Wir merken, dass wir ziemlich weg vom Schuss stehen und überlegen uns, wohin nun.
Heute Morgen beschlossen wir, dass wir weiter fahren wollen. Wir studieren die Karte und merken, dass wir ja wirklich etwas im Abseits stehen. Wollen wir der Westküste entlang gegen Norden, müssen wir eine grosse Wegstrecke zurück, die wir beim Hinweg gefahren sind. Das passt uns natürlich gar nicht. Die Strasse gegen Süden sieht aber ziemlich interessant aus und so beschliessen wir, dass wir Richtung Süden fahren, an Cagliari vorbei zurück an die Ostküste. Der Entscheid fällt alles andere als leicht, da die Westküste viel weniger touristisch ist wie der Osten, wir aber einfach keine Zeit haben, um die kleine, kurvendurchsetzte Weststrasse bis nach oben zu fahren. Vor allem auch, weil wir noch mit unserem Stellplatznachbar aus Milano unsere Erfahrungen ausgetauscht haben und er uns noch ein paar Top-Naturstrände ohne Touristen zeigt. Aber wie immer bei jeder Reise, wir müssen hierher zurückkommen und den Resten auch mal noch ausgiebig auskundschaften.
Nach unserem Entscheid konsultiere ich die Karte, notiere mir die Wegstrecke auf Papier, denn mein Vertrauen in Sonja aus dem Navi habe ich hier in Sardinien total verloren. Heute hat sie Pause und soll einfach ruhig bleiben.
Schon kurz nach Buggerru müssen wir schon wieder stoppen, die Aussicht ist einfach zu schön. Die Strasse ein Traum, keine anderen Fahrzeuge, hoch über dem Meer, unberührte Landschaft. Dann geht es steil bergab und bei der Abzweigung fahre ich einfach weiter Richtung Süden, ich bringe es nicht übers Herz, diese Strasse zu verlassen.
Plötzlich stehen wir in Masua vor dem Pan Di Zucchero, einer weissen Felseninsel. Auch den dortigen Stellplatz inspizieren wir inklusive Strand. Wir kommen aber zum Schluss, dass diese Insel als Fotosujet top ist, aber einen ganzen Tag hier zu verbringen wäre zu lang, der Strand zu klein für die vielen Leute hier.
Also weiter.
Wir kommen gut voran Richtung Cagliari und ich bin mit meinem Zettel wieder auf Kurs. Anita stellt nun wieder unsere Sonja ein, da sie wissen will, wo wir sind. Komisch, sonst mag sie nie Nebenbuhlerinnen, aber Sonja will sie unbedingt. Und dann kommt, was kommen musste: nach meinem Zettel geht es links, Sonja will gerade aus und ich werde schwach, wie immer bei Frauen. Also Geradeaus. 10 Minuten später stehen wir in einem kleinen Stau in der Stadt und ich fluche wie ein Rohrspatz. „Ich wusste, wir müssen mehr nach Links, damit wir diese Stadt umfahren können!“ Aber da ich inzwischen jede Orientierung verloren habe, nützt mir auch mein Zettel nichts mehr und ich muss wieder einmal Sonja blind folgen.
Weitere 10 Minuten später ist wieder alles in Butter, Sonja führte uns auf eine „Fast-Autobahn“, die auf unserer Karte nicht eingezeichnet ist und wir kommen viel schneller vorwärts, wie ich je gedacht hatte…
Schon um 15 Uhr sind wir in Santa Maria Navarrese, dabei hätte ich gedacht, dass wir diese Strecke heute nicht schaffen werden. Walter aus Norwegen hat uns da einen Tipp für einen Campingplatz gegeben, der nach unserem Geschmack ist. Und die Tipps von Walter haben bis jetzt immer ins Schwarze getroffen! So auch dieser und wir stehen unter hohen Bäumen, hören das Meer rauschen und haben keine 50m bis zum Strand.
Anita will sofort unsere Sat-Schüssel ausfahre, damit wir testen können, ob wir Internet haben. Ich schnauze sie noch an, dass sie das doch sein lassen soll, ich will mich ja nicht vor den Nachbarn blamieren, hier inmitten eines Waldes nach Sat-Empfang zu suchen. Aber da ist Anita jeweils unkomplizierter und probiert einfach, ohne Rücksicht auf andere… Und tatsächlich, wir haben mit unserer Schüssel wirklich Empfang! Wow, das hätte ich nie gedacht und meine Holde strahlt über das ganze Gesicht und hält mir nun seit zwei Stunden vor, dass ich ohne sie sicher kein Internetempfang habe. Recht hat sie, aber jetzt ist dann genug…
Also, ab ans Meer…