Wir sind heute grad zweimal im Mhamid privat eingeladen
Bei Abdou zu Hause
Eigentlich wollte ich heute über ein ganz anderes Thema schreiben, das heisst, ich habe es schon geschrieben, nur noch nicht veröffentlicht. Wie vielfach hier, kommt wieder etwas dazwischen.
Montagnachmittag ab 16 Uhr ist hier in Mhamid Markt, nicht der normale Gemüsemarkt, sondern Kleider, Küchenutensilien, kleine Küken etc, also vor allem der Markt der Frauen und Kinder.
Wir schauen die Waren an, werden von Kindern und Frauen angelächelt und dann auch von Larbi, einem jungen Marokkaner. Wir werden von ihm auf einen Tee eingeladen und er erklärt uns noch auf dem Markt, dass er ein Guesthouse hat und dies auf couchsurfin.com ausgeschrieben hat. Er zeigt uns auf seinem zersplitterten Tablet seine Kundenrezensionen. Zum einen haben wir Durst und zum andern nimmt es uns doch Wunder, wohin er uns führen wird.
Das Schlafzimmer von Larbi zur Vermietung
Wir spazieren mit ihm durch zwei Strassen, dann sperrt er eine alte, verrostete Türe auf uns führt uns in sein Wohnzimmer. Mit ganzem Stolz zeigt er uns auch sein Schlafzimmer, wo Gäste aus aller Welt bei ihm gratis übernachten können. Wenn er Gäste habe, schlafe er dann in der Küche. Allerdings hat er in seiner Wohnung keinen Strom und Licht macht er mit Kerzen.
Er himmelt Anita so lange an und fragt, wie viele Kamele ich für sie will, bis es mir langsam unheimlich wird. Klar, er macht nur Scherze, aber dennoch….
Anita mit ihrem neuen Verehrer
Danach bin ich wieder froh, als wir uns verabschieden und wir wieder Richtung Campingplatz marschieren. Kaum kommen wir da an, wartet Abdou in einem Taxi und entführt uns zu sich nach Hause. Wir seien heute Abend seine Gäste. Bei ihm zu Hause angekommen, etwa 400m vom Campingplatz entfernt, betreten wir sein Haus in einen grösseren Raum, müssen dann die Schuhe ausziehen und dürfen die Stube betreten, wo seine Mutter wartet. Der Raum ist sehr karg eingerichtet, eigentlich nur Teppiche am Boden, zwei niedrige Tischchen und ein paar Kissen.
Wir setzen uns auf die Kissen an einem der Tischchen und dann wird Tee serviert. Danach kommt noch eine junge Frau und auch der Taxifahrer als Gäste zu uns. Irgendwie sind da alle miteinander verwandt und auch eingeladen. Alle essen mit, nur die Frau von Abdou und seine Mutter nicht, die müssen kochen und servieren.
Zuerst gibt es Tee, danach Fleischspiesschen mit Brot und feinen Crèpe ähnlichen Teigfladen. Es wird arabisch gesprochen und mit Händen und Füssen. Danach wird ein Wasserkrug herumgereicht, wo alle ihre Hände waschen und dann wird eine grosse Schale Reis mit Fleisch und Gemüse serviert, worin fünf Löffel stecken. Daraus wird nun gemeinsam gegessen. Als ich Abdou frage, was für Fleisch das ist, antwortet er mit der Gegenfrage: Was wir denn gerne für Fleisch hätten? Ich lasse es also und wir wissen bis jetzt nicht, was es genau war, aber es war ganz gut.
Kurz darauf wird noch eine Schale mit Früchten serviert und wir essen marokkanische Banane, Mandarine und Äpfel. Kaum haben wir den letzten Bissen runtergeschluckt, sagt Abdou, wir sollen uns jetzt verabschieden, er bringe uns nach Hause.
Die Frauen verabschieden sich sehr herzlich von Anita, die Mutter schenkt ihr noch Schuhe (in der richtigen Grösse) und kleidet sie in eines der hier üblichen Tücher wie eine echte Marokkanerin ein. Die Frauen haben wirklich eine Freude an Anita und irgendwie merkt man, dass es hier eher üblich ist, unter dem gleichen Geschlecht zu kommunizieren, wie Frau und Männer miteinander.
Abdou mit seiner Tochter (seine Frau und seine Mutter wollten nicht auf das Bild)
Es war ein Erlebnis dieser Abend, auch wenn wir ihn noch nicht ganz so richtig einordnen können.
Jetzt sind wir wieder in unserem Womo und fühlen uns irgendwie wohler, auch gefällt mir Anita in westlichen Kleidern mit einem Hauch Marokko besser, wie 100% Marokko.
Und ich bin ich ganz zufrieden, dass sie immer noch meine Frau ist und nicht für Kamele verkauft wurde…
21.11.2018 - Da hast nochmal Glück gehabt, pass gut auf deine Anita... na Spass beiseite, da würde ich auch zum Schwitzen anfangen. Wünschen euch beiden alles Gute und liebe Grüße Ri&Ga
Richard Herzog