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Narbonne Plage Frakreich 2015
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Sami Kirchendorf

Abbruch der heutigen Tour

Koten in Fatmomakke

Bevor wir losfahren, reden wir noch lange mit Caro und sie erklärt uns einiges über die Kultur und Denkweise der Schweden. Sie ticken schon etwas anders wie wir Schweizer. Das merken wir vor allem beim Essen, denn die Hamburger und Hot-Dogs gehören hier zum Alltag, möglichst schnell und keine Zeit verlieren beim Essen. Da sind wir schon mehr die Geniesser.

Und da wir die heutige Fahrt auch geniessen wollen und in den letzten Tagen genug Bäume gesehen haben, gibt Caro uns den Tipp, dass wir doch die Vildmarksvägen fahren sollen. Dankbar nehmen wir das an und zweigen nun nochmals Richtung Berge ab. Diese Strasse ist die höchste asphaltierte Strasse Schwedens und überquert die Stekenjokk-Hochebene zwischen Lappland und Jämtland. Momentan stehen wir auf 800m Höhe bei der Stekenjokk Mine, runderherum Nebel und Regen. Wir haben hier unsere Fahrt abgebrochen, da nun der interessanteste Teil der Strecke kommt und bei Regen macht das doch keinen Spass. Morgen soll es sowiso besser werden.

Bis dahin hatten wir es aber toll. Zuerst frühstückten wir unterwegs bei toller Sonne und warmen Temperaturen draussen an einem See (ohne Mücken). Wir liessen es uns richtig gutgehen. Danach tankten wir Diesel für den Vildmarksvägen und waren erstaunt, wie schnell der Tank voll war. Es war ein Tankstutzen für Lastwagen, andere gab es keine, und mit viel Druck und dickem Schlauch war der Tank ratzfatz zappelvoll. Das ist mal Effinzienz!

Danach fuhren wir gut gelaunt weiter und hielten an einem tollen Wasserfall, von dem Caro erzählt hat. Das Wasser fliesst treppenartig über Felstritte hinunter, perfekt für hochschwimmende Fische. Ich liess sogar die Drohne steige, weil alles so gut aussah.

Litsjöforsen (kleiner Wasserfall)

Eine halbe Stunde später fuhren wir weiter um 10 Minuten danach wieder zu stoppen. Der richtige Wasserfall kam erst hier und der war noch gewaltiger wie der erste. Das ist dann wohl der, der Caro gemeint hat. Da es gerade zu regnen beginnt, müssen wir gemäss Wetterapp 45 Minuten warten, bis ich bei trockenem Wetter die Drohne steigen lassen kann. Wäre ja schön blöd, wenn ich vom kleineren Wasserfall tolle Bilder habe und vom grossen nix. Also machen wir Pause und warten.

Trappstegsforsen (grosser Wasserfall)

Die Bilder klappen und so fahren wir nochmals einige Kilometer weiter und biegen dann auf eine Naturstrasse ab Richtung Fatmomakke. 7km später stehen wir auf dem Parkplatz, schnappen unsere Fotoapparate und laufen ins Dorf. Es ist ein sogenanntes Kirchendorf der Sami. Weil hier die Gegenden so riesig gross sind, haben die Sami nur an wichtigen Punkten Kirchen gebaut. Der Anmarsch konnte dann einige Tage in Anspruch nehmen, um einen Gottesdienst zu besuchen und so bauten sich die Sami bei der Kirche eigene Hütten, sogenannte Koten. Darin konnten sie schlafen und sich ausruhen, bevor sie sich wieder auf den Heimweg machten. Mit der Zeit entstanden dann auch Vorratshäuser und Ställe. Und jeder Sami sollte bis heute mehrmals im Jahr eine Kirche besuchen. Allzuviele Kirchenbesuche lohnen sich bei der langen Anreise dann nicht mehr. Auch die Koten in Fatmomakke sind noch in Privatbesitz der Samen, die sich für Beerdigungen, Taufen und andere grosse Feste noch immer hier treffen.

Kirche von Fatmomakke

Die Samen oder Lappen, sind übrigens noch das einzige verbliebene Urvolk in Europa, dass es noch immer gibt. Ab dem 17. Jahrhundert lebten die Samen vorwiegend von Rentierzucht. Anders als beim Vieh handelt es sich beim Rentier nur um ein halbdomestiziertes Tier. Die Tiere folgen wie ihre wilden Vorfahren den natürlichen jahreszeitlichen Wanderrouten zwischen Waldland und Gebirge. Der Eingriff durch den Menschen beschränkt sich dabei auf das Trennen der schlachtreifen Tiere von der Herde sowie auf den Schutz vor Raubtieren, so dass im Wesentlichen eine natürliche Auslese stattfindet. Jedes Rentier hat einen Besitzer, anders wie bei Elchen, die Wildtiere sind. Das Überfahren eines Rentieres ist darum im Norden die grössere Tragödie, wie ein Elchumfall, auch wenn der Elchunfall meist viel gravierendere Folgen hat. Ein Elch ist auch viel grösser, ungefähr wie ein grosses Pferd.

Wir fahren ohne Elche und Rentiere im Regen weiter, bis wir am Anfang der Hochebene stoppen und bei der Mine übernachten werden. Auf der Hochebene selber ist das Übernachten nicht erlaubt, darum warten wir nun hier, bis es morgen besseres Wetter ist.

Sonnenaufgang: 1:41 Uhr
Sonnenuntergang: 0:08 Uhr

262km
3:45 h Fahrzeit
69km/h
9.9 l/100km

Übernachtung

Stikkenjokk - Klimpfjäll****
frei Koordinaten: 65.08850,14.457536
N 65° 5' 18.6"  E 14° 27' 27.1"
letzter Besuch: 6.2024