Von Kuschelcampern und andern Idioten
Heute haben wir Ruhetag und fahren darum nur 30km, der Rest ist Erholung angesagt, schliesslich übernachteten wir seit 18 Tagen jede Nacht irgendwo anders. Und neue Eindrücke können auch anstrengend sein.
Wir fahren also nach Peniche, das uns empfohlen wurde und auf der Karte interessant aussieht. Wir fahren dort aber nicht direkt zum Stellplatz, sondern wollen noch den Leuchtturm anschauen. Als wir unser Knutschi dort parkieren, sehen wir schon die bizarre Felsenküste, die uns sofort interessiert. Es ist schon gewaltig, ein Felsturm ragt aus dem Meer direkt vor unsere Nase. Der Leuchtturm wird zur Nebensache, das Meer und die Felsformationen interessieren uns viel mehr.
Nach einer Stunde geht es dann einen Kilometer weiter, irgendwo soll es da eine Felsenhöhle geben. Wir parken unser Knutschi wieder auf einem Kiesssträsschen und bewundern auch hier die Klippen. «Da unten hat es eine Treppe» ruft Anita plötzlich und schon schreitet sie die kleine, schmale, in den Fels gehauene Treppe Richtung Meer hinab. Es geht steil runter, dann wieder horizontal, leicht bergauf und um den Bogen wieder hinab. Ein abenteuerlicher Weg. Aber faszinierend. Immer geht es doch noch weiter, so weit, bis wir vor der gesuchten Höhle stehen. Schnell ist Anita drin und klettert immer weiter, so weit, bis sie nichts mehr sieht.
Einfach cool hier in Portugal.
Als wir dann wieder draussen sind, sehen wir, dass die Treppe noch weiter Richtung Meer hinab geht. Natürlich probieren wir die auch aus. Allerdings ist es schon recht steil, ohne Geländer und links das tosende Meer. Unten sind wir dann tatsächlich beinahe am Wasser, um uns herum nur noch Felsen. Am liebsten würde ich einmal mehr schreien: Wie geil ist das denn!
Als wir wieder oben sind, sehe wir, dass es bei jedem gelben Wegweiser in Fischform eine kleine, steile Treppe im Fels gibt. Wir probieren drei dieser Treppen aus und sind jedes Mal begeistert.
Wollten wir heute nicht mal einen Ruhetag machen?
Also gehen wir wieder zu unserem Knutschi und fahren zu unserem anvisierten Stellplatz mitten in Peniche. Schnell haben wir eingecheckt und sehen, dass es hier sogar eine Wohnmobilwaschanlage hat. Wie geil ist das denn…
Mit unserem dreckigen Knutschi natürlich direkt dorthin und dann wird mal richtig gewaschen. So dass unser Matterhorn und der Eiffelturm endlich wieder glänzen. Auf der Rückwand haben wir noch immer Sand von der Wüste in Bardenas Reales.
Danach stellen wir uns erst auf den Platz, nehmen die Stühle nach vorne und geniessen endlich die ca. 24 Grad. Richtig schön warm. Der Stellplatz hat zwar den Charm eines Eisblockes: Betonboden, keine Pflanzen, Mauer rundherum. Allerdings ist die Mauer weiss und sieht schön aus und das Gute: dadurch ist es windstill und sehr warm.
Wir lassen unsere Seele endlich mal baumeln, bis es uns nach einer Stunde dann schon wieder zu langweilig ist. Sind wir etwa schon erholt? Also laufen wir noch schnell ins nächste Einkaufszentrum (300m weg), erledigen unser Einkäufe und sind wieder zurück. Wo uns fast der Schlag trifft.
Jetzt mal ehrlich, der Stellplatz hat Platz für 60 Womos, etwa 6 Womos waren da, als wir zum einkaufen gingen. Jetzt sind es 8 Womos, als wir zurück kommen. Also zwei mehr. Und diese zwei Womos parkieren eines rechts neben uns und das andere Links! Haben wir irgendwo ein Magnet, das Kuschelcamper anzieht? Wir können es irgendwie nicht fassen. Es hätte 54 andere freie Plätze gehabt!
Aber sagen können wir ja nichts, die Plätze sind so eingezeichnet und wir haben kein Exklusivrecht. Ist auch nicht so schlimm, die Sonne geht sowiso bald unter, gehen wir also noch etwas spazieren.
Nach 300m auf die andere Seite sind wir direkt am Meer und schauen auf eine schöne Halbinsel hinaus.
Dort auf der Halbinsel stehen vier Womos und kurz davor nochmals eines. Warum stehen sie denn dort, darf man das? Aus Neugierde marschiere ich los (Anitas Kommentar: immer musst du alles wissen, lass die doch links liegen).
Auf der Halbinsel gibt es sieben (SIEBEN, 7) Wohnmobilverbotstafeln und es stehen 5 Womos dort. Das kann ja nicht sein, oder? Wie kann man nur so frech sein? Irgend einen Grund gab es ja wohl, dass die Gemeinde, oder wer auch immer, hier diese Verbotstafeln aufgestellt hat (es kommen nochmals zwei zum Vorschein). Auch wenn ich die Gründe nicht kenne, warum diese Schilder hier stehen, aber dann hält man sich doch dran, oder? Und der Stellplatz ist nur 300m entfernt! Klar, hier am Meer ist es natürlich schöner, aber muss das sein? Ich begreife es nicht und würde am liebsten bei jedem einzelnen an die Scheibe klopfen. (Anita: «mach das nicht, wir sind Gäste in diesem Land und nicht die Polizisten.») Ich rege mich wirklich auf und kann die absolute tolle Landschaft und den herrlichen Sonnenuntergang gar nicht erst geniessen.
Mir geht es erst wieder besser, als ein portugiesisches Polizeiauto vorfährt. Ich weiss nicht, ob die Womofahrer gebüsst wurden, 10 Minuten später sind aber alle restlos weg.
Und immerhin, es waren keine aus dem deutschen Sprachraum, ein Holländer, zwei Franzosen und zwei Portugiesen.
Wieder beruhigt und zurück auf dem Stellplatz sehe ich an einem Womo das Logo von Canisontheroad.de. Äh? Ihren Instagram- und Facebook Feed verfolge ich schon länger, erst heute Morgen habe ich noch ihr neustes Video angeschaut, und nicht gemerkt, dass sie an unserem Reiseziel stehen…
Und ihr könnt es euch ja denken: wir sitzen bis weit ins Dunkle zusammen, plaudern, reden, tauschen Erfahrungen und Tipps aus. So lange, bis wir Mitte November in Portugal abends spät fast erfrieren…
Es war ein wirklich schöner Abend!
Aber ob wir uns heute erholt haben? Das entscheiden wir morgen früh, ob es weiter Richtung Lissabon geht oder wir doch noch bleiben.
20.11.2021 - Hallo Ihr Lieben, es war wirklich eine Freude Euch kennenzulernen. Ihr versprüht ganz viel Energie und Positivität. Bis zum nächsten Mal!
claudia
30.11.2021 - Nicht aufregen, gibt nur Magengeschwüre, Kuschelparker (das funktioniert auch bestens mit normalen PKWs ;-) ) gibt es halt überall und Verbotsschilder sind sowieso nur Hinweisgeber - bis die Polizei kommt.