Nordschottland
Kylesku Bridge
Von unserem Übernachtungsplatz kämpfen wir uns 40km über Singel-Roads wieder auf die Hauptstrasse zurück. Es ist einfach toll, wir sind praktisch als einzige unterwegs, nur ganz selten kreuzt uns ein entgegenkommendes Auto. Wir stoppen an jedem Parkplatz und machen Fotos und zwischendurch stoppen wir auch verbotenerweise in den Haltebuchten, um die Aussicht zu geniessen. Die Landschaft ist hügelig, kaum Bäume, sumpfig, grün-gelb-orange mit grauem Himmel, mittendurch schlängelt sich eine schmale, nass-schwarze Strasse. Zwischen den Hügeln unzählige Seen oder Meeresbuchten.
Dann sind wir wieder auf der Hauptstrasse, der A894. Die Strasse ist nun breiter, man muss nicht mehr stoppen, um Autos zu kreuzen, aber auch der Verkehr ist leicht stärker geworden. Die Landschaft ist dieselbe geblieben. Die Ortschaften bestehen aus ein paar wenigen Häusern, einmal passieren wir einen Einkaufsladen, dazwischen zwei Tankstellen mit uralten Zapfsäulen. Es ist wirklich nichts los hier im hohen Norden von Schottland. Wenn nicht die Wohnmobilisten oder andere Touristen unterwegs wären, wäre gar niemand hier. Für Auswärtsesser ist es die falsche Region, wir sehen nicht ein einziges Restaurant, das geöffnet hätte. Wenn wir Glück haben, gibt es am Strassenrand einen Wagen, wo Sandwiches und warmer Kaffee verkauft werden (1x gesehen heute).
Nach Unapol passieren wir die Kylesku Bridge, sieht modern aus und es gibt auf beiden Seiten herrliche Aussichtspunkte. Überhaupt, es gibt viele Parkmöglichkeiten auf der Strecke, alle im Niemandsland und leer. Wir sind froh, reisen wir im Womo mit Kühlschrank und WC, schon ein grosser Vorteil gegenüber all denen, die mit dem PW unterwegs sind.
wir brauchen jeweils Gummistiefel, wenn wir das Womo verlassen
Unsere ständige Begleiter heute sind unsere Gummistiefel. Sobald wir stoppen, ziehen wir diese an, machen ein paar Schritte für die Fotos und bleiben so schön trocken. Anderseits sind unsere Turnschuhe schon beim erste Halt nach wenigen Metern durchnässt, auch so etwas muss man lernen.
Und wir müssen dringend unseren Abwassertank und Urinbehälter leeren, dazu den ausgelaufenen Frischwassertank füllen. Aber wo? So fahren wir in Balnakeil auf den Stellplatz, dort soll es Frischwasser geben. Aber als wir dort sind, rümpfen wir die Nase, schön sieht gaaanz anders aus und wir finden weder einen Frischwasserhahn noch eine Entleerung vor. Also weiterfahren und schon noch wenigen Kilometern sehen wir den Campingplatz in Durness. Wir fahren kurzerhand drauf und fragen an der Reception, ob wir da Frischwasser tanken und unser WC leeren dürfen. Kein Problem, kostet allerdings 12£. Ist jetzt nicht gerade wenig, aber die Entsorgungsstation ist gut ausgebaut und so können wir unser Grauwasser ablassen, WC leeren, Abfall entsorgen und frisches Wasser füllen.
Mit guter Laune fahren wir weiter, aber nur gerade 400m denn wir sehen in der Dorfmitte (könnte man so sagen, immerhin hat es etwa 6 Häuser, das Lebensmittelgeschäft öffnet erst um 20:30 Uhr, das Restaurant hat geschlossen) einen schönen Parkplatz und eine sandige Meeresbucht. Wir bezahlen die Parkgebühr für 6 Stunde (weniger wie 2£ kann man nicht einwerfen) und besichtigen den Strand und die Felsen. Es ist überwältigend, die schwere Brandung bei den Felsen und der fast leuchtende Strand davor. Wir klettern auf den Steinen umher, machen Fotos und sind glücklich. Allerdings unterschätze ich dann die Wellen und ich ziehe einen Stiefel gefüllt mit Wasser heraus, Nass bis an die Knie.
falls die Stiefel nicht gerade mit Wasser gefüllt werden
Anita lacht sich einen Schranz und hat kein bisschen Erbarmen mit mir. So ist es wieder Zeit, in unser ganz trockenes Knutschi zu gehen (der gestrige Wasserschaden ist behoben, alles sehr trocken und das ist unendlich beruhigend). Nun müssen die Stiefel, Socken und Hosen getrocknet werden. Heizung an, Motor an und wir kommen wieder nur einen Kilometer weiter. Ein Schild weisst auf die Smoo Cave hin, wieder ein Parkplatz, wieder ein paar Häuser, wieder kein geöffnetes Restaurant. Wir parken wieder für 2£ und laufen gespannt zu der Höhle hinunter ans Meer. Die Höhle ist viel imposanter, wie wir gerechnet haben und zuhinterst stürzt ein Wasserfall in der Höhle hinab. Es sieht super aus, der Wasserfall tost ohrenbetäubend. Ob er immer so viel Wasser hat wie heute oder ist er ansonsten nur ein Rinnsal? Überhaupt haben wir schon das Gefühl, dass alle Bäche und Seen ziemlich voll sind. Es regnet auch nicht gerade wenig in letzter Zeit.
Von hier kommen wir aber wieder trocken zu unserem Knutschi und fahren wieder nur 1km weiter, bis wir einen Stellplatz mit direkter Meersicht sehen. Einfach genial! Wir werfen eine 10£-Note in den Briefkasten, platzieren unser Knutschi mit direkter Sicht auf die Brandung des Meeres und sind wieder glücklich über einen tollen Tag.
Anita muss aber schon wieder kochen, denn ein Restaurantbesuch war heute aussichtslos. Ebenfalls rührt sie noch einen Brotteig an, wir wollen am Sonntag wieder mal ein richtig feines, knuspriges Brot essen.
98 km. regnerisch, 10 -13 Grad