Wir verbringen mit einem lustigen Marokkaner und Ex von Angelina Jolie den gesamten Nachmittag.
Tor von Legzira
Wir fahren relativ früh von Tiznit weg, erwischen aber zuerst zweimal die falsche Richtung, denn Wegweiser sehen wir da keine. Erst als wir unsere Offlinekarte auf dem Handy aktivieren, wissen wir, wo wir sind und welche Richtung wir einschlagen müssen.
Die Strasse durch Niemandsland über Hügelketten zum Meer ist einfach wieder schön. Verkehr hat es fast keinen, links und rechts meistens Sand und es wird wärmer und wärmer. Das Maximum erreichen wir bei 32 Grad. Nicht schlecht für November. Aber ab da geht es wieder ans Meer und da wird es dann auch wieder etwas kühler.
Wir kommen in Sidi Ifni an und haben die Wahl zwischen drei Campingplätzen. Wir entscheiden uns für den mittleren direkt am Strand. Allerdings keine direkte Meersicht vom Womo aus, da Mauern den gesamten Campingplatz umschliessen. Für heute aber kein Problem.
Kurz darauf marschieren wir mit der Fotoausrüstung ins Städtchen, um einen Geldautomaten zu suchen. Gar nicht so einfach, und viel los ist hier nicht. Ein mittelalterlicher Marokkaner sitzt auf der Strasse mit riesigen Kopfhörern und sieht, dass wir etwas verloren umherirren. Er kommt auf uns zu und fragt, was wir suchen. Selbstverständlich begleitet er uns zum nächsten Bancomat, nicht ohne uns vorher mit Stolz noch Fotos von früher vom Städtchen zu zeigen, als die Spanier noch ier waren.
Nach dem Bancomat fragen wir Chamal, wie wir am besten zum Tor von Legzira kommen, einem bekannten Fotosujet aus der Gegend. Er würde den Bus nehmen, das sei am günstigsten. Allerdings gebe ich ihm dann den Auftrag ein Taxi zu finden, was er mit bravour löst und mit dem Taxifahrer auch ziemlich verhandelt, damit wir einen guten Preis bekommen. Dann frage ich ihm, ob er nicht Zeit hat, uns diesen Felsbogen zu zeigen und da hellt sich seine Miene noch mehr auf und er steigt mit uns ins Taxi und beginnt zu erzählen. Er habe mal in München gelebt, darum spreche er so gut deutsch (wir verstehen aber nur ca. 30% von dem, was er sagt) und dass er in jungen Jahren ein Hippie und Surfer war, jede Woche eine andere Frau hatte und dass das ein schönes Leben war. Als Moslem darf man das, solange man nicht verheiratet ist und Kinder hat. Sogar Angelina Jolie kenne er und sie seien auch ein paar Monate zusammen gewesen. Aber dann habe sie Brat Pitt geheiratet und zwischen ihnen sei es aus gewesen. Allerdings hätten sie noch heute Kontakt miteinander. Ebenfalls kenne er den König von Marokko, dem er mal einen Gefallen gemacht hätte und darum von ihm 40‘000 Euro bekommen hätte, das ihm dann aber später gestohlen wurden. Er habe acht Brüder und vier Schwestern und sei nun mit 36 Jahren das Oberhaupt der Familie, darum sei es in Marokko besser, als Knabe geboren zu werden wie als Mädchen. Ein Gramm Haschisch koste hier nur 1€, falls wir einen Joint wollen, könne er ihn organisieren. Wir lehnen aber dankend ab. Und so weiter und so fort!
Als wir in der Nähe des Felsbogens ankommen, müssen wir noch ca. zwei Kilometer laufen, einer davon dem Strand entlang, bis wir beim Felsen ankommen. Wir machen ein paar gute Fotos und ich überlege mir schon, wie wir Chamal dann auch wieder los werden. Er will uns schon zu sich zum Abendessen einladen. Auf dem Rückweg laden wir ihn dann noch in ein Restaurant ein, denn wir haben Durst. Er wählt es aus und kennt anscheinend wirklich alle hier in der Gegend. Und einige Geschichten, die er uns auftischte, scheinen doch wirklich zu stimmen. Und auch hier schaut er, dass wir nicht zu viel bezahlen müssen.
Als wir wieder kurz vor der Hauptstrasse ankommen, fährt gleich der Bus weg. Aber Chamal sagt, kein Problem, wir machen Autostopp das komme günstiger, ein Taxi komme hier sowieso nicht so schnell.
An der Hauptstrasse steht Chamal an den Strassenrand und hält gleich das erste Auto auf. Es sind zwei Surfer in einem Jeep, die uns sofort mitnehmen. Zwischen Surfbrettern und einem Hund zwängen wir uns zu dritt auf die Rückbank. Die Surfer und Chamal palavern in einem fort, bis kurz vor dem Städtchen Sidi Ifni, denn dort hat es wieder eine der vielen Polizeikontrollen. Die Surfer schnallen sich nun beide an, drehen das Radio stumm, setzten die Sonnenbrillen ab und warten ganz brav am Stoppschild, bis sie vom Polizisten herangewunken werden. Sie dürfen aber ohne Kontrolle durchfahren, danach Radio aufdrehen, Sonnenbrillen anziehen, Gurte lösen und weiter palavern.
Direkt vor dem Campingplatz laden sie uns aus und ich überlege mir 1000 Ideen, wie ich nun Chamal loswerden kann und wieviel Trinkgeld er wohl verlangen wird. Ich bin auf alles gefasst! Während der Rückfahrt habe ich mir überlegt, wieviel mir seinen Dienst heute wohl Wert ist. Er war immerhin den gesamten Nachmittag mit uns unterwegs, wir haben eine Taxifahrt gespart, die im Hinweg rund 85 Dh gekostet hat, er hat uns die günstigsten Lokale fürs Abendessen gezeigt (25 Dh für gebratenes Poulet mit Pommes und Salat), auch einen Markt, wo nur die Einheimischen einkaufen und ob wir diesen Felsbogen ohne Chamal gefunden hätte, bezweifle ich stark. Also zücke ich vor dem Campingplatz 200Dh hervor, (ziemlich viel, aber es war mir das wirklich wert) und stellte mich schon auf harte Verhandlungen ein. Aber Chamal strahlt über das ganze Gesicht, bedankt sich und macht sich schnell davon. Anscheinend ist er doch nicht so reich, wie er erklärt hatte ;-)
Auch wenn er mit nur 100Dh zufrieden gewesen wäre, ich bereue dieses Trinkgeld in keinster Art und Weise, denn er hat uns wirklich geholfen, war nicht aufdringlich, sehr freundlich und hatte ein lustiges, sehr ansteckendes Lachen. Es war heute ein schöner Nachmittag mit Chamal.
8.11.2017 - Guten Abend Danke für die Beiträge und Fotos. TomTom Navi bieten unter POI die Möglichkeit, einen Bancomat zu suchen. Diese Angaben sind unterwegs äusserst hilfreich. Weiterhin gute Reise. Gruss Urs
ivalo
8.11.2017 - Hallo, warum seid ihr nicht auf den Camping El Barco gegangen - der liegt direkt am Meer und hat keine hohe Mauer. Und - 200 dh ist das Tagessalair für einen Facharbeiter. Da habt Ihr dem Knaben echt reichlich Danke gesagt. Ansonsten finde ich Eure Art Euch mit einem unbekannten Ort vertraut zu machen,sehr erfrischend. Ich bin in 1 Woche auch in Ifni - ich bleibe aber den Rest des Winters dort. Gute Reise und herzliche Grüße M.H.
Dr. Maria Hobl