Unsere erste Reise mit einem betagten Gast ist nun zu Ende. Uns hat es allen sehr gut gefallen.
Der letzte Tag verläuft wieder reibungslos. Zuerst verbringen wir den Vormittag noch auf dem Campingplatz, gehen dann mit Johann Mittagessen und fahren anfangs Nachmittag los Richtung Norden. Brenner und Arlberg passieren wir problemlos, erst bei der Verabschiedung drücken wir uns etwas länger wie normal und dann zottelt Johann ins Altersheim, wie wenn nie etwas anderes gewesen wäre…
Eine Woche von der Schweiz an den Gardasee und über die Dolomiten und Süd-Tirol zurück. Wir hatten Traumwetter und manch fröhliche Stunde. Aber es gibt doch ein paar Punkte mehr zu beachten, wenn man mit einer fremden, betagten Person aus einem Altersheim verreist.
Am befriedigsten war für uns natürlich, die Freude zu sehen, die Johann jeden Tag zeigte, ach was, schon Monate im Voraus freute er sich sichtlich auf diese Reise. Und das Strahlen im Gesicht in das wir jeden Tag blicken durften, tat unheimlich gut und wertete diese Reise auch für uns enorm auf. Gleichzeitig hatten wir das Gefühl, dass sich sein Gesundheitszustand von Tag zu Tag verbesserte, wir mussten extrem viel weniger Insulin wie im Altersheim spritzen und auch seine Kondition für längere Spaziergänge nahm zu. Er war in den letzten vier Jahren wahrscheinlich nie so viel an der frischen Luft, wie diese Woche.
Allerdings mussten wir unser Reiseverhalten etwas anpassen. Auf Campingplätzen übernachten war schlussendlich einfacher, da die Infrastruktur wie WC und Dusche einfach grosszügiger sind wie in unserem Womo. Normalerweise haben wir da nie Wert drauf gelegt, da wir alles im Womo erledigten. Auch deren Auswahl erwies sich etwas schwieriger wie sonst: allzu gross durften die Plätze nicht sein und sie mussten ziemlich zentral liegen. Denn einfach so mal zwei Kilometer zu Fuss spazieren liegt einfach nicht immer drin und dann ist es schon ein Vorteil, wenn man nur schon wenige Meter bis zum Ausgang des Campingplatzes hat.
Daneben gibt es viele kleine Dinge, die wir zu Beginn nicht beachtet haben. Ein fehlender Schuhlöffel kann für den mitreisenden Gast ein fast unüberwindbares Hindernis sein. Und auch wenn ich mich vorher sehr über die Essgewohnheiten informiert habe, alles kann man einfach nicht wissen. Und da gibt es dann auch während dem Essen die eine oder andere Überraschung. Vorbereitung ist eben auch nicht alles.
Was uns erstaunlicherweise keine Mühe gemacht hat: dass eine fremde Person in unserem eigenen Bett schläft. Normalerweise schlafen wir ja in den Doppelbetten und allenfalls ein Gast im Hubbett. Für diese Reise mussten wir tauschen, da Johann nicht ins Hubbett klettern kann.
Am meisten Umstände machten eigentlich die unterschiedlichen Schlafgewohnheiten. Johann ging zwischen 18 und 20 Uhr ins Bett, einfach dann, wann er müde war. Wir hatten Glück mit dem Wetter, so dass Rolf und ich dann noch etwas draussen sitzen konnten, aber ich hatte schon Jahre lang nicht mehr so viel Schlaf wie diese Woche. Was will man da Abends auch machen, wenn man im Wohnmobil ruhig sein sollte und sich das ganze Womo hin und her wiegt, wenn man sich im Bett bewegt? Alleine hat uns das nie gestört, aber jetzt zu dritt fiel uns das sehr auf.
Aber das schwierigste an dieser Reise war, die Einhaltung der ethische Entscheidungsfindung: Autonomie, Gutes tun, nicht schaden und Gerechtigkeit. Da stand ich jeden Tag vor Grundsätzlichem: Wie mache ich Johann klar, dass er sich mit Sonnencreme eincremen soll oder einen Sonnenhut tragen soll, wenn er behauptet, er habe in seinem Leben noch nie Sonnencreme benutzt? Er aber schon einen roten Kopf hat? Und er sich partout weigert? Autonomie walten lassen, Gutes tun oder nicht schaden? Solche Beispiele gibt es noch zu Hauf auf dieser Reise.
Aber für mich war einfach das Wichtigste, dass es Johann gefällt! Und dieses Ziel haben wir alle auf dieser Reise ganz sicher erreicht!
2.4.2017 - Hallo Anita und Rolf! Was ihr hier auf die Beine gestellt habt, finde ich absolut bewundernswert! Und offensichtlich ist eure Reise auch so verlaufen, wie ihr es euch vorgestellt habt. Ich hoffe, dass eurer Beispiel Schule macht. Es war außerdem sehr spannend, eure Reiseberichte zu verfolgen und zu sehen, was ihr so macht und wie es euch geht. Dass das Ganze nicht immer leicht gewesen ist, kann man natürlich auch ein wenig zwischen den Zeilen herauslesen; umso mehr Respekt für diese Leistung...
3.4.2017 - Hallo Anita und Rolf mit Interesse habe ich eure Erfahrung mit Johann nachgelesen. Gemäss euren Schlussfolgerungen entspricht mein Fahrzeug eher den Anforderungen für einen solchen Ausflug mit älteren Menschen die ich begleiten könnte. Gerne würde ich mich gelegentlich mal mit meinem Fahrzeug Concorde 920G bei euch melden. Hier mein Inserat als Beispiel auf anabis.ch: http://www.anibis.ch/de/ferien-~-reisen-sonstiges--839/ausflug-ins-elsass-mit-5-stern-wohnmobil--18525723.aspx?fts=wohnmobil+elsass&sf=dpo&so=d&fcid=0 Wie in meinem ersten E-Mail an euch vermerkt, bin ich via Lorenz Pfiffner Vilters auf euch aufmerksam geworden. Gruss aus Wangs von Dani Geisser
Daniel Geisser
5.4.2017 - Hallo ihr Lieben, normalerweise bin ich eher die stille Mitleserin... Aber ich finde euer Projekt so toll, dass ich einfach mal meinen Respekt und mein Lob dalassen muss! Echt super! Hoffentlich könnt ihr damit was bewegen! :) Viele liebe Grüße Lisa