Lagerfeuerromantik auf dem Campingplatz mit selbstgemachter Spezialität
marokkanisch kochen
Die gestern auf dem Markt gekaufte Tajine schreit heute geradezu, gebraucht zu werden. Also müssen wir uns zuerst mal erkundigen, wie das genau geht. Schnell wissen wir, dass vor dem erstmaligen gebrauch der Teller und der Deckel drei Stunden im Wasser eingelegt sein müssen, damit sie sich richtig voll saugen können. Es gibt auch glasierte Tajine, aber der gestrige Marktverkäufer riet uns davon ab, die seien nur für die Touristen zum Ausstellen und die müsste man auch nicht in Wasser einlegen.
Also wird heute nichts mit Weiterfahren, wenn wir abends damit kochen wollen. Und die Dinger in Wasser einlegen, gar nicht so einfach, Unser Wasserkessel hat zu wenig Durchmesser und der Waschtrog ist zu wenig tief. Aber wir finden trotzdem eine Lösung und warten dann drei Stunden. Ich arbeite für einen Kunden dringende Dinge ab, Anita lernt für ihre Prüfung.
Beim Whisky (marokkanischer Minztee)
Endlich sind die drei Stunden um und es kann weiter gehen. Im unteren Teil muss ich nun ein Feuer machen mit der gestrig gekauften Holzkohle. Ein schön kleines, denn die Schüssel muss langsam erwärmt werden. Als Tipp müssen wir viel Olivenöl und Zwiebeln miterwärmen. Nach gut einer Stunde über dem Feuer ist die Tajine eingekocht und vom Öl hat sie eine Art Teflonbeschichtung bekommen. Nach dem Abkühlen ist sie bereit, gebraucht zu werden.
Nun müssen wir noch auf den Markt, kaufen Kartoffeln, Tomaten, Peperoncini und Karotten, insgesamt drei Kilo Gemüse zusammen für 20Dh, weiter erstehen wir noch ein Kilo leckere Mandarinen für 10Dh, und beim Metzger 1kg Trutenfleisch für 45Dh, eingepackt in Papier. Fladenbrote und etwas Süsses kaufen wir beim Bäcker für 8Dh und die Bündel voller Kräuter für Minztee und als Würze nochmals 25Dh. Man muss jeweils alles durch zehn rechnen, wenn man die Währung zu unserer umrechnen will. Das Abendessen wird also ziemlich günstig.
Danach schnell nach Hause, mit Kohle anfeuern, Gemüse und Fleisch schneiden, Öl in die heisse Tajine giessen, alles geschnittene hineinschütten, würzen und dann den Deckel drauf. Zuoberst auf dem Deckel gibt es ein kleines Gefäss, wo kaltes Wasser rein kommt. Im Innern wird nun so Dampf gemacht, dieser steigt auf und am obersten Punkt des Deckels, kondensiert der Dampf wegen des kalten Wassers und es Tropft wieder in die Schüssel zurück. Es geht also überhaupt kein Geschmack irgendwo verloren! Und so kochen die Wüstenvölker schon seit Jahrhunderten!
Nach etwa 45 Minuten können wir den Deckel wegheben, und mit der Gabel und dem Fladenbrot essen wir direkt aus der Tajine. Das Gericht, egal was es drin hat, heisst immer gleich wie das Kochgeschirr: Tajine. Wir hatten eine echt leckere Tajine, allerdings etwas gar scharf. Anita meinte es etwas zu gut mit den Gewürzen…
Da man nur das eine Kochgeschirr und zwei Gabeln braucht, ist auch ganz schnell und wassersparend abgewaschen, also das perfekte Campermenu!
Jetzt sind wir sicher schon halbe Marokkaner und wir rätseln, ob all die Franzosen auf dem Campingplatz, wo sie wochenlang bleiben, auch schon mal so etwas ausprobiert haben? Wir glauben nicht, denn sie schauen nur hin, kein einziger sagt oder fragt etwas, ein echt komisches Völkchen. Nur der Platzchef kommt schnellen Schrittes und strahlt über das ganze Gesicht, als er uns beim Kochen in der Tajine erwischt und sagt, das sei das beste Essen in Ganz Marokko!
Jetzt sitzen wir im Dunkeln draussen, schauen in die Glut, während dem vom Minarett wieder die Gebetsgesänge klingen und Anita beginnt noch, eine Banane in der Glut zu braten.
Die Gebetsgesänge beginnt der erste übrigens um 5 Uhr morgens, dann irgendwann um 11 Uhr und halb drei, um 17 und jetzt um 19 Uhr. Gibt es da Regeln, weiss das jemand?
7.11.2017 - Ich koche schon einige Jahre Tajine - ob im Garten oder im Backofen und genieße diese Art der gesunden Küche jedesmal. Ich kann es nur weiterempfehlen.
Zimmermann