Tallinn gefällt uns sehr gut aber vorher merken wir, dass unser Knutschi doch mehr gelitten hat.
Alexander-Newski-Kathedrale
Die Nacht auf dem Parkplatz am Hafen ist erstaunlich ruhig. Allerdings merken wir, dass wir in den letzten Tagen unseren Urintank nicht geleert haben und er nun ziemlich voll ist. Noch einen Tag damit halten wir nicht durch. Aber wo leeren mitten in der Stadt? In einer Papiertüte zum nächsten öffentlichen WC (700m) tragen?
Auch haben wir es nun mit dem Strom relativ knapp. Wir waren nicht gerade sparsan die letzten Tage und gefahren sind wir auch nicht. Wenn nicht endlich die Sonne hervorkommt, wird es ganz knapp, damit es bis morgen reicht.
All das zusammen führt zu der Überlegung, ob wir nicht besser zum etwa 5km entfernten Stellplatz am Yachthafen fahren sollen, dort Ent- und Versorgen und unser Knutschi an den Strom hängen und aufladen. Da wir auch schon im roten Diesel-Bereich von der Fähre fuhren, könnten wir auch grad noch tanken.
Also fahren wir Vormittags los in das Gelände der Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele von 1980. Entgegen der offiziellen Info hat der Stellplatz tatsächlich offen und nicht erst ab dem 1. Mai. Wir bezahlen 20€ für eine Nacht, schliessen unser Knutschi an den Strom an und leeren unseren Urintank. Den Feststoffbehälter haben wir bisher immer noch nie geleert, muss aber in den nächsten Tagen nach insgesamt rund 5 Wochen dann schon mal sein. Aber noch nicht heute.
Danach krieche ich unters Auto und befehle Anita, sie solle mal Wasser laufen lassen. Unser Ablassventil ist nämlich undicht, denn sobald wir Wasser laufen lassen, tropft es unter dem Wohnmobil raus und auf einem öffentlichen und asphaltierten Parkplatz nicht gerade prickelnd.
Was ich danach aber sehe, ist noch viel weniger prickelnd, die Abwasserleitung in den Abwassertank ist geplatzt und das Rohr hat sich vom Abwassertank gelöst. Entweder zu kalt und eingefroren, dass es geplatzt ist oder es wurde bei unserem Schneeabenteuer auf und abgerissen. Klar ist, dass wir das hier und jetzt nicht reparieren können und mit dem Wasserverlieren momentan leben müssen. Beheben wir, wenn wir zu Hause sind und achten nun einfach drauf, wo wir dann Wasser laufen lassen. Wir bemerken auch noch, dass das Schneeabenteuer doch noch eine Delle in unseren Kotflügel hinterlassen hat. Na ja, Kampfspuren gehören ja zu einem interessanten Gefährt dazu.
Anfangs Nachmittag nach einer gründlichen Körperpflege, füllen des Wassertankes und den Batterien, machen wir uns wieder auf den Weg zum Hafenparkplatz und erkunden dann die Stadt zu Fuss.
Die Stadtmauer mit einigen Türmen
Wir sind begeistert von der Altstadt. Die Stadtmauer ist auf 2km noch gut erhalten und die Türme sehen so Bilderbuchmässig aus, wie man sich die nur vorstellen kann. Hätte ich als Kind eine Stadtmauer zeichnen müssen, sie sähe genaue so aus wie die in Tallinn! Und nicht nur dass, die Stadt wirkt herausgeputzt, die alten Häuser alle renoviert und der Marktplatz in der Mitte einfach herrlich. Das Prunkstück ist aber die Alexander-Newski-Kathedrale, ein orientalisch anmutendes Gebäude mit Zwiebeltürmen auf dem Domberg und Estlands Hauptkathedrale des russisch-orthodoxen Glaubens. Sie sieht wirklich wunderprächtig aus.
Die Eintrittspreise für die Besichtigung der Stadttürme sind wirklich niedrig, dafür sind die Preise für Essen und Getränke happig. Trotzdem assen wir aber im Zentrum auch heute zu Abend und wieder hervorragend. Dieses Mal probierten wir estnische Gerichte mit Fleisch und Kartoffelstock. Kochen können sie, die Esten.
der Platz im Zentrum der Altstadt
Wir wurden von dieser Stadt richtig Fan. Die Stadt hat einen Auftritt bei den 100 schönsten Orte mit dem Wohnmobil redlich verdient
Auch wenn man etwas ausserhalb ist, gibt es so alte, russische Denkmäler genau im sowjetischen Stil, wie man es sich vorstellt: gerade, schnörkellos und aus Beton.
Wir hätten übrigens noch einen perfekten Freistehplatz 3km ausserhalb der Altstadt erspäht, direkt am Meer, leer und viel Platz, auf einer asphaltierten Fläche (59.462457, 24.818493) Vielleicht fahren wir ja noch hin.
Ach ja, mein Rücken ist zu 99% wieder gut