Ein wunderschöner Tag mit der ersten Enttäuschung. Wir sind heute wieder sehr aktive und bekommen neue Erkenntnisse.
Pferdekusche mit Toni im Val Rosegg
Vom Campingplatz TCS-Samedan kann man in einer halben Stunde auf einem sehr schönen Wanderweg durch den Stazerwald zum Stazersee laufen. Es ist ein wunderschönes Badeseelein, das keinen Zufluss von Gletscherwasser hat. Vorteil dabei: das Wasser wird schnell warm, dadurch ist es der wärmste See des gesamten Engadin. Aktuell hat er ganze 18 Grad und wird bis ende Woche mindestens 20 Grad haben, schwärmen die Einheimischen. Die regelmässigen Blogleser wissen aber, dass ich ein Warmduscher bin und 20 Grad für mich noch viel zu kalt sind. Also ist nicht baden angesagt, sondern nach den letzten Tagen mit Action heute etwas Ruhe. Um 11 Uhr haben wir in Pontresina eine Kutschenfahrt reserviert. Und wir leisten uns den Luxus, eine Privatfahrt zu machen, da die Kutschenomnibusse schon ausgebucht waren.
Toni, ein alter, schrulliger Bündner, empfängt uns freundlich mit der Zigarre im Mund. So sind Anita und ich in der 4er-Kutsche, Toni auf dem Kutscherbock und wir beginnen die 7,5km lange Fahrt durch das Val Rosegg. Die kleine Strasse steigt immer etwas an, durch Lärchenwälder und im Hintergrund die verschneiten 3000er des Bündnerlandes. Toni erklärt uns einiges über Fauna und Flora, dass die Enziane leider vorbei sind und die Alpenrosen noch nicht blühen. Überholt uns ein Mountainbiker, ruft er im ein «Bravo» nach, wenn er kein E-Bike hat und weiss zu jedem einen Spruch. Nur wenn sein Handy klingelt, flucht er vor sich hin und würde es am liebsten auf dem Mond schiessen, aber er muss ran, könnte ja ein zukünftiger Kunde sein.
Auch muss er seine zwei vorgespannten Pferde immer zügeln, sie wollen viel schneller laufen, wie er fahren will, wir sollen die Fahrt ja geniessen können. Und die Fahrt ist wirklich schön, wir fühlen uns wie Prinz und Prinzessin und lassen uns durch das schöne Tal chauffieren. Nur einmal wird es etwas brenzlig, als wir mit der Kutsche den Rückwärtsgang einlegen müssen, weil uns ein 6-Spänner Fuhrwerk entgegenkommt. Ein gewaltiger Anblick.
Nach rund 70 Minuten sind wir an der Endstation und wir reservieren die Kutsche grad auch noch für die Rückfahrt, es war so schön. Aufenthalt im Val Rosegg haben wir etwas mehr wie zwei Stunden, also genug Zeit, ein kleiner Spaziergang zu machen und auch noch etwas zu essen.
Danach rollen wir gemütlich mit der Kutsche wieder nach Pontresina, man könnte übrigens auch gut zu Fuss auf dem Wanderweg zurück laufen oder gar mit dem Rad hin und zurück fahren. Wir hatten wohl die exklusivste Möglichkeit benutzt, ein Weg mit der Privatkutsche kostet für 1-4 Personen 120.- , inklusive Retourfahrt 220.-. Wir finden die Preise gerechtfertigt, denn Toni fährt nur eine solche Fahrt pro Tag. Es gibt auch noch andere Anbieter, kosten alle gleich viel. Der Pferdeomnibus kostet pro Weg und Person 20.- Während der Hochsaison sollte man aber reservieren, sonst sind die Fahrten häufig schon ausgebucht.
Pause beim Spaziergang im Val Roseg
Im Winter wird übrigens mit Schlitten dieser Dienst aufrecht erhalten, romantischer geht es wohl nicht.
Eigentlich wollte ich nichts darüber schreiben, aber wir sind schon etwas geschockt, vor allem Heute. Ob im Val Rosegg oder beim Stazer See, Auswärtsessen ist hier absolut nicht günstig, z.B. Schweinschnitzel mit Pommes und Gemüse 40 CHF, das kann sich ja keine Familie mehr leisten. Und auch haben wir das Gefühl, dass die Asiaten und Inder hier lieber gesehen sind wie die europäischen Touristen, wenn man die Freundlichkeit berücksichtigt. Und wenn ich da bedenke, dass wir auf dem Campingplatz Maloja die besten Pizzas essen für weniger als 20 CHF, auf dem Campingplatz Morteratsch die einzigen selbergemachten Pastas im ganzen Tal zu absolut vernünftigen Preise bekommen und auch hier auf dem Camping Gravatscha ein super Restaurant zu normalen Preisen haben, werden wir in Zukunft echt nur noch auf den Campingplätzen speisen. Oder auf den Bergstationen der Bergbahnen, denn dort oben sind die Preise günstiger wie im Tal unten, keine Ahnung warum das so ist, muss doch alles zuerst dort hinaufgeschleppt werden. Oder ist es einfach so, dass im Tal die Restaurants voll sind, egal zu was für Preisen?
Jetzt werden sich wahrscheinlich ein paar Wirte aufregen, aber das ist das, was wir hier bisher erlebt haben…
Nach und von Pontresina waren wir heute mit unseren Rädern unterwegs. Und ich bin echt überrascht, wie viele Möglichkeiten man in diesem Tal hat. Es heisst überhaupt nicht, Tal rauf und Tal runter muss man den gleichen Fahrradweg abseits der Autostrassen nehmen, sondern man hat immer mehrere Möglichkeiten. Und man muss schon gar nicht auf der Hauptstrasse fahren, sondern es gibt viele Wege abseits des motorisierten Verkehrs. Auch braucht man nicht notwendigerweise ein E-Bike, denn es gibt ganz viele flachen oder leicht coupierte Strecken. Ich würde sogar so weit gehen, dass es hier ein wahres Velo-Paradis ist! Und damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Im Winter Langlaufloipen, im Sommer Fahrradwege…
Der Campingplatz, wo wir jetzt stehen, liegt quasi hinter dem kleinen Flugplatz Samedan. Man hat einen tollen Überblick über die mit Seilwinden startenden Segelflugzeuge, nur schon das ist spannend und ich könnte den ganzen Tag nur zuschauen. Dazu ist es hier Abends extrem sonnig und er liegt direkt an einem der oben beschriebenen flachen Fahrradwegen die dem Inn entlang führen.
Allerdings ist er ziemlich klein (22 Plätze für Wohnmobile/Wohnwagen) und auch beliebt, sogar jetzt in der Nebensaison haben wir grad noch den allerletzten Platz für ein Womo ergattert, Reservieren ist also keine schlechte Idee. Auch im Winter zum Langlaufen ist er perfekt, liegt er doch direkt an der Marathonstrecke des Engadiners. Für die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel ist er nicht ideal gelegen.
Das angegliederte Restaurant habe ich schon erwähnt, eher gehoben mit sehr schöner Terrasse und trotzdem ganz normalen Preisen.
Hinweis: für diese Reise wurden wir von den Engadiner Campingplätzen, SCCV und ACS eingeladen.