und ein enttäuschendes Städtchen
Nachts hatten wir typisches Skye-Wetter. Es schiffte mindestens 5x (soviel habe ich es gehört, die anderen Male habe ich wahrscheinlich geschlafen). Und es regnete, wie wenn jemand die Dusche anstellt. Innerhalb 3 Sekunden werden die Schleusen geöffnet, dann schifft es 5 Minuten und dann von einer Sekunde auf die andere ist fertig. Das zog sich heute übrigens den ganzen Tag so fort, aber das ist ja nicht weiter schlimm.
Um 7 Uhr klingelte der Wecker, ich wollte den Sonnenaufgang fotografieren bei dieser grandiosen Landschaft auf dem Pässchen. Die Sonne liess sich aber etwas Zeit und guckte erst um 8 Uhr hinter den Wolken hervor. Das Foto wurde aber auch um 8 Uhr sehr schön…
Danach packten wir zusammen und führen die Single-Road-Passstrasse hinunter ans Meer. Dort kamen wir auf die etwas grössere Strasse und schon wenige Kilometer zu einem Aussichtspunkt mit Wasserfall. Wir nehmen heute jeden dieser Aussichtspunkte mit und stoppen überall, denn wir haben Zeit. Unsere Fähre geht erst um ca. 19 Uhr und wir haben nur knapp 40km bis zum Fährhafen. Wir schauen uns also Küstenlandschaften und Wasserfälle an, bis wir auf dem Parkplatz des Old Man of Storr ankommen. Das ist der Vater aller Hinkelsteine (die von Obelix, nur jene waren etwas kleiner, auch wenn Obelix diesen grossen sicher auch werfen konnte nach einem Wildschweinbraten). Noch zieht alle 30 Minuten ein 5-minütiger Regenschauer vorbei, und das ziemlich intensiv. Aber hier sieht man den Regen kommen…
So frühstücken wir zuerst in Ruhe und dann, als kein Regen mehr in Sicht ist, ziehen wir unsere Bergschuhe an, packen den Rucksack und nehmen den Weg und die 500 Höhenmeter unter die Schuhe. Es hat ziemlich viele Leute und nach 10 Minuten sehen wir wieder so eine Regenwand kommen. Wir montieren unsere Regenschütze, marschieren noch 100m weiter zu einer etwas geschützten Stelle und dann pisst es wieder voll los. Fast waagrecht und sehr intensiv. Nach 5 Minuten ist der Spuck wieder vorbei. Wir blieben ziemlich trocken, nur meine Hosen hinten vom Gesäss an bis zu den Fersen wurde nass, der Rest blieb trocken und auch Anita hat nur ganz wenig abgekriegt, da sie in meinem Windschatten warten durfte. Die anderen Touristen, vor allem Asiaten und Inder, checken so etwas nicht und sind plitsch nass.
Wir setzen unseren Aufstieg fort, laufen am Hinkelstein vorerst vorbei und noch etwas weiter hinauf, bis wir zum schönen Aussichtspunkt kommen. Da machen wir natürlich wieder Fotos und hier hat es auch weniger Leute, da nicht alle diesen Aufstieg verkraften.
Nach 98 Minuten sind wir wieder beim vollen Parkplatz, wir sind inzwischen wieder ganz trocken. Es ist schon unglaublich, wie viele Touristen, Womofahrer und andere, es hier noch hat. Es ist auf dieser Insel viel mehr los, als bei unserer ersten Reise zum gleichen Zeitpunkt vor 7 Jahren. Man könnte meinen, es sei Hochsaison.
Bei der anschliessenden Single-Road kriege ich meine erste Krise heute. Die Strasse hat vielleicht alle 100m eine Ausweichbucht für zwei Fahrzeuge. Und als ein Lastwagen entgegenkommt, benütze ich natürlich diese und warte ab. Und jetzt typisch: hinter mir fahren etwa 5 Pw’s, alles Touristen. Einer, maximal 2, können nun hinter mir die Ausweichbucht auch benützen, die letzten zwei haben aber keinen Platz mehr. Und wie soll nun der Camion kreuzen? Die Leute begreifen einfach nicht, dass man höchstens in kleinen Gruppen von 3 Fahrzeugen so eine Singelroad befährt und nicht in einer gesamten Kolonne. Denn wenn sich so zwei Kolonnen kreuzen wollen, keine Chance. Und dieses mal sind es nicht die schlecht gelaunten alten Damen, sondern vor allem junge Raser, die möglichst viel in ihren kurzen Ferien sehen wollen. Aber dass das Kreuzen so viel länger geht, wie wenn man etwas Abstand hält, dafür sind diese zu wenig intelligent. Furchtbar. Anita beruhigt mich dann wieder…
Danach fahren wir 10km weiter nach Portree, wohl das bekannteste Städtchen auf Skye. Aber ganz ehrlich: es ist wirklich nichts Besonderes, nimmt mich wunder, warum diese Ortschaft so einen guten Ruf hat. Es hat irre viele Leute, und noch mehr, als wir im Coop im Zentrum einkaufen wollen. Es ist ein echtes Gedränge und ich werde fast wahnsinnig. Ich krieg meine zweite Krise und schnappe nach Luft, als ich endlich wieder draussen bin.
Jetzt sehen wir, dass in der Bucht ein Kreuzfahrtschiff ankert, kommen die Leute alle von dort? Uns egal, Portree haut uns nicht aus den Socken.
Nach dem Städtchen fahren wir langsam weiter nach Uig an den Hafen. Wir sind um 17 Uhr dort und haben so etwas Zeit, bis die Fähre ablegt.
Dort treffen wir wieder auf Miriam und Hanspeter und verplaudern die Zeit, bis wir in die Fähre auf die Insel Lewis und Harrys fahren können. So sind die 1:40 Std. auf der Fähre sehr kurzweilig, wir reden und nehmen ein SMS mit etwas erstaunen auf: unsere Rückfahrt könnte abgesagt werden, weil Sturmböen von über 50 Knoten angesagt sind. Anita wird ganz bleich, als sie das hört.
Wir lassen es aber auf uns zukommen, ändern können wir es ja doch nicht. Aber die aktuelle Überfahrt überlebt Anita ohne Probleme, auch wenn es doch etwas schaukelt.
Heuten kommen wir gut auf Harrys an, aber erst, als es schon dunkel ist. Also fahren wir die 10km Richtung Süden, ich habe dort einen Übernachtungsplatz an der Strasse erspäht und im Dunkeln wollen wir möglichst wenig fahren. Da sieht man ja nix von der hoffentlich tollen Landschaft.
Wir kommen gut an, platzieren unser Knutschi und sind gespannt, wie es dann morgen bei Licht aussieht.