Jetzt können wir die Highland-Rinder und eine Whisky-Destilliere auch abhacken
Royal Lochnagar Distillery
Morgens geht es zuerst los über die Berge, einsame Strassen, schöne Landschaft, wie wir es von Schottland schon gewohnt sind. Irgendwann sehen wir einen braunen Wegweiser mit der Aufschrift Drumin Castle. Der Umweg beträgt fast acht Meilen und hätten wir uns sparen können. Solch eine Ruine haben wir zu Hause gleich vor der Haustüre und erst noch etwas grösser mit schönerer Lage.
Also weiter Richtung Balmoral. Wir wollen dort Queen Elizabeth noch schnell Hallo sagen, das Schloss ist ja für Besucher jetzt gesperrt, da die königliche Familie jeweils Urlaub dort macht. Mensch, das liegt im Nirgendwo, das glaubt man kaum. Und die Königin macht Urlaub dort? Es geht über Berge, durch Täler und engen Strassen, ich glaube, wir kommen nie mehr an. Dafür sehen wir zum ersten mal die Higland-Goves mit Hörner, diese urige, zottelige Rinderrasse. Klar machen wir auch davon Fotos und was uns im allgemeinen in Schottland beeindruckt: Kühe aller Farben weiden friedlich mit ihren Kälbern in derselben Weide wie Schafe. Immer sind die Jungtiere auch dabei, in der Schweiz wird da getrennte Tierhaltung betrieben nach Rasse, Farbe und Alter der Tiere sortiert nach der Nummer in der Ohrmarke , oder so ähnlich.
Endlich zeigt unser Navi nur noch 500m bis zum Schloss und wir sind immer noch im Nirgendwo. Dann plötzlich eine Hauptstrasse und ein riesiger leerer Parkplatz. Unser Knutschi abgestellt und die letzten Meter zu Fuss zum Tor. Die wachhabende Polizistin glaubt uns irgendwie nicht, dass wir eine Audienz haben und lässt uns einfach nicht durch. Verdrossen zotteln wir wieder ab, nur das Eingangstor haben wir gesehen, nicht mal ein kleiner Blick auf Schloss wurde uns gegönnt. Gibt es das wirklich hier?
Na gut, ein bisschen mussten wir damit rechnen, darum hatten wir auch schon ein Alternativprogramm: Besichtigung der königlichen Whisky Destilliere nur zwei Kilometer neben dem Schloss „Royal Lochnagar Destillery“. Genau um 15 Uhr treffen wir dort ein und die Führung geht los. Nun müssen die acht anderen Leute extra noch auf uns warten, bis wir die Tickets gelöst haben. Aber dann geht es los, fotografieren verboten, das habe ich verstanden. Den Rest müssen wir uns zusammenreimen, die Führung war aber trotzdem toll und einige Fetzen haben wir ja auch verstanden. In der ganzen Destilliere gibt es keinen Computer, hier wird der Whisky echt noch nach alter Tradition von Hand gemacht. Ein deutsches Infoblatt gibt es auch noch, das lese ich aber erst nach der Führung. Bei der anschliessenden Whisky Degustation probieren wir den „normalen“ 12 jährigen und einen Limited-Edition. Ich sehe zwar einen Unterschied bei der Farbe, aber als einer der nichtalkoholtrinkende Spezies schmecken wir schlussendlich beide nicht, gebe ich dort aber nicht zu.
Trotzdem kaufen wir zwei Flaschen von dem 12jährigen königlichen Whisky, schliesslich habe wir noch Mitbringsel nach der Heimkehr zu verteilen.
Nun ist es Zeit, uns nach einer Schlafgelegenheit umzuschauen. Wo vorher noch jeder Kilometer perfekte Freistehplätze vorhanden waren, ist nun alles wie ausradiert, einfach nix mehr. Ich werde langsam säuerlich, die Gegend ist wohl super schön, aber nicht mal mehr Parkplätze gibt es. Ausser schnell einen weiteren Halt bei einem Castle sehen wir einfach nix mehr. Als wir endlich einen Parkplatz sichten, prangt ein altes blechernes Schild dort: strictly no camping. Noch säuerlicher respektieren wir das und fahren weiter. Schliesslich landen wir total kaputt und müde nach 19 Uhr auf irgendeinem Parkplatz im Wald, Sicht null weil dunkel, Internet keines. Aber momentan ist mir alles egal!
Erst al mir meine Holde eine riesen Portion Spaghetti macht, bessert sich mein Befinden wieder und ich kann den Abend doch noch geniessen.