tolle Gegend
Gelmersee
Schon um 8 Uhr morgens marschieren wir mit den Wanderschuhen von unserem Knutschi weg. Unser Ziel ist der Gelmersee, theoretische Wanderzeit 2 Stunden. Zuerst geht es Richtung Süden, immer leicht den Berg hoch durch Farne und viele Heidelbeersträucher. Diese sind nun richtig reif und wir pflücken von manchem Strauch Beeren, die direkt in unseren Mündern landen. Es ist einfach herrlich, auch wenn die Sonne noch nicht scheint. Wir vermuten, dass wir hier auf einem alten Grimselweg von den Römern wandern. (Spätere Recherchen ergeben, dass es die Steine des alten Säumerpfades von Anfangs 13. Jahrhundert sind.)
Nach einer Stunde überqueren wir die Hauptstrasse und marschieren wieder nordwärts, der Weg wird langsam steiler und führt oben über Treppen den Felsen entlang. Es ist eine echt wunderschöne, abwechslungsreiche Wanderung, die auch noch etwas Trittsicherheit verlangt und manchmal ausgesetzt ist. Also keine Turnschuh- oder Kinderwagenwanderung. Aber echt wunderschön. Und nach genau 1:50 Std. kommen wir oben am türkisblauen Gelmersee an. Was für einen Ausblick! Wir sind sofort verliebt in diesen Bergsee und erstaunlicherweise hat es praktisch keine Leute. Sind wir zu früh, schliesslich ist es nicht mal 10 Uhr? Obwohl es ziemlich kühl ist und erst jetzt die Sonne ein wenig hervorkommt, geniessen wir den Ausblick auf den See einfach.
Danach laufen wir über die Staumauer und in 5 Minuten sind wir bei der kleinen Bergstation der Gelmerbahn. Seit dem Instagram-Zeitalter und all den Influencern ist diese Bahn ja ziemlich bekannt und häufig ausgebucht, da sie die steilste offene Standseilbahn von Europa ist. Wir konnten gestern nur noch Tickets lösen, die vor 12 Uhr talwärts gültig sind oder erst ab 15 Uhr bergwärts und ohne Rückfahrmöglichkeit. Aber da wir zu früh sind, können wir nun problemlos auch früher zu Tal fahren.
Wir sind nur gerade 7 Leute, die jetzt auf der Bahn die steilen Schienen abwärts fahren. Es ist schon sehr, sehr steil, zeitweise über 100%. Die Fahrt ist eindrücklich, aber nicht so, dass wir das nun mehrmals machen müssten. Hinauf fährt man übrigens rückwärts. Unser Tipp: genau so machen wie wir, früh zu Fuss berghoch, zwei Stunden sind ja keine Gewaltswanderung und dann mit der Bahn vor dem Mittag runter. Uns hat die Wanderung besser gefallen wie die Fahrt mit dieser umgebauten Transportbahn.
Unten bei der Talstation gibt es übrigens noch eine spektakuläre Hängebrücke, 70m lang und 70m hoch! Selbstverständlich laufen wir da noch rüber und wieder zurück bevor wir zu unserem Knutschi zurückkehren.
Der Parkplatz füllt sich nun langsam und wir machen uns bereit für die Weiterfahrt. Es geht die Grimselpassstrasse runter Richtung Innertkirchen, dann rechts und den Susten hoch bis Steingletsch. Unterwegs besichtigen wir noch die bestehenden Stellplätze auf dem Weg und machen Fotos.
In Steingletsch zweigen wir rechts ab in die kleine Tierberglistrasse und stoppen 100m weiter bei der Zahlstelle. Hier muss man 5.- für die Benützung der Strasse in einen Automaten werfen und 20.-, wenn man auf den drei Stellplätzen entlang dieser Strasse übernachten will. Bezahlen kann man nur mit Münz, weder Twint noch sonst klappt etwas anderes. Das Problem: es gibt keine Internetverbindung, die stabil genug wäre. Wenn man zu wenig Münz in der Geldbörse hat, darf man in der nahen Alpkäserei Geld wechseln. Wir müssen Geld wechseln und kaufen grad noch ein, frischer Alpkäse, selbstgemachte Glacés, Brot und auch noch eine Flasche Weisswein. Vielleicht gibt es heute noch ein selbstgemachtes Fondue…
Als dann alles erledigt ist fahren wir weiter den Berg hoch zum ersten Platz am Steinsee und dann besichtigen wir auch den Platz Tierbergli. Beide sind für unsere Geschmäcker sehr schön und gross. Fantastisch, dass man hier die Möglichkeit hat, im Womo legal zu schlafen. Es hat sogar ein Kompost-WC hier aufgestellt. (Diese müssen übrigens extra für die Entleerung nach Zürich transportiert werden, falls sich jemand aufregt, weil die Übernachtung 20.- kostet…)
Wir platzieren uns auf dem obersten Platz und lassen die riesigen Berge und Gletscher auf uns einwirken. Sollen wir noch wandern gehen? Ach nein, haben wir ja schon heute Morgen gemacht. So geniessen wir die Berge und lassen es uns gut gehen.