Very British
Es sind nur gerade 43km bis zum Stellplatz in Gibraltar. Wobei der Stellplatz am Yachthafen noch in Spanien ist, Gibraltar selber hat keinen eigenen Stellplatz (wir mogeln ein bisschen und zählen diesen Stellplatz dennoch zu Gibraltar…).
Nach rund einer Stunde Fahrt steht unser Knutschi an diesem tollen Stellplatz (ohne Strom) direkt zwischen grossen Yachten und dem Felsen von Gibraltar. Wir lassen unser Wohnmobil hier und wollen das Land zu Fuss erkunden. Nach einem Fussmarsch von keinen 10 Minuten sind wir an der Grenze, passieren den Zoll und stehen im britisches Überseegebiet. Seit einem Krieg von 1704 ist dieses Land mit rund 6,5km2 und rund 32'000 Einwohner britisch.
Nach dem Grenzübergang warten einige Taxis und Anita und ich überlegen, ob wir eines benutzen sollten. Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns für das Taxi (richtige Entscheidung) und steigen bei José ein. Er erklärt uns die Tour und schon brausen wir über die Start- und Landepiste des Flughafens in die Stadt. Die einzige Strasse führt über die Piste, die von Meer zu Meer führt, da es ja sonst keinen Platz hat. Wenn ein Flugzeug startet, werden die Ampeln auf rot gestellt, Nagelbretter aufgezogen und so der gesamte Verkehr blockiert, bis das Flugzeug vorüber ist. Dann wird wieder geöffnet und alles läuft normal.
José kämpft sich mit dem Taxi durch die Stadt Richtung The Rock, dem Felsen, der eigentlich gar keinen Namen hat. Schmale steile Strassen führen nach oben. José erzählt uns von den Eroberungen von Gibraltar, von Römern, Mauren, Spaniern und Engländern. Ich frage ihn, ob er denn nun lieber zu Spanien oder England gehöre. Als Gibralteser sei er stolz, zum Vereinten Königreich zu gehören, Spanien komme nicht in Frage. An einer Abstimmung 1999 hätten sich 99,5% der Bevölkerung für das Vereinte Königreich entschieden.
Mit dem Taxi werden wir bis vor die Grotte gefahren, die innen extrem farbig beleuchtet ist und alle 5 Minuten eine Lichtshow stattfindet. Es sieht ganz toll aus, allerdings wäre die Grotte auch ohne Schnickschnack wunderschön.
Danach kämpft sich das Taxi zum Skywalk hoch, einer Plattform mit durchsichtigem Boden. Die Aussicht ist wunderschön, allerdings interessieren uns die Berberaffen da viel mehr. Sie führen aktuell grad einen Revierkampf aus, nur zwei sitzen ganz lässig an der Brüstung und machen es wie die Touristen: sie schauen sich die Gegend an. Es ist übrigens die einzig wildlebende Affenkolonie in Europa, unterteilt in 5 Sippen mit insgesamt ca. 230 Tieren. Die Legende besagt, wenn die Affen den Berg verlassen, Gibraltar an Spanien fällt.
Wir besichtige auch noch die Verteidigungsanlagen vom 18 Jahrhundert der Engländer, als sie den Felsen gegen die Spanier verteidigen mussten. Überall sind Tunnels in den Fels gehauen, die Schiessscharten sind noch mit Kanonen besetzt, um früher die Angriffe abzuwehren. Vom Felsen konnte man die gesamte Strasse von Gibraltar überblicken und bewachen, darum hatte dieser Ort auch im 2. Weltkrieg strategische Bedeutung.
Nach ca. 90 Minuten lädt uns Jose in der Altstadt aus und wir bezahlen die 45€ Fahrtkosten pro Person. Der Fels ist ein Naturpark, der 13 Britische Pfund Eintritt kostet, den man unabhängig von der Besuchsart bezahlen muss. Die Fahrt mit der Seilbahn würde auch 17 Pfund kosten, dazu der Eintritt in den Park. Insgesamt kamen wir mit dem Taxi also nur 20 € teurer und wir haben uns ziemliche viele Kilometer zu Fuss erspart. Wir würden es wahrscheinlich nochmals so machen, auch wenn wir so die Hängebrücke und interessante Kanonenstellungen nicht gesehen haben.
Nach der Taxifahrt schlendern wir durch die Altstadt, geniessen das britischen Flair der hier durch und durch intus ist (auch die Kellnerin räumte mein Gedeck ab, während Anita noch am Essen war. So etwas haben wir bisher nur in England oder Irland erlebt). Wir haben uns übrigens wie üblich in England Fish and Chips schmecken lassen.
Die vielen DutyFree-Shops können uns nicht begeistern, dafür das Zurückmarschieren über die Landepiste des Flughafens umso mehr. So ein Flughafen ist auf der ganzen Welt einzigartig!
Zu Beginn haben wir uns überlegt, mit dem Wohnmobil durch Gibraltar zu fahren, jetzt sind wir froh, es nicht gemacht zu haben. Es gibt sehr viele Womofahrverbotstafeln und man könnte nur sehr wenige Strassen benützen, die allesamt nicht an den Sehenswürdigkeiten vorbeiführen.
Auch eine Fahrradtour ist wahrscheinlich nur durch die Stadt interessant, auf den Berg würde ich da auch abraten. Die Strassen sind wirklich sehr eng und kreuzen mit den Taxis ist nur an wenigen Stellen möglich. Zudem fahren die Taxis alle die gleiche Tour, damit sie sich nicht kreuzen müssen.
Für uns war es ein top Ausflug, den wir echt genossen haben. Und wir haben nicht damit gerechnet, dass es hier so britisch ist (ausser der Strassenverkehr läuft hier auch im Rechtsverkehr und nicht britisch links). Sogar das Wetter ist britisch, jetzt um 20 Uhr regnet es sogar...
Abends bestaunen wir dann noch die Megajachten im Hafen und geniessen die tolle Lage des Stellplatzes.