Und viele Küstenabschnitte
Heute schlafen wir etwas aus, unsere gebuchte Bootstour startet um 10 Uhr. Wir müssen also erst um 9:20 Uhr bei unserem Knutschi weglaufen. Da ich gestern Abend nochmals die Gezeiten studiert habe, merkte ich, was für ein Depp ich war. Ich war der Meinung, dass gestern um 16 Uhr die grösste Ebbe war, dabei war dort der Luftdruck am tiefsten… Beim erneuten Studium nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass heute die Ebbe um 9:36 Uhr den tiefsten Stand erreicht, also perfekt für unsere Bootstour.
Gebucht haben wir bei Riverwatch, per Zufall wahrscheinlich die beste Option für uns. An einem Montag, den 22. November werden die morgens nicht von Kunden überrannt und Anita und ich waren tatsächlich die einzigen zwei Touristen, die diese Bootsfahrt unternehmen. Wir müssen die Schwimmwesten anziehen und in ein ziemlich kleines Motorboot einsteigen. José begrüsst uns und sagt als erstes, dass heute das Meer extrem ruhig ist. Anita fällt ein Stein vom Herzen und endlich kann sie sich mit dieser Meldung auch auf die Tour freuen. Die Bootsfahrt übersteht sie übrigens problemlos.
mit diesem Böötchen waren wir unterwegs
Wir fahren der Küste und all den Felsformationen entlang, in unzählige Tunnels und enge kleine Buchten. José erklärt uns auf englisch all die Namen der Gesteinsformationen: Elefant, grosser Elefant, Mammut, Kamel, Titanic und der Eisberg und wie sie noch alle heissen. Ebenfalls fahren wir in das Wohnzimmer, die Küche und Garage. Manchmal sind die Durchfahrten so eng und niedrig, dass wir nicht dachten, dass da ein Boot durchfahren kann. Wirklich ein Glück, dass Ebbe ist. Wäre das Meer nur einen Meter höher, gingen viele Durchfahrten nicht mehr.
Nach 75 Minuten sind wir wieder im Hafen zurück und total glücklich. Diese Bootsfahrt lohnt sich wirklich (20€ pro Person). Und es ist ein Küstenabschnitt, den man unbedingt gesehen haben muss!
Danach schlendern wir zum Campingplatz zurück, aber so, dass wir durch den alten Teil des Städtchens laufen. Lagos war früher einer der wichtigsten Seehäfen, wo viele grosse Expedition der Portugiesen gestartet sind. Auch fand hier 1444 einer der ersten Sklavenmärkte in Europa statt. Sklaven wurden von Afrika nach Lagos transportiert, mussten beim alten Hafen eine steile Treppe hochlaufen und wurden dann auf dem Mercado dos escravos verkauft. Schon ein mulmiges Gefühl, wenn man sich dies bewusst ist und diese Orte durchschreitet. Was für ein Leid haben diese Steine schon erlebt… Der Sklavenhandel wurde übrigens erst 1888 vom letzten Land verboten.
Als wir dann endlich nach dem Mittag wieder bei unserem Knutschi sind, packen wir zusammen und verlassen diesen Campingplatz möglichst schnell, wo ich mich nicht ganz so wohl fühlte.
Wir fahren 65km bis zum Parque Caravanas Açoteias, einem Stellplatz relativ nahe am Meer. Wie es sich herausstellt, ist dies ein Stellplatz für Überwinterer. Wir ergattern noch einer der letzten freien Plätze im hinteren Bereich, da wir keinen Strom benötigen. Wir sind so etwas näher am Meer.
Es erstaunt uns schon, dass dieser Platz mit ca. 70 Wohnmobilen fast ausgebucht ist, jetzt im November. Viele stehen da mit einem Vorzelt und dann auch noch ein Materialzelt, haben zum Teil Quads oder ihr Auto dabei, neben dem eigenen Womo. In einem Vorzelt feiern etwa sechs Franzosen eine Party.
Wir stellen unser Womo hin und laufen die 300m zu den Klippen, wo wir auf den schönen Sandstrand Praia da Falésia blicken können. Natürlich suchen wir dann die Holztreppe, die zum Strand runter führt und machen einen ausführlichen Sandspaziergang. Es ist wunderschön, die rote Lehmfelsen leuchten in der untergehenden Sonne, die Füsse im Wasser des Atlantiks und der Blick Richtung Sonne.
keine Bildbearbeiten, direkt aus dem Handy
Als wir dann nach dem Sonnenuntergang wieder beim Knutschi sind, sind die Franzosen noch immer lautstark am Feiern. Irgendwann später platzt dann einem Mitcamper der Kragen und er geht wütend in das fremde Vorzelt und ruft auf einfachem französisch ein paar Schimpfwörter in die Gruppe. Ich verstehe alles, wiederhole die nicht ganz jugendfreien Wörter nicht, aber eine halbe Stunde später ist dann Ruhe.
Schon noch irgendwie lustig, mit solchen Überwinterer auf dem gleichen Platz zu stehen…
23.11.2021 - Was ihr unbedingt besuchen müsst ist Tavira, ein sehr lohnenswertes Städtchen!
Ermanno