Mit dem Womo ist Estland super, wir staunen nur immer wieder
Der Vogelnestturm
Gestern Abend gesellten sich noch andere Womofahrer zu uns
auf diesen schönen Parkplatz, insgesamt übernachteten hier dann schlussendlich
vier Womos. Es muss also ein ganz heisser Hot-Spot sein hier.
Wir erwachen relativ früh, packen unsere sieben Sachen zusammen und fahren genau 1,4km weit ins Dorfinnere Richtung Haapsalu zur Bischofsburg. Eine gut restaurierte Ruine einer imposanten Festung inklusive Kathedrale. Man hat viel Platz, die Mauern der Burg umschliessen ein ziemlich grosses Gebiet, ca. 200 x 200m und im Inneren hat es grosse Bäume, die Festungsanlage die zum Teil grad noch renoviert wird und viel Grün. Uns gefällt es auch hier sehr gut, aber ich will weiter.
Ich will endlich nach Tartu, der zweitgrössten Stadt Estlands. Dort auf dem Friedhof ist ein Freund von mir begraben, der während dem Training von einem alkoholisierten LKW-Lenker über den Haufen gefahren wurde. Ich habe sein Grab noch nie in echt gesehen und das lasse ich mir nun nicht entgehen. Ich weiss auf welchem Friedhof und ungefähr die Lage und das Aussehen des Grabes.
Der Friedhof ist riesig, aber echt stilvoll. Es scheint nicht alles so peinlichst geregelt zu sein, wie bei uns in der Schweiz. Alt und Jung , grosse und kleine Grabsteine, Familiengräber und solche von unbekannten Soldaten, alles durcheinander in einem Wald. Nach einem Weilchen Suchen und mit Hilfe von alten Fotos wo eine Kapelle im Hintergrund stand, finden wir das schöne Grab und halten ein paar Momente inne. Warum erwischt es immer genau die lieben, tollen Menschen so früh?
Eindruck macht mir auch, dass auf seinem Grabstein schon
Platz reserviert wurde für die Namen seiner Kinder und seiner Frau. Das muss
ich zuerst mal verdauen und ich merke, dass ich ziemlich selten auf Friedhöfen
bin und gar keine Ahnung habe, was da so üblich ist.
Mit etwas gedrückter Stimmung fahren wir noch etwas weiter Richtung Süden. Die Landschaft ist ziemlich flach, sumpfiges Land, viele Wälder. Wir sehen Rehe und viele Störche, die in ihren Nestern hoch oben Junge füttern. Irgendwie auch eindrücklich und wir sehen auch Warnschilder von Elchen, aber keiner in lebendiger Form.
eines der vielen Storchennester
Schon früh kommen wir in Rôuge an, dort soll es seit 2016 in
einem Erholungsgebiet ein 30m Aussichtsturm geben, der die Form von
Vogelnestern hat. Wir finden die Stelle problemlos und sind schon von weitem
schon wieder begeistert.
Auf der gesamte Anlage gibt es Blockhütten, Feuerstellen und beim Parkplatz sogar ein Infohaus, das aber erst ab Mai öffnet. Und wie in Estland üblich, auch öffentliches WLan. Estland ist in Sachen Internet der Vorreiter in Europa, per Gesetz muss da jeder Bürger Zugang zu gratis Internet haben und darum gibt es fast überall freie WLans. Wenn das nur überall in Europa so wäre.
Aber in den Bann zieht uns natürlich der Vogelnest-Turm! Er
ist riesig und echt cool gemacht, so einen Turm habe ich wirklich noch nie
gesehen! Selbstverständlich steigen wir sofort hoch in ein Nest und merken,
dass er im Wind ganz oben ziemlich fest schwankt! Ein mulmiges Gefühl, die Aussicht
auf unser Knutschi ist aber fantastisch. Wir spazieren herum, geniessen wieder
den sonnigen Tag und dann hat Anita die Idee: Komm, wir leeren nun mal unser
WC, wir haben ja Zeit!
Wir sind nun etwas mehr als einen Monat unterwegs, waren vor
dieser Reise schon vier Tage im Engadin und haben den Feststoffbehälter unserer
Trenntoilette noch nie geleert. Wenn das kein Luxusleben ist, sich nicht dauernd
überlegen zu müssen, wo leere ich nun die Toilettenkassette?
Ich mach‘s jetzt kurz und über unsere erste Leerung gibt es
dann einen Blogeintrag, wenn wir zu Hause sind. Aber jetzt nach 36 Tagen
gebrauch riecht der Inhalt des Feststoffbehälters überhaupt nicht! Er ist nicht
wirklich kompostiert, aber viel sieht man nun wirklich nicht mehr. Es ist
einfach genial! Und es gibt etwa so viel Inhalt wie einen Wassereimer, nur
trocken und nicht riechend. Wir leeren ihn in einen festen Abfallsack von zu
Hause und schmeissen ihn gut verschlossen in einen Kehrichtcontainer. Das ging
ja wirklich easy.
Heute Abend mache ich dann noch ein paar Nachtfotos vom Vogelnestturm…
Webseite der hiesigen Gemeinde mit vielen Infos
Erste Erfahrungen mit der Trenntoilette