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St.Gallen hat lieber Zigeuner wie Wohnmobil-Fahrer

Zwei Zeitungsartikel, die in meinem Wohnkanton erschienen sind, irritieren mich ein wenig.

Jenische 1928 am Lauerzersee

Manchmal spielt einem der Zufall einfach schöne Geschichten in die Hand, so wie heute.

Wohnmobilisten kämpfen seit längerem in der Stadt St.Gallen um zufriedenstellende Wohnmobilplätze. Gestern rief mich eine Journalistin an und wollte Auskunft, was ich als Vorstandsmitglied des Schw. Camping und Caravanning Verbandes dabei so denke. Natürlich gab ich meinen Senf dazu und heut erschien eigentlich ein ganz guter Artikel im St. Galler Tagblatt. Kurzfassung: Möglichkeiten gäbe es genug, der Wille des Stadtrates ist einfach nicht vorhanden. Zudem sind ihm die 5000.- zu viel, um die zwei bestehenden Wohnmobilparkplätze zu sanieren (nicht falsch verstehen, St.Gallen hat Stellplätze für insgesamt zwei Wohnmobile).

Ok, man könnte sich jetzt aufregen darüber oder etwas machen, so wie schon einige St.Galler Wohnmobilisten, die heute ein persönliches Mail an den St.Galler Stadtpräsident Thomas Scheitlin mit Vorschlägen schrieben. Finde ich echt super!

Das alles wäre ja eigentlich keinen Blogbeitrag wert, aber im Vorfeld erschien ein anderer Artikel in einer anderen Zeitung, der auch im Kanton St.Gallen abspielt. Titel «Mit Testbetrieben die Vorurteile gegen Fahrende abbauen». Kurzfassung darin: Schweizer Fahrende haben im Kanton St. Gallen Anrecht auf sechs Durchgangsplätze. Mit zwei Testbetrieben in Thal und Vilters-Wangs will die Regierung Ängste abbauen. Der Kanton plant und zahlt die Infrastruktur. Die Standortgemeinde stellt den Unterhalt sicher.

So, und was denkt jetzt ein normaler einheimischer Wohnmobilist? Warum erhalten diese Volksgruppen vom Kanton bezahlte Stellplätze und wir vom Volk der Wohnmobilisten nicht?

Zum Vergleich: es gibt in der Schweiz ca. 3000 Sinti und Jenische, die das nomadische Leben noch leben. Aber es wurden alleine im Jahr 2016 in der Schweiz 4042 Wohnmobile neu zugelassen, heisst also, die Volksgruppe der Wohnmobilisten wird jedes Jahr um rund 8000 Personen grösser. (Leider habe ich die Zahlen der gesamthaft zugelassenen Wohnmobile in der Schweiz nicht, aber irgendwann kriege ich die auch noch raus, aber ich schätze mal so ungefähr 80'000 Wohnmobile werden es mindestens sein).

Nur dass es nicht jemanden in den falschen Hals bekommt: ich mag die Plätze den Sinti und Jenischen gönnen, aber ebenfalls würde ich auch dem Volk der Wohnmobilisten mehr Stellplätze gönnen…

So, das musste ich jetzt mal loswerden!

7.8.2019 - Guten Abend, dazu hab ich doch glatt mal eine Frage. Wenn die Durchgangsplätze für die Fahrenden eingerichtet und unterhalten sind, was sieht dann die Benutzungsordnung für den Fall vor, dass er zeitweise leer steht. Dürfen ihn dann Reisende in Wohnmobilen nutzen? Oder zählen die Flächen als Enklaven? Könnte es auf diesen Flächen eine friedliche Koexistenz von Fahrenden und Reisenden geben, oder gibt es für nichtausgewiesene Nutzung Bussen?

André Stark


8.8.2019 - Hallo André, das weiss ich momentan noch nicht, werde dies aber abklären und berichten.

Rolf


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