Im Hochland
Der heutige Tag beginnt mitten in der Nacht, Uhrzeit weiss ich nicht mehr. Aber während ich mich in meinem tiefen Schönheitsschlaf befinde, schreit Anita neben mir plötzlich: «Nordlichter!». Also schiesse ich wie ein Pfeil auf, ziehe Socken an, die Berghosen direkt über das Pyjama, Jacke auch darüber, warme Mütze, Fotoapparat (Stativ steht schon bereit) und ab nach draussen in die Kälte.
Wir schliefen extra ohne Verdunkelung der Dachhaube, damit wir allenfals Nordlichter sehen könnten. Allerdings schlief ich nach wenigen Minuten tief und fest…
Draussen wieder ein fantastisches Spektakel. Quer über den Himmel genau so eine tanzende, wellendes Nordlichtspektakel, und wirklich in starkem Grün. Wir geniessen den Ausblick und den Moment. Das Ganze dauert leider nur etwa 5 Minuten und dann zog plötzlich der Dunst über uns und alles schimmerte nur noch leicht grün, um wenige Minuten später ganz zu verschwinden.
Fotos habe ich nur zwei brauchbare und mein anvisierter Film wäre super gewesen, aber ich habe den falschen Knopf gedrückt und so ist gar ncihts drauf. Von wegen Beherrschung des Fotoapparates…
Danach steigen wir wieder in unser Bett und schlafen wie die Murmeltiere. Morgens werden wir schon wieder mit Sonne und blauem Himmel geweckt, aber im Knutschi ist es nur gerade 7 Grad. Anita bleibt also noch etwas unter der warmen Decke bis die Heizung etwas Wärme spendet.
Ich mache ein kleiner Rundgang und entdecke, dass der natürliche HotPot, um diese Zeit menschenleer ist. Also zurück zum Womo, Anita mit einem warmen Bad ködern und so laufen wir in Badehosen und Morgenmantel die 100m bis zu dieser natürlichen Badewanne auf 650m Höhe.
Wir sind ganz alleine, das Becken ist gerade so tief, dass man noch stehen kann, rechts wird mit zwei Leitungen kaltes Wasser zugeführt, links kommt die Leitung mit richtig heissem Wasser.
Weiter oben brodelt, zischt und kocht es überall im Boden. Es ist ein Hochtemperaturgebiet im Nirgendwo, absolut faszinierend. Es gibt hier heisses Wasser bis zur Genüge. Was muss das ein Gefühl sein, im Winter von einer Schneetöfftour hierher zu kommen und sich dann im heissen Becken aufzuwärmen.
Wir sitzen schlussendlich zwei Stunden im Wasser, lernen Sonja und HP kennen, die als gravel-traveller.ch unterwegs sind und fröhnen der isländischen Kultur: baden und News austauschen.
Gegen Mittag leert sich dann der Parkplatz und der Campingplatz, das heisst, ein Parkplatz zum übernachten. Weil es aber so schön ist und inzwischen 25 Grad warm, entschliessen wir, einfach hier zu bleiben und uns zu erholen.
Es gibt nämlich ein kleines Restaurant und kleine Container, wo man auch Übernachtungskoyen mieten kann, vor allem für die Zelter und Dachzeltler, die es hier schon recht häufig hat. Bei diesem tollen Wetter ist es aber wahrscheinlich ein weniger gutes Geschäft.
Wir machen dann noch einen Spaziergang durch das fauchende Gebiet, schiessen Fotos und sind fasziniert, wie einfach kochendes Wasser aus dem Boden läuft. Wenn wir ein Netzchen dabei hätten, könnten wir hier unsere 3-Minuten Eier machen, ohne Gas zu brauchen…
Nun sitzen wir vor dem Womo, geniessen die nicht selbstverständliche Wärme, und planen unsere Tour um. Wir könnten von hier auch direkt über die Hochlandpiste zum Geysir Strukkur, und dann von dort wieder Richtung Norden auf in die Westfjorde. Oder, oder, oder. Aber schliessliche packen wir unsere Wanderschuhe und erkunden die nähere Umgebung mit Sicht auf die beiden Gletscher Langjökull und Hofsjökull.
Der heutige Reiseruhetag tut uns richtig gut.
8.9.2022 - Hallo ihr Glücklichen! Was für eine vor Freude überschäumende Insel, wir finden auch eure Videos voll geil und amüsant! Speziell das "Schwitzerdeutsch" fordert uns heraus, aber das ist ja gerade das Salz in der Suppe :) Liebe Grüße und weiterhin alles Gute! Richabi
RichardH