Und die Strasse der Star
Wir schlafen heute aus und machen es wie die Isländer: vor 9 Uhr läuft gar nichts. So wie auf der Insel bisher, alle Geschäfte frühestens um 10 Uhr geöffnet, die Bäder um 12, also warum sollen wir pressieren? Aber der Hauptgrund ist ein andere: wir haben in der letzten Woche so viele Eindrücke in unseren Köpfen, dass wir regelrecht kaputt und müde sind. Ok, es fehlt auch noch etwas Schlaf von den Nordlichtern, genug Grund, es heute gemächlich anzugehen. Auch wissen wir noch nicht wirklich, bis wohin wir fahren werden, entscheiden wir unterwegs, je nach Lust und Laune.
Wir fahren durch Dalvik und dann vor Ólafsfjörður stecken wir plötzlich in einem 3 Kilometer langen Tunnel, der nur einspurig ist. Alle 100m kommt eine Ausweichstelle für den Gegenverkehr, allerdings sind wir die, die ausweichen müssen. Und es ist im Tunnel ziemlich schwierig, die entgegenkommenden Lichter richtig einzuschätzen, Geschwindigkeit und Distanz, gar nicht so einfach. Aber wir kommen gut durch und nehmen vor dem nächsten langen Tunnel die Passstrasse über die Berge.
Wir sind alleine unterwegs, es ist eine Schotterstrasse durch eine wunderschöne Gegend mit vielen Bachläufen und kleinen Seen. Irgendwann packen wir noch unsere kleine Drohne aus und lassen sie automatisch unserem Womo folgen. Es gibt spektakuläre Bilder und wir sind froh, haben wir sie uns noch vor der Reise gekauft, auch wenn es doch einige Franken waren (ca. 1050.- die Dij Mini 3 pro). Für Drohnen ist Island ein super Land und wir lassen sie uns ein paar Mal folgen. So ganz ohne Verkehr und ohne Bäume und andere Hindernisse ist es eben doch etwas einfacher wie in der Schweiz.
Nach dem wunderschönen Pässchen Lagheiði, die Strasse heisst Ólafsfjörðarvegur (82), sind wir wieder am Meer und machen bei einem Picknickplatz Rast. Obwohl gerade Mittag ist, tischen wir uns unser Frühstück auf und geniessen die Sonne und den prächtigen Ausblick. Wir haben wieder ein grosses Wetterglück.
Nachdem wir gestärkt sind, fahren wir weiter bis Hofsós und stoppen kurz beim Pool mit Meerblick. Irgendwie haben wir aber keine Lust, zu baden und hier zu campieren. Wir entschliessen uns, einfach weiter zu fahren und sind 10 Minuten später in dichtem Nebel. Von wo kommt der denn nun so plötzlich her? Jetzt schätzen wir unser Wetterglück erst recht, wenn man die ganze Reise nur diesen nebligen Ausblick hätte? Wegen dem Nebel entschliessen wir uns, das Meer zu verlassen und ins Landesinnere zu fahren. Weniger Kilometer später verzieht sich der Nebel so plötzlich wie er gekommen ist und wir fahren wieder bei Sonnenschein auf die Ringstrasse.
20 Kilometer später wollen wir die 35 doch probieren. Es ist eine Hochlandstrasse, die bis vor kurzen noch F 35 hiess, also nur für geländegängige Fahrzeuge war. Alle Wegweiser sind noch nicht getauscht, es prangt immer noch das F auf den gelben Schildern. Aber auf der Webseite des offiziellen isländischen Strassendienst ist es ganz klar nur noch als 35 angeschrieben. Die Webseite ist übrigens für jeden Womofahrer in Island ziemlich wichtig, road.is, dort sind jeweils die neusten Strassensperrungen und der Strassenzustand von fast jeder Strasse in Island vermerkt. Die 35 ist aktuell grün und also problemlos zu fahren.
Schon bald rumpelt es unter uns auf der Schotterpiste, dann kommt wieder einige Kilometer asphaltiert, bevor es dann endgültig ins Nirgendwo führt. Mondlandschaft mit vielen Seen, einfach fantastisch.
Dazwischen geraten wir in ein grosses Schafzusammentreiben, wo uns hunderte Schafe auf dieser Schotterpiste entgegenkommen. Ist das ein grosses Geblöcke und zuhinterst dann die Schaftreiber auf ihren Island-Pferden.
Wir fahren 80km auf dieser Schotterpiste 35, die gar nicht sooo schlecht ist. Nur die letzten 8 Kilometer sind ziemlich deftig, da geht es nur noch mit 20 km/h weiter.
Schliesslich kommen wir gut in Hveravellir an, einem weiteren Hochgeothermal-Gebiet, denn es brodelt und kocht wieder rund um den Parkplatz. Und einen Hot-Pot mit naturheissem Wasser gibt es natürlich auch.
Wir nehmen es aber mit der Ruhe und erholen uns ein wenig an der schönen Abendsonne. Die Gegend machen wir dann morgen unsicher.
7.9.2022 - Tolle Reise und ein klasse Bericht, genau mein Humor. Wollen auch schon mal nach Island aber die anderen Berichte, dass man mit PlasteWomo nur die Ringstraße fahren kann, haben uns abgehalten. Ihr macht mir nun Mut! Rolf, was meinst Du geht es mit einem 8m Arto? Grüße Peter
Peter
7.9.2022 - Hallo Peter,
unser ist 7.40m und auch mit einem 8m geht es problemlos. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten ausserhalb der Ringstrasse. Wir sind bisher noch nicht viele Kilometer darauf gefahren
Rolf