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Cliff of Moher Irland 2019
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Dynjandi

Hammerfahrt durch die Westfjorde

Wow, was für eine Fahrt! Und man stelle sich mal vor, wir hätten sonniges Wetter statt des einheitlichen grauen Himmels! Wegen der starken Bewölkung sahen wir letzte Nacht auch keine Nordlichter, urplötzlich waren die Wolken hier und verschwanden auch nicht mehr.

Da sind wir dann relativ früh am Morgen weiter gefahren von Ísafjarðarbær durch die Westfjorde Richtung Þingeyri bis nach Patreksfjörður, 145km. Die Fahrt begann mit einer 7km langen Tunnelfahrt, wo nach 2km Tunnel eine Abzweigung in einen anderen Fjord kam. Mitten unter dem Berg eine richtige Kreuzung, erlebt man auch nicht alle Tage. Danach ging es den Fjorden entlang, die Berge hoch und wieder runter und am nächsten Fjord weiter.

Nach 45km sehen wir von weitem den Wasserfall Dynjandi. Wow, was für ein Anblick. Uns wurde gesagt, dass…. Besichtigt auch unbedingt jenes…. Wir bekamen so viele gute Tipps, aber dass dieser Wasserfall so spektakulär und schön ist, das hätten wir nicht erwartet. Ein absolutes Muss auf jeder Islandreise! Da können aus unserer Sicht Gulfoss, Godafoss und wie sie heissen, einpacken.

Vom Parkplatz mit dem karibikblauen Meer im Hintergrund (warum hat dieses Meer in dieser Gegend so starkes türkisfarbenes Wasser? Bei Sonnenschein könnte ich das noch verstehen, aber bei verhangenem, regnerischem Himmel?) ist schon der 5 minütige Fussmarsch spektakulär. Man kommt am Háifoss, Úðafoss, Göngufoss, Hundafoss and Bæjarfoss vorbei. Jeder einzelne dieser Wasserfälle ist selber schon ein Besuch wert. Aber wenn man dann ganz oben direkt vor dem Dynjandi steht, bleibt einem die Spucke weg. 100m stürzt das Wasser weit aufgefächert wie ein königlicher Vorhang zu Tale. Einfach nur spektakulär.

Wir schiessen Unmengen von Fotos und können uns kaum satt sehen. Auch die unteren Wasserfälle sind spektakulär mit dem grünen Moos und den schwarzen Felsen.

Danach fahren wir endlich mit vielen Eindrücken die Schotterstrasse weiter den Berg hoch, ein traumhafter Ausblick in die Bergwelt und gleichzeitig auf das tiefblaue Meer. Wie muss dass denn bei Sonne aussehen? Aber wir können nicht hadern, stoppen hinter jeder Kurve und machen weiter Foto um Foto. Den anderen Touristen geht es allen ähnlich, ich glaube, wir überholen dutzende Male die selben Autos, die dann uns wiederum überholen.

Wir haben noch nicht die gesamten Westfjorde gesehen, aber das muss eine der schönsten Strecken sein. Irgendwann kommt dann auf der Strecke auch noch ein HotPot im nirgendwo mit warmen Wasser. Wir stoppen aber nur kurz, denn zum Baden haben wir irgendwie keine so richtige Lust. Es stehen auch schon ziemlich viele Autos hier, wahrscheinlich nimmt jeder auf der Durchfahrt noch ein Bad. Wir nicht, wir geniessen die Gegend und fahren weiter bis wir in Patreksfjörður auf dem Campingplatz fahren. Dieser hat noch drei Tage geöffnet, dann schliesst er die Saison ab.

Während wir tolle Meersicht haben, haben wir aber ein ganz anderes Interesse: hier gibt es eine Waschmaschine und einen Tumbler. Wir müssen unbedingt waschen oder dann neue Kleider kaufen. Meine Unterhosen sind alle aufgebraucht… Also machen wir unsere Wäsche bereit und es hilft uns, dass wir die einzigen hier sind, die aktuell zu waschen haben…

Während nun die Maschine für uns läuft, spazieren wir ins Dorf und wundern uns einmal mehr, wie die Isländer in den abgelegenen Gegenden wohnen. Hier muss alles praktisch und nützlich sein, für Schönheit und Details haben sie keinen Blick. Viele Häuser sind mit Wellblech verkleidet, andere sind halbe Ruinen und vor jedem zweiten Haus gibt es eine kleine Baustelle. Schön ist anders. In einem kleinen Supermarkt finden wir im Nebenraum auch noch die Haushaltsabteilung mit Waschmaschinen, Mixer, Kaffeemaschinen. Es hat genau ein Modell an Mixer zu kaufen, eine Modell Kaffeemaschine, zwei Modelle Toaster etc. Eigentlich haben sie recht, warum brauchen wir eine Auswahl von 30 verschiedenen Mixern? Einer reicht doch völlig. Sind darum die Isländer das glücklichste Volk? Weil sie pro Tag weniger Entscheide fällen müssen und einfach das bekommen, was verfügbar ist? Sind wir darum im Womo auch so glücklich, weil wir keinen Mixer und keinen Toaster haben?

Wahrscheinlich würde es jedem mal guttun, in so einer abgelegenen Gegend zu wohnen und nur das zu haben, was es bis hierher schafft.

Anita hat übrigens dringend neue Badehosen gesucht, die gab es hier auch, in der Apotheke. Genau ein Modell mit drei verschiedenen Farben, entweder passt es oder man lässt es bleiben. Und Anita haben sie gepasst, darum haben wir nun Badehosen, gekauft in Patreksfjörður, 348km von Grönland entfernt (und 2848 km von Sevelen).

Übernachtung

Patreksfjörður - Camping Ground***
Camping Koordinaten: 65.59180,-23.97459
N 65° 35' 30.5"  E -23° 58' 28.5"
letzter Besuch: 9.2022

13.9.2022 - Was für eine außergewöhnliche Bilderbuch Landschaft immer wieder und immer wieder, so schön! Vielen Dank! LG

RichardH


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