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Marokko 2017
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Faszination Sonne

Goldene Stunde den ganzen Tag

Heute ist Sonne angesagt. Überhaupt, die Sonne ist hier allgegenwärtig. Nicht nur wenn sie scheint, auch beim Auf- und Untergang und sogar nachts. Der Aufgang war heute um 10:01 Uhr und Untergang schon 14:51 Uhr, also eine Tageslänge von 4:50 Std, aber diese fast fünf Stunden hat sie geschienen, wie sie nur kann. Kein Wölkchen am Himmel. Aber das andere Problem: sie steht nur gerade 2.9 Grad hoch oben am Himmel, d.H, wenn ein Wald oder kleiner Hügel Richtung Sonne steht, liegt man im Schatten. Wenn wir die Sonne an diesem wunderprächtigen Tag sehen wollen, müssen wir also auf den kleinen Hügel südlich von uns.

Das andere Phänomen: der Sonnenaufgang wird genau berechnet, wenn der obere Rand der Sonnenscheibe (der Sonnenrand) den Horizont überschreitet. Dabei wird auch die atmosphärische Refraktion berücksichtigt, die das Licht der Sonne ein wenig nach oben „biegt“. Dadurch erscheint die Sonne bereits über dem Horizont, obwohl sie sich geometrisch noch darunter befindet. Genau gleich beim Sonnuntergang, der genau Zeitpunkt ist der letzte Sichtbare Sonnenstrahl. Die Goldene Stunde (beste Zeit um zu fotografieren) wird bei einer Sonnenhöhe von 6 Grad angegeben, aber da heute die Sonne gar nie so hoch steht, haben wir von 10:01 Uhr bis 12:26 Sonnenaufgang und danach bis 14:51 direkt Sonnenuntergang. Das heisst, wir haben den ganzen Tag fantastisches Licht, um Fotos zu machen.

Die Sonne ist aber hier auch in der Nacht bestimmend, in Form von geladene Teilchen des Sonnenwinds, die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Diese Teilchen werden wegen dem Magnetismus zu den Polen gelenkt und regen Sauerstoff- und Stickstoffatome in der oberen Atmosphäre an. Wenn diese Atome wieder in ihren Normalzustand zurückkehren, geben sie Energie in Form von farbigem Licht ab – das sind die Nordlichter! Und weil solche Sonnenwinde gestern Nacht unterwegs waren, waren auch wir warm eingehüllt mit Fotoapparat und Stativ unterwegs. Und es war ein fantastisches Schauspiel am Himmel, die in einer total dunklen Gegend wie hier, das Spektakel war dementsprechend. Wir haben es in vollen Zügen genossen und haben so viele fotografiert, bis der Fotoapparat volle Speicherkarte und leere Batterien gemeldet hat. Erst um 2 Uhr sind wir dann endgültig ins Knutschi unter die Decke. Klar, wir haben uns schon 3x auf den Heimweg gemacht, aber immer wieder umgedreht und nochmals geschaut.

Wir hoffen, dass wir das heute Nacht nochmals erleben, aber wir müssen uns wärmer anziehen, es ist schon -20 Grad momentan.

Aber weil das hier so ein fantastischer Ort ist, schönstes Wetter, warum sollten wir weiter reisen? Wenn man 10 Punkte von 10 Punkte für den Ort vergeben kann, sollte man mindestens noch einen Tag bleiben. Und das machen wir.

einfach nur herrlich

Wir packen die Schneeschuhe aus und machen eine kurze Tour auf den nächsten Hügel, um die Sonne auch wirklich zu sehen. Kurz gefasst: absoluter Traum! Tiefverschneite Bäume, blauer Himmel, alleine unterwegs! Anita und ich können das Glück gar nicht fassen und sind einfach nur sehr dankbar, dass wir einen solchen Tag in unserem Leben erleben dürfen.

wir müssen auf einen Hügel, um die Sonne zu sehen

Nach der Schneeschuhtour haben wir nochmals die Sauna für uns alleine reservieren lassen und auch da liessen wir es uns gut gehen, saunierten allein, stiegen ins Eisloch (auch ich) und sind so nun bester Gesundheit und abgehärtet, allem was noch kommen wird. Aber ehrlich, die Minus 15 Grad tagsüber merkte man auch auf dem Weg von der Sauna zum Eisloch, bis man dort ankommt, ist man schon halb ausgekühlt.

Als Krönung des Tages gönnten wir uns im Campingrestaurant, dass eindeutig Gault-Millau-Punkte verdient hätte, ein Rentier-Filet. Das hat nun wirklich gemundet.

Aber es ist schon irgendwie auffällig: bisher war dies bei uns wohl einer der allerschönsten Orte auf unserer Tour und es stehen 3 Womos hier: ein Solothurner, ein Zürcher, ein St.Galler, und kein anderes…

Allzu viel Zeit darf ich nun nicht mehr mit schreiben verlieren, jetzt heisst es warm einpacken, sehr warm, und ab auf Nordlicht-Expedition! 

Ich freue mich wie ein kleines Kind! Die Expedition wird zwar nur 100m über den gefrorenen Fluss und danach nochmals etwa 200m weit sein, bis wir in der totalen Einsam- und Dunkelheit ankommen.

Ach ja, was besonders cool hier ist: der Campingplatz hat eine eigene Aurora-Whatsapp-Gruppe, wo man sich eintragen kann. Sobald jemand hier Polarlichter sieht, schreibt er eine Mitteilung und alle wissen, dass es sich nun lohnt, schauen zu gehen. Hoffentlich kann ich dann eine solche Meldung schreiben, oder mindestens lesen.

Übernachtung

Kielajoki - Giellajohka*****
Camping

mit Sauna, Rentierfarm und allem, was man sich wünscht, gratis Schneeschuh- und Langlaufskiverleih

Koordinaten: 69.29243,26.723394
N 69° 17' 32.8"  E 26° 43' 24.2"
letzter Besuch: 1.2025

29.1.2025 - Hallo Ihr zwei Diese Faszination kann ich gut verstehen. Mein erster Besuch in Skandinavien ist gefühlt schon 100 Jahre her. Wie hatten damals ein Haus gemietet nördlich von Rovaniemi an einem See. Noch heute denke ich gerne an verschiedene Ereignisse zurück. Wir traffen am Ostersamstag in unserem Domizil ein. Der Vermieter musste erst mit der Schneefräse einen Zugang frei machen. Ja und auch in Eislochfischen haben wir uns mit ähnlichem Erfolg versucht. Was uns auch fasziniert hat war die Ruhe. Ausser mal einem Hund der gebellt hat einfach nichts. (Hier hat man ja immer ein Hintergrundrauschen von Flugzeugen, Zügen oder Autos) Und dann kam die erste Nacht mit den Nordlichtern. Wir standen auf dem See und haben Schauspiel der Natur bewundert, wie kleine Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Ich freue mich auf weitere Berichte von euch. Weiterhin gute Reise. Jörg

Jörg


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