Headbild
Finnland 2014
Sie befinden sich: Blog \ Reisebericht

Irgendwo zwischen Barcelona und Nador

Das Meer beruhigt sich und wir werden unsere Seekrankheit los

Die Nacht war hart, sehr hart. Es schwankte, schwappte und schüttete in die Toilette. Aber irgendwann sind wir doch eingeschlafen und morgens fuhr die Fähre bedeutend ruhiger. Es ging zwar noch einige Zeit, aber wir kehrten so langsam zu den lebendigen zurück. Klar, es schwankt noch immer etwas, aber im normalen Spektrum und so leeren sich unsere Mägen nicht mehr weiter. Es geht uns zwar immer noch besser im Liegen, wie wenn wir umherlaufen, aber wir haben die Chance, unser Knutschi zu erreichen, ohne dass wir unterwegs ein WC aufsuchen müssen. Also alles im Grünen bereich.

Einreiseformalitäten auf der Fähre

Von letztem Jahr wussten wir, dass ein Teil der Einreiseformalität für Marokko schon auf der Fähre gemacht werden kann. Da wir letztes Jahr unsere Pässe nicht ins Handgepäck nahmen und die Identitätskarte nicht ausreichte, mussten wir es dann als einzige Passagiere von der Fähre im Hafen machen. Da war es selbstverständlich, dass uns dies dieses Jahr nicht mehr passiert.

Die auszufüllenden Reisezettel waren schnell gefunden, die lagen neben der Schiffs-Reception auf. Irgendwann kam dann die Durchsage, dass die Polizei nun diesen Einreiseschalter offen hat. Also schnappen wir unserer Pässe und diesen Zettel und gehen zu diesem Schalter. Er ist aber menschenleer und ich meine, ich habe in dieser Durchsage etwas von Deck 9 gehört. Also zwei Stockwerke hoch und dort ist schon ein Gewussel und Geschwaffel und alle halten ihre Reisepässe in der Hand. Also sind wir hier richtig.

Nach ein paar Minuten kommt der Grenzbeamte und bittet uns in den Kinosaal. Aber schön geordnet, langsam und die ersten beginnen auf den Stuhlreihen vorne rechts abzusitzen. Der Beamte schaut genau, dass kein einziger Stuhl frei bleibt und alle immer schön aufschliessen. Als alle sitzen geht er zum Pult nach vorne, startet seinen Computer und dann kann einer nach dem andern zu ihm, Pass und Einreisezettel abgeben, und er beginnt in seinen Computer zu Hämmern. Etwas später knallt dann der Stempel in den Pass und man kann gehen.

Immer wenn drei Reihen Stühle leer sind, bittet er die anderen noch wartenden Passagiere drei Stuhlreihen weiter nach vorne, ganz genau schauend, dass alle wieder ihre richtigen Plätze einnehmen und keiner sich nach vorne drängt. Der Beamte hat gerne Ordnung und Richtigkeit, auch akzeptiert er keine zwei Personen bei ihm am Pult. Jeder hat einzeln zu erscheinen ausser bei den Ehepaaren macht er eine Ausnahme. Und es sind nur drei da, alle anderen sind spanische oder französische PS-versessene Möchtegern-Ralleyfahrer oder schmuggelnde marokkanische Heimwehfahrer. Ok, schmuggeln weiss ich ja nicht, aber sie sehen so aus.

Je näher wir an der Reihe sind, desto mehr steigt die innerliche Aufregung, denn der Beamte sieht ziemlich streng aus und hoffentlich machen wir alles richtig.

Anita und ich stehen gemeinsam auf und strecken ihm unsere Pässe mit den Zetteln hin. Er fragt nach unserem Reiseziel und ich erkläre ihm, dass wir mit dem Wohnmobil um Marokko fahren und zähle einige Städte unserer Tour auf. Er beginnt zu strahlen und erzählt uns, dass er im franz. TV eine Sendung gesehen hat, wo sie erklärten, dass wir Schweizer die einzig wahren Europäer seien. Warum das so ist, will er von uns wissen. Ich bin etwas überrumpelt von der Frage und sage, vielleicht weil wir nicht in der EU sind? Dann verlangt er noch unseren Fahrzeugausweis, den ich zum Glück bei solchen Formalitäten immer dabei habe, denn es ist fast das wichtigste Dokument. Dann erklärt uns der Beamte, dass er sich auch schon ein Wohnmobil kaufen wollte, aber sie seien unheimlich teuer, aber das Reisen damit sei ein Traum. Natürlich stimme ich ihm bei und er wünscht uns eine ganz schöne Reise in seinem schönen Land.

Irgendwie schon mal eine schöne Begrüssung in Marokko, auch wenn wir noch nicht ganz angekommen sind.

Das Gespräch fand übrigens auf französisch statt und da war es ein Vorteil, dass ich diese Sprache schon mal halbwegs verstehe.

Warten auf den Hafen

Nun liegen wir wieder in der Kabine, mit dem Wissen, alles wird gut. Irgendwann gegen 22 Uhr sollen wir in Nador ankommen, dann rechnen wir, dass wir etwa um 24 Uhr den Hafen verlassen können, an einer der ersten Tankstellen Diesel tanken und eventuell die 50km weiterfahren bis zu unserem letztjährigen, schönen und einsamen Stellplatz am unbekannten See schlafen werden. Ich möchte nicht in der Nähe des Hafens nächtigen, denn ich habe keine Ahnung, wie es momentan mit den Flüchtlingen in Marokko aussieht, die Richtung Europa wollen. Hätte ich mich vorher informieren sollen. Und ich will nicht, dass diese Flüchtlinge uns mit denen verwechseln, die jetzt nach Europa fahren. Vielleicht Schwarzmalerei, vielleicht Skepsis oder eben noch das Sicherheitsdenken eines Europäers.

Dort am See übernachten, ausschlafen und dann anderntags in der nächsten grösseren Stadt eine Telefonkarte von Maroc Telecom kaufen, damit wir dann wieder Internet haben. Hier auf der Fähre gibt es für jedes Gerät 15 Minuten gratis Internet, was wir sehr gut finden. Auch habe ich noch 5€ bezahlt für zwei Stunden Internet, darum versorge ich euch jetzt noch mit diesen News.

Ab jetzt ist Funkstille, bis wir wieder marokkanisches Internet haben. Auf der Home-Seite könnt ihr unsere Position verfolgen, der Tracker übermittelt weltweit direkt via Satellit und braucht weder Handynetzt noch eine Internetverbindung.

Bis dann und macht euch keine Sorgen um uns.


Artikel Stichwörter