Cornwall
Eine junge hübsche Frau lernt einen Unbekannten kennen, verliebt sich in ihn und etwas später trennen sie sich wegen Missverständnissen oder Intrigen. Am Schluss kommen sie aber zusammen und werden glücklich. So verlaufen die Filme, die man nicht wegen den immer gleichen Handlungen schaut, sondern wegen der schönen Gegenden, oder? Und genau in dieser Gegend sind wir nun. Aber wir sehen sie vorerst nicht. Denn wir fahren weiter zwischen hohen und schmalen Hecken, nichts von gewaltiger Aussicht und schönen Landschaften, so wie in Island, Skandinavien oder in den Bergen. Grün links, grün rechts. Die Landschaft sehen wir nur, wenn wir irgendwo bei einer Sehenswürdigkeit stoppen.
Wir schliefen auf dem Parkplatz bei den Lost Gardens von Helligan (Rosamunde Pilcher Film: Zeit der Erkenntnis), sind sie aber heute nicht besichtigen gegangen. Zum einen öffnen sie erst um 10 Uhr, zum anderen wollen wir weder Botanik studieren, noch Blumenfotos schiessen. Klar, irgendwie würde es uns schon reizen, durch einen Dschungelgarten zu laufen oder einen der vielen anderen. Aber wir fahren weiter und unser Navi führt uns nicht auf eine Abkürzung, sondern auf die offizielle Strasse Richtung A390. Die Strasse und die Hecken sind so eng, dass wir auf beiden Seiten gleichzeitig streifen und notabene, es ist keine Einbahnstrasse! Augen zu und durch!
Irgendwie geht es gut, auch weil kein Auto entgegenkommt und wir sind danach wieder auf breiteren Strassen umzäunt mit Hecken unterwegs. Wir durchqueren Turo (Rosamunde Pilcher Film: Wo dein Herz wohnt) und Penryn (Evitas Rache), stoppen auch bei Bonython Manor nicht (Sommer des Erwachens) und nach 60km kommen wir in Lizard an, parken unser Knutschi und machen uns zu Fuss auf eine einstündige Wanderung. Diese führt uns an die Küste und zum Lizard Point (ausnahmesweise kein Drehort), ist aber der südlichsten Punkt Englands auf dem Festland. Wir geniessen die Küste, Robben unten am Meer, ein Glacé und die herrliche Sonne.
Nach etwas mehr wie einer Stunde fahren wir dann doch weiter und passieren die Drehorte von Vollkommen unerwartet, Wahlversprechen und andere Lügen und Wolken am Horizont bis wir dann auf dem Parkplatz von St Michael's Mount ankommen. St Michael's Mount ist die kleinere Schwester von Mont Saint Michelle in Frankreich, eine kleine Insel, die nur bei Ebbe zu Fuss erreicht werden kann (Hintergrund in verschiedenen Filmen). Da wir gut geplant haben, ist nun Ebbe und wir können auf dem Weg zur Insel laufen. Allerdings ist die Planung dahingehend falsch, dass diese Insel jeweils am Samstag geschlossen ist. Wer kann das schon wissen? Also wieder auf dem Sandstrand zurück zum Womo.
Wir fahren an den Drehorten von Sommer am Meer, Die Muschelsucher, Heimkehr und Schneesturm im Frühling vorbei bis wir am Steinkreis von Merry Maidens ankommen. Wir parken unser Knutschi an der Strasse und sind von diesem Steinkreis mitten in einer Wiese sofort wieder begeistert (er kommt in keinem Film vor, aber warum?). Wir sind alleine, lassen die Kraft des Kreises von ca. 2000 vor Christus auf uns einwirken und machen ein paar Fotos. Der Name der Merry Maidens bezieht sich auf die Legende, dass es sich bei den Steinen um neunzehn Jungfrauen (19 Steine) einer Hochzeitsgesellschaft handelte, die an einem Sabbatabend zur Musik von zwei Pfeifern auf dem Feld tanzten. Als die Nacht in den Sonntag überging, tanzten sie weiter zu der wilden Musik und wurden wegen ihrer Unkeuschheit zu Steinen verwandelt. Die Dudelsackspieler wurden ebenfalls versteinert und stehen nun als zwei stehende Steine in einem nahen gelegenen Feld.
Wir benehmen uns ganz züchtig, nicht dass es morgen noch zwei Steine mehr im Kreis gibt. In der Gegend gibt es übrigens 5 Steinkreise und alle haben oder hatten neunzehn Steine. Dies könnte mit dem 19-jährigen metonischen Zyklus von Mond und Sonne zusammenhängen. (19 Sonnenjahre sind 235 Mondmonate und weichen nur gerade 7 Stunden voneinander ab (22 Min/Jahr). Im Gegensatz zum heutigen Kalender, wo alle 4 Jahre ein ganzer Tag eingeschoben werden muss (6 Std/Jahr). Die Menschen vor über 4000 Jahren waren also genauer wie wir heute…)
Danach nehmen wir den letzten kleinen Teil unter die Räder, um beim Land Ends (Drehort für verschiedene Filme) auf den Campingplatz zu fahren.
Nun ruhen wir uns etwas aus, bevor Anita zu kochen beginnt und ich mich mit dem Blog beschäftige.
9,9 Liter, 44km/h, 2:48 Std, 125km
Leicht bewölkt, 13 bis 25 Grad (fühlt sich wie 32 an)
2.9.2023 - Liebe Anita, lieber Rolf Wir, - besonders Renate, als eingefleischte Rosamunde Pilcher-Filme-Seherin -, haben Tränen gelacht bei diesem Blogbeitrag. - Auch sonst lesen wir eure Erlebnisse mit grossem Interesse. - Hoffentlich gibt es bald auch einmal Strassen ohne Tunnelblick. - Liebe Grüsse -