und auch keine Wolken
Boscastle
Wir hätten es heute schwer, wenn wir eine Wolke fotografieren wollten. Wollen wir aber nicht, sondern wir geniessen früh morgens schon die Wärme der Sonne. Es macht den Anschein, dass es hier so etwas wie den Föhn gibt, einem sehr warmen Wind, der vom Meer her weht. Also stressen wir nicht, gehen in die Bäckerei das Frühstück einkaufen und fahren dann auf schmalen Strassen Richtung Nordosten.
Aber schon nach etwas mehr wie 10 km werden wir quasi zum Stoppen gezwungen, wir sehen grosse Parkplätze und das deutet immer auf eine Sehenswürdigkeit hin. Wir sind in Boscastle gelandet, bekannt für seinen natürlichen Hafen in einem Fjord. Natürlich gehen wir das anschauen und sehen mitten im Hafenbecken eine grosse Robbe, die sich an den warmen Sonnenstrahlen wärmt.
Wir spazieren zuerst links den Fjord entlang, sind aber irgendwie auf der falschen Seite für schöne Fotos. Es ist krass, wie der Unterschied auf den Fotos gross ist, ob man die Sonne im Rücken oder von vorne hat (im Rücken gibt es viel die farbigeren Fotos). Also wechseln wir noch die Fjordseite, schliesslich machen wir ja viel für gute Fotos. Von hier sieht es aber auch wirklich toll aus, auch auf der Seite des Meeres streift unser Blick der Küste entlang. Einfach herrlich, und nirgends eine Wolke.
Nachdem wir auch das Dörfchen besichtigt haben, fahren wir auf engen Strassen weiter. Die A39 ist irgendwie mühsam zu fahren, alle rasen, die entgegenkommenden bremsen nie ab und wir mit unserem Knutschi streifen mal links die Sträucher, mal müssen wir den rechten Rückspiegel einklappen. Viele Engländer können noch weniger Autofahren wie wir, und am schlimmsten die älteren, dicklichen Damen, die ihr Auto lenken, einen Schnute ziehen und nie, aber gar nie bis an den Strassenrand ausweichen, geschweige denn mal stoppen und uns die Vorfahrt lassen. Echt nervig.
Aber dann kommen wir doch noch in Lynten an, an unserem Knutschi leuchtet die ESR-Lampe (keine Ahnung, was das bedeutet. Inzwischen ist das Licht aber wieder weg), alle Rückspiegel sind noch ganz und wir wieder guter Laune. Hier sind wir im Tal der Felsen, und das soll ganz schön sein. Ist es auch, wir wandern wieder mit den Sandalen umher, klettern auf Felsen, machen Fotos.
Etwas später trinken wir im herzigen Caffè ein Frappé und drei Stunden später sind wir wieder beim Womo, wo wir noch das Tal nach hinten fahren und beim letzten Kehrpunkt noch ein Foto von unserem Knutschi schiessen. Wir bekommen nämlich auf Instagram mehr Likes, wenn unser Womo auf den Fotos ist...
Danach fahren wir in die falsche Richtung, dann nochmals falsch, so lange, bis das Navi in die Ecke fliegt und wir nach Karte fahren. Ich verliere in diesem Moment etwas die Nerven, sehr schmale Strassen, 25% Steigung, Hecken links und rechts, holprige Strassen und wir mit unserem Knutschi mittendrin und verkehrt. Dann kommen überbreite Traktoren mit noch breiteren Anhängern und donnern mit gefühlten 100km/h an uns vorbei. Es fallen ein paar Fluchworte gegenüber allen, und nix mehr von Ferienstimmung. Die Stimmung ist so schlecht, wie noch nie auf einer Wohnmobiltour!
Aber dann, ganz allmählich wird es langsam wieder besser. Wir stoppen auf einem Parkplatz mit sensationeller Aussicht und überlegen uns, ob wir hier übernachten sollen. Etwas später entschliessen wir aber doch noch, nach Minehead weiter zu fahren. Dort parken wir an der Strandpromenade, wo man auch übernachten darf, und laufen zu Fuss auf dem Strand Richtung Dorf. Nach einer Portion Fish & Chips ist alles wieder sehr gut, die Nerven beruhigt und wir freuen uns an einem Tag ohne Wolken.
wolkenlos, 19 - 32 Grad
160km 3:56Std 40km/h 11,5 Liter
4.9.2023 - Vielen Dank für den spannenden Reisebericht. Falls die Strassen übrigens noch etwas schwieriger zu fahren sein sollen, können wir Yorkshire empfehlen. Da kratzen die Spiegel an Steinmauern, nicht an Hecken. Dafür ist der Tee erstklassig. :-) Liebe Grüsse aus Rumänien von /Reto und Sabine
5.9.2023 - Tja, daher hatten wir vor ein paar Jahren nach wenigen Tagen unseren England-"Urlaub" abgebrochen. Wir wollten ja Urlaub und keinen Stress (eng, das gekratze von den Büschen, keine Rücksichtsnahme des entgegenkommenden PKW, Horror). Auch in den Orten in Südengland keine Parkmöglichkeiten gefunden Das Fahren mit dem Womo auf den englischen Straßen hat uns so genervt, zurück nach Canterbury, ein paar Tage dort und mit Bus und Bahn und dann die Fähre teuer umgebucht um wieder nach Frankreich zurückzukommen. Da haben wir dann wirklich Urlaub gehabt. Niemals mehr GB mit Womo.
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Trudchen
8.9.2023 - Tja, die englischen Straßen (und Parkflächen) werden wohl immer noch nach den Maßen eines Morris Minor von 1958 gebaut/erhalten. Wir waren im Mai/Juni in derselben Gegend und hatten auch 6 Wochen blauen Himmel über uns. Für die Familie habe ich jeden Morgen ein Foto vom Stellplatz nach Hause geschickt, sonst hätten die uns nicht geglaubt. Tipp: Besuch der Insel Lundi von Ilfracombe ...