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Morschach Schweiz 2014
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516 Arouca

Die weltweit zweitlängste Fussgängerhängebrücke

Diese Nacht waren keine Wildschweine zugegen, sondern eine ganze Ziegenherde, die sich um unser Knutschi eingerichtet hat. Ich musste einige Mal nachts aufstehen und diese Biester vertreiben, da wir das Gefühl hatten, die wetzten ihre Hörner an unserem Womo. Morgens waren sie dann alle weg und das wichtigste, unser Knutschi nahm keinen Schaden. Allerdings waren auch meine Turnschuhe weg, die ich vor dem Womo wegen Geruchsemmissionen gelagert hatte, das merkten wir dann aber erst am Nachmittag…

Morgens musste wir uns dann doch noch etwas beeilen, schliesslich hatten wir für 9:30 Uhr die Passage auf der 516 Arouca gebucht und bis dahin sind es eine Stunde Fussmarsch. Wobei wir dann kurz vor Abmarsch feststellten, dass in Portugal die Uhren gegenüber Spanien eine Stunde nachgehen und wir dann plötzlich nochmals eine Stunde Zeit hatten.

Also nochmals alles kontrollieren und den Rucksack packen. Die Infos im Netz waren über diese Brücke etwas spärlich darum rechneten wir mit einer Stunde Wanderung hin und auf der anderen Seite ca. 90 Minuten zurück. Ich kann es nun aber Kurz machen und gleich die richtigen Infos weitergeben.

Passadiços do Paiva

Vom Parkplatz der Womos, wo wir geschlafen haben, geht es zuerst mal 10 Minuten Steil hinunter zum Rio Paiva. Dort unten hat es nochmals einen Parkplatz und dort startet auch der Passadiços do Paiva. Im Internet muss man für diesen Wanderweg ebenfals Online-Tickets lösen, löst man für den Wanderweg, darf man aber nicht über die Brücke, also die Tickets für die Brücke lösen (12€), dann ist der Wanderweg inbegriffen.

Gemäss Infos dauert der Weg zur Brücke eine Stunde und beinhaltet 500 Treppenstufen bergwärts. Wir benötigten ca. 25 Minuten plus 10 Minuten vom oberen Parkplatz also insgesamt 35 Minuten. Der Weg führt vielfach über gut ausgebaute Holzstege und viele Treppen unten vom Fluss zur Brücke hoch, die man doch schon von weitem sehen kann. Der ganze Wanderweg ist 8,7km lang, die Brücke kommt nach ca. 2km.

Wir, die viel in den Bergen und auch auf 4000er waren, war dieser Weg nicht wirklich spektakulär, zwar schön und ausgebaut, aber gesehen muss man den nicht unbedingt haben. Da ist z.B. der Fürstensteig bei uns zu Hause viel eindrücklicher und kostenlos.

516 Arouca

Die Brücke selber ist dann aber der Hammer! Parktisch neu, gebaut und eröffnet im 2020 und 516m lang, 175m über dem Rio Paiva. Echt ein Hingucker. Die reservierten Tickets sind auf eine bestimmte Uhrzeit gelöst, und da gibt es kein 5 Minuten früher oder später, man muss Punktgenau dort eintreffen. Ein Guide erklärt zuerst die wesentlichen Merkmale der Brücke und was man genau darf und was nicht. Verboten: rennen, absitzen, essen, springen, schwanken. Auch Kinder unter 6 Jahren dürfen nicht über die Brücke.

Am Beginn der Brücke dürfen von der Gruppe alle noch Fotos machen, ohne Leute drauf und dann wird mit dem Guide über die Brücke gegangen. Unser blieb dann in der Mitte stehen und ging wieder zurück. Wir durften die Brücke überqueren und hatten dafür 15 Minuten Zeit, und danach auch wieder zurück bis zum Ausgangspunkt. Es hat ganz schön geschwankt und die Gitter auf dem Boden lassen den Blick senkrecht runter, sie sind also praktisch durchsichtig. Schon ein mulmiges Gefühl, den Fluss so weit unter seinen Füssen zu sehen.

Nach etwa ¾ vom Weg fehlte im Boden ein 1-m breites Stück, das war echt mulmig. Mit einem grossen Schritt musste man diesen Abgrund überwinden, unter einem fast 200m Nichts. Das braucht echt Mut und man muss schwindelfrei sein. In unserer Gruppe schafften es alle bis ans Ende und auch wieder zurück, auch die Engländerin, die ziemlich Schiss hatte. Eine Tschechin hatte wohl das Ticket gelöst, machte dann aber keinen Schritt auf die Brücke und wartete, bis wir wieder zurück waren.

Nach einer halben Stunde waren wir also wieder auf «unserer» Seite der Brücke. Wir verfolgten dann diesen Wanderweg nicht weiter, sondern drehten um und kehrten zum Anfang zurück.

Jetzt im November konnten wir die Tickets buchen, ohne Wartefristen. Unsere Gruppe umfasste 8 Leute.

Dort hatte inzwischen die kleine Bar offen, wo wir uns noch eine kleine Stärkung genehmigten, bevor wir den steilen Aufstieg zu unserem Wohnmobil in Angriff nahmen.

Nach diesem kleinen Abenteuer suche ich in der Nähe des Meeres eine Entsorgungsstation heraus, um Frischwasser zu tanken und Abwasser abzulassen. Allerdings gab es schon im nächsten Dorf eine gut ausgeschilderte Entsorgungsstation. Wir erledigten das Geschäft hier und suchten in GoogleMaps einen Parkplatz am Strand und setzten diesen als neues Ziel.

Eine Stunde später standen wir am portugiesischen Meer, schauten den Wellen zu, machten einen Sandstrandspaziergang und genossen die 18 Grad.

Da in Portugal das freie Stehen am Meer verboten ist, packten wir vor der Dunkelheit unsere sieben Sachen zusammen und dislozierten 20km auf den nächsten offiziellen Stellplatz. Wir wollen uns schliesslich an die Gesetze halten und nicht noch mehr Unmut über die Wohnmobilfahrer bei der Bevölkerung schüren. Wahrscheinlich hätten wir hier jetzt im November schon problemlos übernachten können. Das Gesetz über das Freistehen wurde letztes Jahr wegen vielen Freisteher ohne Toilette im Womo an der Algarve rigeros verschärft. Kann man ja auch verstehen… Aber wir halten uns selbstverständlich daran und sind jetzt auf einem kleinen Stellplatz direkt an einem kleinen Hafen (wenn der nicht gerade mit einer Grossbaustelle umgestaltet würde).

Wir sind auch heute mit Portugal sehr zufrieden, wobei auch heute waren sie eher Seefahrer wie Strassenflicker…

Ach ja, das mit dem fehlenden Boden auf der Brücke war Brückenlatain, selbstverständlich fehlte nichts und auf Sicherheit wird grossen Wert gelegt…


Externe Links

Übernachtung

Fonte - Parque de Pernoita de Autocaravanas****
Stellplatz

Platz für 3 Womos

Koordinaten: 40.80123,-8.63485
N 40° 48' 4.4"  E -8° 38' 5.5"
letzter Besuch: 11.2021

17.11.2021 - Hast mich voll erwischt mit Deinem Brückenlatain. Musste die Stelle dreimal lesen und hab mir das 1m Loch vor meinen Augen vorgestellt. Ich glaub ich hätte nicht darüber springen können wegen der Höhenangst! Super Eure täglichen Berichte und Fotos, danke!

Martin


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