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Mayo-Irland 2019
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Wir kaufen ein lebendiges Poulet

Wir erreichen das Ziel unserer Reise, ein Poulet wie ein richtiger Marokkaner zu kaufen

Unser gekauftes Huhn auf der Waage

Zuerst haben wir morgens früh aber ein Treffen mit einem Schafhirten. Wir werden um 7 Uhr durch das geblööcke von Schafen geweckt. Ein Blick auf die aufgehende Sonne zeigt uns noch etwa 1000 Schafe, die das Tal hinauf ziehen.

frühmogens zieht eine Schafherde vorbei

Ich ziehe mich schnell an, trete nach draussen und mache Fotos. Es ist eine wahnsinns Herde, die mit insgesamt vier Schafhirten und einem vollgepackten Esel an unserem Womo vorbei ziehen. Der Schafhirt, der uns am nächsten ist, hat die Aufgabe, die Schafe nicht auf die Strasse zu lassen. Als er an unserem Womo vorbei läuft, frage ich ihn, ob er einen Kaffee möchte. Er nimmt danken an und wir versuchen uns auf französisch zu verständigen. Es ist ein ungefähr 18 jähriger Bursche, der wahrscheinlich noch nicht weit in Marokko umhergekommen ist. Er fragt mich, was so ein Fahrzeug wie wir fahren denn kostet. Ca. 50'000 Euro sage ich ihm. «Euro, ist das das Geld, was ihr bei euch benutzt? Wir in Marokko haben hier Dirham!» Ich rechne ihm dann den Preis in Dirham um und ich glaube, er kann sich so eine grosse Zahl gar nicht vorstellen. Nach dem Kaffee fragt er mich dann tatsächlich noch, ob ich nicht noch einen Stylo (Kugelschreiber) für ihn hätte. Klar haben wir ihm grad zwei und er zieht mit einem breiten Grinsen im Gesicht seinen Schafen nach.

Vor unserer Abfahrt denke ich noch diesem Schafhirten lange nach, hat er echt noch nie etwas von Euro gehört? Und ein 18jähriger Bursche fragt nach einem Schreiber? Die Begegnung geht mir echt ziemlich nahe und als wir dann mit unserem Knutschi auf der Strasse die Schafherde wieder überholen winkt er uns freundlich und ziemlich heftig nach.

Hätten wir ihm mehr geben sollen, noch einige Kleider oder so?

Diese Frage beschäftigt uns bis nach Tata, und dort zweigen wir dann rechts ab. Die Strasse ist zwar auf unserer Karte nicht eingezeichnet, aber laut meinen Recherchen soll sie durchgehend asphaltiert bis Igherm sein. Und das wäre doch eine ganz schöne Abkürzung.

Dromedare als Besuch

Und dann mit dieser Strasse beginnt wieder jenes Marokko, das ich so liebe. Fantastisch gezeichnete Felsformationen, nach jeder Kurve, nach jeder Kuppe sind wir gespannt, wie es weiter geht und immer wieder eröffnet sich vor uns ein fantastisches Panorama. Dann sehen wir mittendrin wieder einige Dromedare, bevor wir uns wieder auf die Landschaft konzentrieren können.

zum Schreien schön

Plötzlich sind wir in einer grossen, grünen Oase mit drei Dörfern, die Strasse ist da schmaler, wir müssen noch langsamer fahren. Die Bewohner winken uns zu und bei einem kleinen Laden halten wir und kaufen noch ein. Anita kauft noch zwei Schleckstengel, denn die Kinder des Ladenbesitzers schauen so freundlich mit ihren kugeligen Augen, dass meine Holde nicht widerstehen kann. Die Augen leuchten dann natürlich sofort, als die Schleckwaren ausgehändigt werden.

Wir fahren weiter, im durchschnitt vielleicht 30km/h, geniessen Marokko bis wir in Igherm ankommen, ein etwas grösseres Bergdorf. Der verschneite Atlas im Hintergrund, die gelb-roten Berge vorne.

ohne Worte

Nachmittags kommen wir dann schon um 15 Uhr in Taroudannt an, finden den dortigen Campingplatz problemlos und erholen uns von den heutigen Eindrücken.

Etwas später marschieren wir in die Stadt los, der Campingplatz ist etwa zwei Kilometer ausserhalb. Es hätte schon kleine Läden lange bevor wir im Zentrum ankommen, aber wir wollen auch das Zentrum sehen. Da ist innerhalb der schönen Stadtmauern mächtig betrieb, Wir gucken, es wird freundlich zurückgekuckt und gegrüsst, und einmal mehr, kein Mensch, kein Händler ist aufdringlich. Wir sehen auch keine anderen Touristen! Zuerst kaufen wir zwei Brote und dann sehen wir eine Metzgerei. Ich bestelle Fleisch für eine Tajine für zwei Personen, ein halbes Kilo Rindsfleisch wird für 40 Dhm (4 €) bereit gemacht und etwas weiter vorne sehen wir einen Metzger für Hühner. Das Hühnerfleisch wird immer in anderen Metzgereien verkauft, wie das restliche Fleisch. Natürlich gehen wir schauen und im Hintergrund scharren und gackern alles lebendige Hühner. Ich kann nicht widerstehen und beschliesse, so ein lebendiges Poulet zu kaufen. Schliesslich habe ich mir Anfang der Reise das zu einem meiner Ziele gemacht…

Der Metzger fragt, wie gross es denn sein soll und ich zeige auf ein Huhn. Er nimmt es, legt es auf die Waage (2kg Lebendgewicht, 4.50€) und ich nicke. Mit diesem Nicken habe ich das Todesurteil dieses Huhnes gesprochen, Anita wird daneben etwas bleich und sagt, sie esse aber heute kein Poulet mehr.

Der Metzger fragt, ob wir das Poulet ganz mitnehmen oder in Stücke geschnitten wollen. Wir wählen in Stücke geschnitten, denn sonst haben wir Angst, das Huhn noch selber ausnehmen zu müssen. Er verschwindet mit dem Huhn im hinteren Teil der Metzgerei und 5 Minuten später kommt er mit dem verpackten Fleisch wieder nach vorne.

Vom lebendigen Markt und ehemalig lebendigen Huhn haben wir nun genug gesehen und ergattern uns irgendwie ein «petite Taxi» das uns zurück zum Campingplatz bringt.

Jetzt kocht die Poulet-Tajine vor dem Womo und wir sind gespannt, wie so frisches Fleisch schmeckt, das noch warm war, als wir es in die Tajine legten…

Poulet-Tipp: beim Auswählen des Huhns nicht auf die Grösse achten, sondern es nach dem Kriterium des Alters auswählen! Wir erwischten eines, dass in der Metzgerei ziemlich lange überlebt hat…


Übernachtung

Taroudannt - Camping du jardin****
Camping

alles sauber, ruhig,

Koordinaten: 30.47724,-8.843511
N 30° 28' 38.1"  E -8° 50' 36.6"
letzter Besuch: 11.2018