Wir bleiben in Unterschächen und entdecken neues
Beim morgendlichen Einkauf im Dorfladen frage wir nach Spezialitäten. Und wir werden das erste Mal überrascht, denn die Liste ist recht lang. Es beginnt mit Alpziger, Alpbutter und Käse von der Sittlisalp, geht weiter über Unterschächener Pastasauce und Urner Pastete und endet bei den Zigerkrapfen. Natürlich probieren wir alles und kaufen auch noch mehr. Vollgepackt geht es die 300m zurück zum Womo, wo wir beraten, was wir heute unternehmen.
Gestern Abend erfahren wir von Toni und Sepp von einem Kraftort beim Wasserfall Stäuben und dass man dort zu Fuss hin kann. Also nehmen wir dies als Ziel vor und wandern auf Wiesen und durch Wälder durch das Schächental. Gegen Schluss geht es dann immer mehr etwas Berg hoch, vorbei an der Alpbeiz Äsch (hat leider nur am Wochenende offen) und dann sehen wir von weitem den Stäubifall. Und sofort wird klar, warum der so heisst. Das Wasser fällt über die 100m hohe Felskante und zerstäubt in einer riesigen Nebelwolke, die die gesamte Umgebung feucht werden lässt. Ist ja klar, dass wir da näher ran gehen müssen und auf einer kleinen Kuppe haben wir einen perfekten Blick auf das Naturspektakel. Und da es momentan ziemlich heiss ist, macht es auch nichts, wenn immer wieder eine feuchte Wasserwolke uns etwas abkühlt. Dass es hier ein besonderer Kraftort ist, wird einem ziemlich schnell klar.
Was auch schnell klar wird, dass wir mit dieser coolen Seilbahn den Berg hoch müssen, die wir nun talwärts fahren sehen. Wir wissen nicht mal, ob mit dieser Seilbahn überhaupt Personen transportiert werden, sie sieht nämlich aus, wie eine Transportbahn für irgendwelche Baumstämme. Also packen wir unser Picknick zusammen und marschieren die 5 Minuten zur Talstation. Sie sieht verlassen aus, die Türe lässt sich aber öffnen und dann stehen wir im Innern des Gebäudes und sehen die kleine Seilbahn, gestattet für 3 Personen. Und dann lesen wir in der menschenleeren Talstation, dass man den Hörer des Telefon abnehmen, Taste 1 drücken und warten soll, bis man Instruktionen bekommt. Schnell meldet sich eine Stimme und fordert uns auf, in der Bahn Platz zu nehmen. So ganz Geheuer ist uns aber nicht, hält die unser Gewicht überhaupt aus und ist die Sicher? Kaum sitzen wir auf den Holzbänken, setzt sie sich wie von Geisterhand in Bewegung und wir gondeln in luftiger Höhe in der Freiluftbahn den Berg hoch. Wer hätte je gedacht, dass ich mich in so eine Transportbahn getraue? Keine Fensterscheiben, quasi eine Holzkiste mit Dach! Die Fahrt ist aber genial und ein Hochgenuss. Oben bezahlen wir für die Bergfahrt 7.- Fahrkosten! Jetzt mal echt: eine Fahrt auf das Jungfraujoch kostet 207.- in einem fast normalen Zug und hier auf einer absoluten genialen, spektakulären und einzigartigen Bahn betragen die Kosten für Berg- und Talfahrt 10.- !! Irgendwie stimmt das Verhältnis nicht mehr ganz.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind wir Fan des Schächentals…
Oben wandern wir dann auf dem Höhenweg von der Oberalp zur Niederalp und weiter nach Wannelen. Dort wird zuerst mal eingekehrt und der Durst gelöscht und dann geht es mit der nicht minder spektakulären Seilbahn, die jetzt ganze vier Personen transportieren darf und sogar Fensterscheiben hat, wieder talwärts. Unten wird unsere Kabine kurzerhand wieder für Materialtransport umgebaut und Bretter in die Höhe gefahren.
Den letzten Kilometer geht’s wieder über Felder zu unserem Knutschi. Echt jetzt, wir waren ohne Stress insgesamt 4 ½ Stunden unterwegs und können diese Tour nur wärmsten empfehlen. Ein super Erlebnis in einer wunderschönen Gegend.
Wir sind so angetan, dass wir einfach keinen Bock haben, um wie geplant weiter zu fahren. Auch heute Abend bleiben wir noch auf dem Platz in Unterschächen.
Es ist faszinierend, wie sich unser Reiseverhalten nun geändert hat. Früher suchten wir uns Sehenswürdigkeiten und danach Übernachtungsplätze in der Umgebung. Nun fahren wir auf einen Stellplatz und fragen die Einheimischen, was man alles machen könnte. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, werden wir von neuem überrascht. Wie viele schöne Orte, wie viele total einzigartige Erlebnisse findet man auf so engstem Raum und völlig "normalen" Orten. Wir sind sicher schon 10x den Klausen hochgefahren, aber noch nie stoppten wir in Unterschächen. Was für ein Versäumnis!
Ach ja, dieser neue Stellplatz in Unterschächen wurde schon vor Corona geplant, wir Wohnmobilisten sind also wirklich herzlich Willkommen hier!
28.7.2020 - Seit neustem verfolge ich euren Blog - super interessant! Man wird so auch daheim in fremde Länder gebeamt - coole Bilder, lässige Reiseberichte. Umso erfreuter bin ich nun, dass ihr das schöne Schächental näher kennen lernt - dies kam bisher nicht vor in euren Berichten .... *lach*! Wir habens wirklich wunderschön und ich garantiere euch, auch nach einer ganzen Woche wäre es euch nicht langweilig hier - es gäbe noch soooo viel zu unternehmen. Kommt einfach wieder mal ins Schächental - es lohnt sich wirklich "hinnä im Schächätal" ... Geniesst eure Auszeit - Aesch, Klausenpass und so geniessen wir immer wenn möglich am Abend nach der Arbeit - ebenfalls als Auszeit und zum Kraft tanken. Hend Sorg und auf viele tolle weitere Berichte!
Mirjam
26.6.2022 - Das befahren des Klausenpasses kann gegebenfalls sehr teuer werden . Die Strasse ist für Fahrzeuge über 2.3 m breite gesperrt..
Also zuerst mal die exakte Breite messen über den Radschutz .....
Mein Womo ist 234 cm breit.....weiss nicht ob dies toleriert würde ?
Wenn ich mit dem Töff unterwegs bin , sehe ich immer wieder Wohnmobile auf dem Urnerboden stehen , deren Breite ganz sicher über 230 cm liegen
Joxy