Staunen und geniessen
Bunárfoss
Der blaue und wolkenlose Himmel wirft unser ganzes heutiges Programm auf den Kopf. Wir haben geliebäugelt, vielleicht noch einen Tag hier zu bleiben und den riesigen Hot-Pot zu geniessen, aber bei diesem schönen Wetter? Und weil Sonntag ist, wollte Anita einen Zopf backen, aber bei diesem windstillen Wetter zieht es uns hinaus. Eigentlich wollten wir heute irgendwo unsere Kleider Waschen, aber bei blauem Himmel haben wir besseres zu tun.
Also starten wir mit einer kleinen Wanderung zum Gamla laugin, ein kleiner natürlicher warmer Weiher in der näheren Umgebung. Wir sind schnell dort, aber obwohl ganz heisses Wasser in den Teich fliesst, so richtig warm ist er nicht. Auch nicht tief, aber ganz schön und mit dem Meer im Hintergrund. Wir machen noch einige Fotos und laufen dann wieder zurück. Kurz vor dem Camping dampft es wieder aus dem Meer, also machen wir noch eine Schlaufe und schauen nach. Ein Schild macht uns darauf aufmerksam, dass heisses Wasser aus dem Rohr kommt. Anscheinend ist hier eine kleine Salzanlage, die aus Meerwasser und mit geothermischem heissem Wasser natürliches Salz gewonnen wird. Anita nimmt noch einen kleinen Salzkristall mit, der hier auf dem Abfall liegt. Sauber putzen und dann haben wir für die gesamte Reise unser Salz…
Und dann packen wir zusammen, nichts mit nochmals warmen Pool, nichts mit Zopf, uns zieht es bei diesem tollen Wetter einfach weiter. Wir fahren einen Fjord am andern, 20km entlang dem Fjord, hinten um die Ecke und auf der anderen Seite die 20km wieder nach vorne. Wir sehen die entgegenkommenden Autos schon eine Stunde vorher auf der entgegengelegenen Seite… Drei Fjorde müssen wir so abfahren und plötzlich ruft Anita: «halt mal schnell, da hat es Seehunde!» Sofort folgt ein kleiner Parkplatz und ein Fussweg zu einem Aussichtspunkt, der extra für die Beobachtung dieser Tiere gemacht wurde. Wir stehen mindestens eine halbe Stunde dort und beobachten diese Tiere. Allerdings wissen wir nicht, ob es wirklich Seehunde sind, aber Robben bestimmt. (Robben sind der Oberbegriff dieser Tierarten, Seehunde und Seelöwen sind also Robben).
Wir fahren weiter und staunen und staunen! Hinter jeder Kurve sieht es wieder fantastisch aus, tiefblaues Meer, blauer Himmel, Schneeberge und viele andere Berge und Hügel. Es ist einfach nur fantastisch! Und einmal mehr wird uns bewusst, wie privilegiert wir zwei leben können.
Irgendwann kommen wir in Ísafjörður an, einer riesigen Stadt mit knapp 2800 Einwohnern. Wir fahren ins Zentrum, parken unser Knutschi und merken, dass ein Einkaufszentrum auch am Sonntag geöffnet ist. Also rein, nur mal schauen. Und raus kommen wir mit einer ganzen Tasche voll Lebensmittel. Ich dachte, wir brauchen nichts?
Nach einem kurzen Rundgang durch das Städtchen und den Hafen fahren wir auf den 4km entfernten Campingplatz und richten uns ein.
Sofort sticht uns ein Wasserfall oberhalb ins Auge, also mit den Wanderschuhen und dem Fotoapparat den Berg hoch. Wir kraxeln hoch, schwitzen bei dieser Wärm (Schätzungsweise 25 Grad, das Thermometer gibt aber nur 13 an) und geniessen den absolut traumhaften Ausblick auf den Wasserfall, den Fjord, die Berge und das Städtchen. Und weiter oben kommt immer nochmals ein Wasserfall, so dass wir immer höher und höher geraten. Ich denke noch, von hier wäre es traumhaft, ein Bild mit den Polarlichtern aufnehmen. Kaum habe ich das gedacht sagt Anita: «denke ja nicht, dass ich dich im Dunkeln da hinaufkraxeln lasse, viel zu gefährlich!» Mist, hat sich das auch erledigt, aber genial wäre es schon…
Dann sind wir beim letzten Wasserfall und wollen schon wieder umdrehen, als ich noch ganz schnell nochmals 10m höher klettere. Und dann hat es mich fast aus den Socken: ein riesiger Parkplatz und eine tolle Strasse in ein Skigebiet. Es ist ein Langlaufzentrum, wie uns Einheimische später erklären.
Wenn wir jetzt mit dem Knutschi hier hinauf fahren würden und im Warmen auf die Nordlichter warten könnten und dann das ultimative Foto doch noch schiessen dürften?
Aber zuerst geht es zu Fuss alles nochmals hinunter. Wir sammeln auf dem Weg noch Blaubeeren, damit wir nicht verhungern und kommen gut beim Knutschi an. Diese Wanderung zum Bunárfoss lohnt sich auf jeden Fall aber die Fahrt zum Langlaufzentrum auch und ist erst noch bequemer.
Wir brechen auf dem Campingplatz nämlich doch wieder ab und fahren nun zum Dalirnir tveir – Ísafjörður Ski Resort hoch.
Hier sitzen wir nun im Warmen, geniessen die Aussicht und warten bis es Dunkel wird. Und dann hoffen wir auf die Polarlichter, Wahrscheinlichkeit gemäss App: 21%