Reisefazit und nächstes Ziel
Wir fahren aktuell auf der (Ost)Autobahn durch Deutschland nach Hause. Bei solchen Fahrtagen nach Hause gibt es für uns zwei Dinge zu tun: ein Fazit der Reise zu ziehen und das nächste Reiseziel zu definieren. Das Fazit ganz kurz: eine tolle Reise mit Abenteuer, die wir empfehlen können. Das nächste Reiseziel: uns würde es momentan sehr reizen, Ostdeutschland und Polen zu bereisen, irgendwann im Herbst.
6:54 Uhr Sonnenaufgang
18:08 Uhr Sonnenuntergang
11:14 Std. Tageslänge
Übernachtungsplätze sind einfach zu finden. Es hat sehr wenige Wohnmobilisten unterwegs, überall ist es frei und man kann auf jedem Rastplatz problemlos übernachten, es hat viel weniger Strassenverkehr, und der Lärm ist wegen den schneebedeckten Strassen sehr gedämpft. Allerdings sind nicht alle Rastplätze vom Schnee geräumt, auch Stellplätze haben nicht sehr viele geöffnet.
Wenn wir frei stehen, brauchen wir mit allem rund 50Ah Strom, inkl. Dieselheizung, aufladen der verschiedensten Geräten und Beleuchtung. Wenn wir sparen, können wir den Verbrauch auf 35Ah senken.
Grauwasserablässe gibt es praktisch keine, nicht mal auf den Campingplätzen. Die meisten sind total eingefroren oder einfach geschlossen. Das Grauwasser wird man nur mittels Becken los, das man in eine WC-Entsorgungsstation oder normales WC leeren kann. Beim WC sind wir echt froh, haben wir eine Trenntoilette und müssen nur den Urin entsorgen. Das ist relativ entspannt, WC-Kassetten-Entleerungsstationen hat es nur auf den Campingplätzen, die öffentlichen Stationen auf den Rast- oder Stellplätzen sind zu 90% geschlossen, ebenso die öffentlichen WC’s.
Die meisten Frischwasserstellen sind ebenfalls geschlossen, Frischwasser auf den Camping- und Stellplätze ist aber meist kein Problem. Strom ist das kleinste Problem und fast überall zu haben.
Unsere Innenisolierung ist toll und macht das Leben im Womo bei Kälte draussen kuschelig warm. Bis zu einer Temperatur von -20 Grad haben wir fast keine Probleme, wird es kälter, gefriert dann vieles ein, und da ist man fast machtlos. Ob das der Küchen- oder Duschablauf ist, oder das offene Abwasserrohr, mit der Zeit friert es dann schon zu. Auch der Motor startet bis -20 ohne Probleme, wird es kälter, hat er dann etwas mehr Mühe.
Wir waren erstaunt, dass z.B. die Wohnraumbatterie unter dem Fahrersitz im Innenraum nach einer kalten Nacht unter Null Grad hat, nur weil sie vorne am Boden unten liegt. Bei dieser Kälte liefert sie weniger Spannung und das Aufladen funktioniert bei einer Lithiumbatterie nur bei über 0 Grad. Während dem Fahren wird es dann vorne immer etwas wärmer von der Heizung des Fiats und dadurch wird auch die Aufbaubatterie wieder wärmer.
Sie macht gute Dienste und muss auch viel arbeiten. Sie hat aber Mühe mit schwacher Stromspannung von der Batterie, wenn diese kalt ist. Bei Batterietemperatur von 2 Grad stellt z.B. die Heizung ab und geht in den Störmodus, wenn wir gleichzeitig die Kaffeemaschine laufen lassen. Nach dem Rücksetzen der Fehlermeldung springt die Heizung jeweils wieder an.
Wenn wir auf dieser Reise mit LPG-Tank und Gasheizung unterwegs gewesen wären, hätten wir echt Probleme gehabt, weil wir keine LPG auffüllen hätten können. Der Grund: Strassensperrungen und Wetter.
Ist fast alles bestimmend, vielleicht aber auch, weil wir nicht in einer stabilen Wettersituation umherreisten. Wir haben Temperaturunterschiede von 30 Grad, von -23 bis +7 Grad und können nicht viele Tage voraus planen. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass an der Küste näher beim Meer, das Wetter unbeständig und stürmisch, während im Inland eher kalt aber stabil ist. Die Temperaturen sind diesen Winter eher unbeständig, sagen alle hier oben. Es ist viel zu warm und hat viel zu wenig Schnee, ein sogenannter Eiswinter.
Dort wo die Strassen schneebedeckt sind, ist das Fahren absolut kein Problem. Das Problem ist nur dann, wenn es tagsüber über Null und nachts unter null ist, dann bildet sich pures Eis und gesalzen wird nicht. Das Eis wird täglich dicker, auch wenn es aufgeraut und gesplittet wird. Der Verkehr ist viel weniger wie im Sommer, von daher sehr angenehm zu fahren. Allerdings rasen die Lastwagen gefühlsmässig schneller wie im Sommer, man ist im Winter mit dem Wohnmobil als Tourist eher bei den langsamen Verkehrsteilnehmern. Im Sommer gibt es so viele, die Wohnmobile mieten und noch viel langsamer fahren, dass man dann schon zu den zügigeren Verkehrsteilnehmern gehört. Das ist im Winter total anders.
Die Tage sind schon kurz, wenn es nur 5 Stunden hell ist. Fahren und besichtigen sollte man im hellen, den Rest (essen) kann man auch bei Dunkelheit machen.
Was man aber auch bedenken muss: Tisch und Stühle rausnehmen und einfach sitzen und geniessen, macht man viel weniger wie im Sommer. Es ist zu kalt dazu und man hat echt nicht viele Gelegenheiten. Von daher finden wir es wichtig, dass man täglich Ziele hat. Denn eben, einfach nur dasitzen und geniessen geht im Winter schlechter, da geniesst man während der Fahrt.
Schneeschaufel haben wir schon viel gebraucht, den Besen und Eiskratzer auch. Auch Schneeketten sind absolute Pflicht. Hier fahren viele mit Spikes-Reifen, das ist schon hilfreich, aber nicht absolut nötig. Aktuell bei total vereisten Strassen wären sie besser. Wir kommen mit unseren Winterpneus eigentlich gut zurecht und würden bei einer weiteren Winterreise wahrscheinlich wieder keine Spikes montieren. Spikes auf schneebedeckten Strassen oder Schneefall nützen übrigens fast nichts.
Vielen Sehenswürdigkeiten haben geschlossen oder haben nur beschränkt geöffnet, im allgemeinen vielleicht Öffnungszeiten von 10 bis 15 Uhr. Viele sind auch nicht erreichbar, weil der Weg dorthin nicht geräumt ist. Touristencenter auf dem Land sind vielfach geschlossen.
Wir finden es super, was man hier für Möglichkeiten hat, Winterkleider zu kaufen. Egal, ob Marke oder nicht, die Auswahl ist grandios. Zum Beispiel lange Unterhosen: in der Schweiz gibt es vielleicht zwei Modelle in verschiedenen Grössen, hier gibt es überall günstige Modelle, die auch top sitzen. Oder Winterjacken, die den Namen auch verdienen. So haben wir zum Beispiel Winterhosen gekauft, die im Supermarkt 45€ gekostet haben und besser sind, wie jede teure Markenhose in der Schweiz. Unser Tipp: alle Winterkleider hier kaufen und nicht schon in der Schweiz vorher besorgen.
Die Einkaufsläden und Tankstellen haben die gleichen Öffnungszeiten wie im Sommer, ca. von 8 – 20 Uhr oder noch länger, und das täglich, auch Sonntags.
3.3.2025 - Liebe Anita, lieber Rolf Vielen Dank für euren tollen Reisebericht, welcher uns inspiriert hat für die Nordreise, die am 07.03. nun startet. Wir waren schon 3x im Winter im Norden unterwegs und ich erlaube mir, euer Fazit mit unseren Erfahrungen für die interessierten Leser zu ergänzen. Ver-/Entsorgung: Grauwasser ist wirklich schwierig zu entsorgen, daher bleibt der Tank im Winter im Norden offen, wir benutzen umweltfreundliches Wasch- und Duschmittel. WC Kassetten sind schwierig zu entsorgen, wir haben eine Clesana einbauen lassen. Frischwasser bekommt man an vielen Tankstellen, man muss einfach fragen, und öfters wurden Türen oder Tore geöffnet, wenn der Aussenhahn nicht beheizt und somit ausser Betrieb war. Bis -20 Grad funktioniert unser Kastenwagen tadellos, man muss einfach mit der Heizung nicht sparen, auch wenn der Mensch mehr Kälte erträgt als die verbauten Wasserleitungen. Das Batterieproblem kann ich nicht kommentieren, da unsere Versorgerbatterie im Heck verbaut ist. Die Gasversorgung braucht etwas Planung, da es in Finnland kein LPG gibt, jedoch haben wir auch hier mit unserer Gasheizung nie Probleme bekommen. In Alta und in Kiruna liegen die nördlichsten Tankstellen. Sobald wir Strom benutzen, heizen wir so viel wie möglich elektrisch. Einmal mit der Truma Combi und einmal mit einem Strahler im Fahrerhaus, gespiesen aus der Powerstation. Schneeketten und gute Winterreifen sind Pflicht. Wir können allen eine Fahrt zum Polarkreis im Winter nur empfehlen und wünschen euch beiden weitere schöne und spannende Reise mit Knutschi Liebe Grüsse
Peter und Medea