu befahren und in die Umwelt und Kultur einzutauchen.» Hä, sprechen die von unseren Womoreisen?
Aber ich merke schnell, die Overlander sind Overlander und nicht Wohnmobilisten. Sie wollen sich von uns unterscheiden. Macht aber nichts, ich habe seither einige Overlander getroffen und mit ihnen gesprochen, Abende verbracht und schriftliche Korrespondenz geführt. Wir haben Overlander im Jeep und im Lastwagen in Marokko getroffen, ein 26t Expeditionsfahrzeug zu Hause auf dem Parkplatz stehen gehabt und mit Insassen von speziellen 4x4 Fahrzeugen in Island super Gespräche geführt. Selbstverständlich habe ich auch viele Blogs und Webseiten von Overlandern angeschaut.
Wie unter den Wohnmobilisten gibt es da ganz unterschiedliche Typen, aus meinem empfinden einfach nur in allem etwas extremer. Aber es gibt auch ganz «normale». Und wie es so ist, die extremen bekommen mehr Aufmerksamkeit, ob das jetzt mit einem besonders grossen oder besonders ausgerüstet Fahrzeug ist, darüber wird in Facebook berichtet, Instagramfotos geteilt und Youtube-Videos gelikt. Die Strecken auf den normalen Asphaltstrassen sieht man dort aber nie…
Aber ist das anders, wie bei den «normalen» Wohnmobilblogschreibern? Ich habe ja auch das schönste Wohnmobil, haben eine individuelle Folierung drauf, suche spektakuläre Fotospots und mache möglichst individuelle Reisen. Nur fehlt mir der Mut, einfach auf eine jahrelange Reise zu gehen, es fehlen die finanziellen Mittel, ein 6x6 Expeditionsmobil zu bauen oder ich brauche mehr Luxus, wie mit einem Jeep und Zelt um die Welt zu reisen.
Aber all die Gespräche haben mich bestärkt, dass alles Reisemobilisten sind, egal mit was für einem Fahrzeug. Viele denken, sie sind einzigartig und nicht in eine Schublade zu drängen. Mit einem 4x4 in wildem Gelände und durch Wasserfurten zu fahren ist einzigartig oder mit einem 22t Truck vier Jahre quer durch die Welt zu reisen, kann nicht jeder. Aber alle benützen Strassen (auch Offroader sind zu mehr wie 90% auf asphaltierten Strassen unterwegs), alle sind irgendwie abenteuerlustig und jeder hat irgendwie sein individuelles Fahrzeug. So soll es doch sein.
Was aber auch noch sein soll, dass man sich auf den Stellplätzen mit Respekt begegnet, egal ob mit 18t oder mit einem Jeep und Dachzelt. Der Antrieb ist bei allen der gleiche, jeder will neue schöne Momente erleben, dem Alltag entfliehen oder seine Wünsche verwirklichen.
Darum freue ich mich schon auf die nächste Begegnung mit einem Overlander auf einem Stellplatz.
26.2.2023 - Hallo, stimme Dir voll zu. Diese Unterscheidungen, „Camper, Wohnmobilist, Reisemobilist, Overlander, Weißwarefahrer“, usw. sind total gekünstelt und grenzen immer nur die anderen ab oder gar aus. Deine Gedanken hierzu sind eine schöne Ergänzung zu zwei Artikeln v. Burkhard Koch, Pistenkuh. Viele Grüße detlev
Detlev